,,Das ist erlebte Geschichte“

Friedrichsthal · 34 Personen fuhren vor wenigen Tagen auf die Insel Usedom mit dem Ziel, sich mit der deutschen Vergangenheit auseinanderzusetzen und gleichzeitig für den Frieden in der Welt zu arbeiten. Ein Ort, der sich dazu anbietet, ist die Jugendbildungsstätte (JBS) Golm des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Kamminke mit der angeschlossenen Kriegsgräberstätte.

29 Jugendliche, davon 23 aus dem Saarland, vier aus der Ukraine und zwei aus Rumänien haben sich mit Camp-Leiter Werner Hillen, ehemals Leiter der Edith-Stein-Schule in Friedrichsthal, auf Usedom zu einem Workcamp zusammengefunden. Initiiert wurde das Camp vom Landesverband Saarland des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, dessen Landeschef Hillen seit gut zwei Jahren ist. Er will die Jugendlichen stärker als bisher in die Gedenk- und Erinnerungsarbeit mit einbeziehen, sie für die Vergangenheit sensibilisieren und sie so für Friedensarbeit motivieren.

,,Es ist uns seit langer Zeit endlich wieder gelungen, ein Workcamp zu organisieren und durchzuführen", sagt der Landesvorsitzende. ,,Es war nicht einfach, ein solches Event ins Leben zu rufen, denn häufig funktioniert so etwas über die Mund-zu-Mund-Propaganda. Aber wir haben es geschafft." Und die Anstrengungen scheinen sich auch für die Jugendlichen auszuzahlen. Bereits nach einer Woche schwärmt Jerome, der behindert ist und im Rollstuhl sitzt: ,,In lockerer Atmosphäre lernen wir in einer Gemeinschaft von Jugendlichen einiges über unsere Geschichte und arbeiten gleichzeitig für den Frieden." Zu Beginn erhielten die Teilnehmer von der pädagogischen Betreuerin der Jugendbildungsstätte, Bettina Harz, Informationen über die vielfältigen Aufgaben des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Während eines Besuchs der Kriegsgräberstätte erkundeten sie selbstständig diesen Friedhof, auf dem es vier Grabfelder gibt. Unter anderem liegen dort die Toten, die Opfer des Bombenangriffs auf Swinemünde am 12. März 1945 wurden.

In einem ersten Workshop lernten die Jugendlichen Einzelschicksale kennen und studierten Zeitzeugenberichte. Dadurch wurden sie hautnah mit den schrecklichen Ereignissen des Zweiten Weltkriegs konfrontiert. ,,Das ist, im Gegensatz zum Unterricht in der Schule, erlebte Geschichte. Die wird uns im Gedächtnis bleiben, sie wird nachhaltig sein", meinte Robin.

Beim Arbeitseinsatz auf der Kriegsgräberstätte waren die motivierten Jugendlichen mit Eifer dabei. Sie machten die Holzkreuze mit Farbe winterfest, befreiten die Steinkreuze von Algen und Moos und wuschen die Namensplatten ab. Viele bedauerten, nur einen Tag dort arbeiten zu können, aber mehr Arbeit gibt die Anlage des Friedhofes nicht her. ,,Wenn wir an diesen Gräbern arbeiten, setzen wir uns mit der Vergangenheit auseinander, denken darüber nach und erkennen: So etwas Schreckliches darf nie wieder passieren", war die einhellige Meinung der Teilnehmer: ,,Nie wieder Krieg."

Die friedenspädagogische Arbeit wird unterstützt von der Bundeswehr, der Stiftung ,,Gedenken und Frieden", dem Landesjugendamt des Saarlandes und dem Regionalverband.

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