Das traurige Ende einer Schule

Friedrichsthal · Zwar ist das Aus für die Edith-Stein-Schule schon lange bekannt, aber jetzt ist es grausame Realität. Gestern gab es in Friedrichsthal ein großes Abschiedsfest – auch mit Tränen.

 Beim Abschiedsfest signierten die Schüler gestern eine Fahne. Foto: Iris Maurer

Beim Abschiedsfest signierten die Schüler gestern eine Fahne. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Nackte Wände und gähnende Leere in den Klassenzimmern, Bänke und Stühle sind bereits fortgeschafft oder füllen gerade den dreizehnten Umzugswagen, der von Friedrichsthal nach Quierschied fährt. Denn die Edith-Stein-Gesamtschule wird zum Schuljahresende nach Quierschied verlegt und dort mit der Taubenfeldschule zusammengelegt (die SZ berichtete mehrfach). Bis zum Wochenende soll der Umzug des Inventars abgeschlossen sein; nur die Büros von Schulleiterin und Sekretärin stehen nächste Woche noch aus.

Am vergangenen Montag nahm die Verlegung bereits konkrete Züge an. "Als da die Umzugshelfer in ihren Arbeitskleidern in der Tür standen, wurde mir erst so richtig bewusst: Jetzt geht die Ära Edith-Stein-Schule zu Ende", erzählt Schulleiterin Monika Jung-Ries. Auch in ihrem Büro sammeln sich schon Kisten und Kasten für den anstehenden Umzug. Wobei sie zu den wenigen gehört, die nicht mit nach Quierschied gehen. Sie hat eine Stelle an einer Schule in Neunkirchen. "Mir fällt es mit am schwersten, von hier fortzugehen, denn ich gehe mit niemandem und kenne dort keinen", sagte Jung-Ries bei der gestrigen Abschiedsfeier. Trotzdem ermuntert sie Schüler und Lehrer , positiv in die Zukunft zu blicken: "Behaltet die Schule hier im Herzen, aber denkt in den Ferien auch an die Zukunft. Es nutzt nichts, etwas hinterherzuweinen."

Blick in die Zukunft

Trotz der Wehmut, die bei der Abschiedsfeier gestern mitschwang, und der Tränen, die vergossen wurden, machen Schüler und Lehrer das Beste aus der Situation und versuchen, guter Dinge in die Zukunft zu blicken. Zwar wird sich für nächstes Schuljahr vieles ändern, aber die Leitungen beider Schulen hätten sich große Mühe gegeben, den Umzug so einfach und angenehm wie möglich zu gestalten. Zwar müssen viele jetzt weitere Schulwege in Kauf nehmen - und das ist oftmals auch mit höheren Kosten verbunden -, aber die Schüler müssen nicht mehr als zwei Waben im Netz des Öffentlichen Personennahverkehrs zahlen, versichert Jung-Ries, das sei so mit dem Verkehrsverbund abgesprochen. Auch sei die Fahrtstrecke der bereits bestehenden Buslinie so ausgebaut worden, dass sie die Schüler von Friedrichsthal zur neuen Schule führt.

Außerdem haben die Schulleitungen bereits für viele Treffen unter den Schülern und Lehrern gesorgt, damit diese sich schon einmal kennenlernen konnten. Gerade diese Begegnungen hätten viele positiv gestimmt.

"Anfangs fanden wir es gar nicht so cool, weil das unser letztes Jahr hier gewesen wäre", erzählt Neuntklässlerin Michelle, "aber jetzt waren wir letzte Woche dort und freuen uns. Es sind alle ganz nett dort." Trotzdem bleibt bei manchen auch die Enttäuschung: "Ich finde das gar nicht schön, weil ich die Edith-Stein-Schule liebe, und uns hat man versprochen, dass wir hier unseren Abschluss machen können", sagt Fünftklässlerin Selina, "es ist nervig, erst neue Freunde suchen zu müssen, und jetzt wieder neue Freunde suchen zu müssen. Positiv ist nur, dass die Hälfte der Klassen so bleibt und auch die Lehrer mitkommen."

Neue Gesichter

Aber natürlich werden nicht nur alle mit vielen neuen Gesichtern konfrontiert, auch am Schulprogramm könnte sich einiges ändern. Möglicherweise muss etwa der Schwimmunterricht wegen Transportproblemen eingeschränkt werden, aber es könnte auch sein, dass das Programm im Ganztagsbereich oder im Bezug auf Arbeitsgemeinschaften erweitert wird, vermutet Manuela Jung von der Personalvertretung. Auch sie geht mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Zwar finde sie es schlecht, dass eine Schule, die sich so gegen Rassismus einsetzt, geschlossen wird, "aber wir freuen uns auch, was Neues zu erleben", sagt Jung. Traurig ist für viele nur, dass sich bei den Umzugsvorbereitungen, welche noch im Schuljahr stattfinden, ein Gefühl des "Rausgekehrt zu werden" entstehe.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort