Frauenkreis „Handarbeit“ Das fröhliche Tanzen der Strick- oder Häkelnadeln

Bildstock · Der Handarbeitskreis „Flinke Finger“ trifft sich einmal pro Woche  im Bildstocker Kauftreff. Bis zu neun Frauen werkeln hier.

 „Die flinken Finger“ im Kauftreff Bildstock

„Die flinken Finger“ im Kauftreff Bildstock

Foto: Thomas Seeber

„Jetzt zieh ich das zum fünften Mal auf“, grollt Renate Junk. Der Loop will und will nicht klappen. „Ist doch nicht schlimm, da lernst du’s“, meint Monika Jung munter, von ihrer Fleiß-Arbeit hochschauend (sie strickt aus extra dünner Sockenwolle einen ganzen Pullover). Reihum wird genickt. So Phasen hat hier fast jede durch. Dann wandern alle Augenpaare rasch wieder nach unten, hin zu den tanzenden Häkel- oder Stricknadeln.

Seit Mai des vergangenen Jahres gibt es im Bildstocker Kauftreff den Handarbeitstreff, den die Anwesenden zur Feier des Tages spontan „Flinke Finger“ taufen. Initiiert wurde der Treff von Corinna Lang, zuständige Mitarbeiterin der Neuen Arbeit Saar – wie manch anderes Angebot für Senioren. Etwa Infoveranstaltungen mit Katja Becker vom Pflegestützpunkt Sulzbach oder das freitägliche „Café Schwätzje“: „Da bieten wir selbst gebackene süße und herzhafte Waffeln zum kleinen Preis an.“ Gedacht sei das vor allem für Ältere, „die nicht viel Geld haben“, aber trotzdem gern mal in gemütlicher „Kaffee“-Runde plaudern möchten. Los geht’s immer um 10 Uhr. „Es kam auch der Wunsch nach einem Spielnachmittag auf“, erzählt Corinna Lang. Diese Idee würde man gern umsetzen. Was fehlt, ist „eine Person, die die Planung in die Hand nimmt. Wir würden das natürlich auch organisatorisch unterstützen.“

Nach ersten Anlaufschwierigkeiten im Sommer hat sich der Dienstagnachmittag inzwischen etabliert. Ab 14 Uhr trifft man sich in lockerer Runde, Suppengrün, Windelpackungen und Tiefkühlpizza fast in Reichweite. Die Kaffeemaschine läuft, und es duftet verführerisch aus den Waffeleisen. Gerade kommt eine große, ältere Dame mit einem auffallend schönen gestrickten Dreieckstuch um den Hals zur Ladentür herein: „Und, geht es euch gut?“ fragt Gretel Trenz aufgeräumt und erntet fröhliches Nicken. „Ihr seht auch alle gut aus.“ Sie schält sich aus dem Mantel, legt die Beutel auf den Tisch, holt die Wollknäuel raus und dann klappern auch ihre Nadeln im Takt.

Bis zu neun Frauen, die älteste 86, die jüngste 44 Jahre alt, werkeln hier unter Anleitung von Gabriele Hauch. Die kaufmännische Angestellte leitete zuletzt die Molkerei-Abteilung im Bildstocker Edeka. Jetzt, im Ruhestand, fertigt sie vom Teddybär über den Filzhut bis zum komplizierten Strickmantel ein tolles Teil nach dem anderen. Als damals per Anzeige für den Handarbeitstreff eine Art Chefin gesucht wurde, hatte sie sich spontan gemeldet. „Ich mache schon ewig Handarbeiten. Nur sticken ist nicht so meins“, verrät die 71-jährige Bildstockerin.

Dann wendet sie sich wieder Gabriele Schilling und deren fünf Socken-Stricknadeln zu: „Da muss der Faden lang, dort musst du abheben“, erklärt Gabriele Hauch geduldig. Ihre „Schülerin“ ist 15 Jahre älter als sie und hat Probleme mit den „neuen Fersen“, die Bumerang heißen – „Strick-Latein“, dem der Laie andächtig lauscht.

Die Frauen wohnen entweder im Ort oder in Quierschied oder Friedrichsthal. „Das ist ja gerade das Schöne, dass nicht nur Bildstocker hier sind“, kommentiert das Brigitte Dörrenbächer. Sie sei damals neugierig gewesen, was nach der Geschäftsauflösung in das Ladenlokal am Kreisel rein kommt. Der kleine Supermarkt, in dem 15 langzeitarbeitslose, schwer vermittelbare Teilnehmerinnen für den Verkauf qualifiziert werden, sei ein Glücksfall: „Da hab ich richtig drauf gewartet.“ Alle loben das Personal, der Service sei super: Man kann spezielle Produkte bestellen,  und wer möchte, bekommt die Waren nachhause geliefert. Kostenlos. Auch Brigitte Dörrenbächer kauft hier regelmäßig ein: „Wenn man dienstags Handarbeiten macht, kann man gerade noch was mitholen. Das ist toll.“

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