Das blaue Wölkchen war gestern

Bildstock. Sie zieht und zieht und zieht - und es kommt nichts. Kein blaugraues Wölkchen, nein, kaum merklich nur ein bisschen Wasserdampf. Es dringt nichts Schädliches nach außen und man riecht auch nichts. Elke Flammann steht - wie schon seit 25 Jahren - in ihrem Tabakladen an der Illinger Straße in Bildstock und führt uns eine beeindruckende Erfindung vor: die rauchfreie Zigarette

 Elke Flammann präsentiert die rauchfreie Zigarette. Foto: SZ

Elke Flammann präsentiert die rauchfreie Zigarette. Foto: SZ

Bildstock. Sie zieht und zieht und zieht - und es kommt nichts. Kein blaugraues Wölkchen, nein, kaum merklich nur ein bisschen Wasserdampf. Es dringt nichts Schädliches nach außen und man riecht auch nichts. Elke Flammann steht - wie schon seit 25 Jahren - in ihrem Tabakladen an der Illinger Straße in Bildstock und führt uns eine beeindruckende Erfindung vor: die rauchfreie Zigarette. Ja, die gibt's wirklich, seit über einem halben Jahr vertreibt sie auch die 48-jährige Geschäftsfrau in ihrem Laden. Anfangs, sagt sie, war das Kunststoff-Ding der absolute Brüller, die Kundschaft fragte das unverfängliche Plastikteil rege nach. Weil in vielen Gaststätten nicht mehr geraucht werden darf, seit die Regierung den Gesundheitsschutz der nicht rauchenden Bevölkerung für sich entdeckt hat. Seither heißt es nicht nur für Hunde vor Bäckereien, sondern auch in Kneipen und Restaurants für alle Zweibeiner, die vom Nikotin nicht lassen können: Wir müssen leider draußen bleiben. Es kam der Sommer und mit ihm die Gelegenheit, in Biergärten und auf Wirtshaus-Terrassen zu rauchen. Also legte sich in Bildstock ein wenig die Nachfrage nach dem geruchlosen Stäbchen. Man griff wieder beherzt zum gewohnten Stink-Stängel. Und nun ist er da, der Herbst, mit all seiner Feuchtigkeit und Kälte und die Nachfrage, meint Elke Flammann, wird gewiss wieder stark steigen. Sie selbst hat umgestellt auf das geruchfreie Teil. Und wird, wie neulich noch beim Brunch, neugierig beäugt. "Was ist denn das?", verwundern sich die Leute, die so etwas noch nie gesehen haben. Die elektronische Zigarette besteht, grob vereinfacht, aus einem Nikotindepot im auswechselbaren Mundstück und einer aufladbaren Batterie. Vorne glüht es zwar wie bei der echten, doch diese Zigarette wird nicht heiß. Und es gibt keine Ascherückstände. Vor allem, so schwört der Hersteller, sind in dem Produkt die etwa 4000 chemischen Bestandteile einer herkömmlichen Zigarette nicht enthalten, von denen einige als krebserregend verdächtig sind. Billig ist das uns vorgestellte rauchfreie Raucher-Set nicht, die Grundausrüstung kostet 99 Euro. Wobei man wählen kann zwischen vier verschiedenen Geschmacksstärken - inklusive nikotinfreiem Exemplar. Das eignet sich vielleicht für diejenigen Raucher, die endlich ihre Sucht loswerden wollen, aber ohne das Stängelchen in der Hand so einfach nicht aufhören können. Elke Flammann geht derweil ins Restaurant und qualmt, ohne Dreck und Gerüche zu hinterlassen. Und siehe da: Kein Mensch regt sich auf.

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