Gute Unterhaltung Wort-Jongleure folgen auf den Meister der Magie
Friedrichsthal · Zauberer Kalibo und das skurrile Duo „Schwarze Grütze“ ließen ihre Gäste auch in Friedrichsthal mal einen herrlich komischen Abend lang das Alltagsgrau vergessen.
Wer diesen Meister der Illusionen bereits erlebt hat, weiß: Wenn orangefarbenes Konfetti auf die Bühne rieselt, dann ist Kalibo da. Der saarländische Berufszauberer mit dem frechen Mundwerk gilt als Garant für gute Unterhaltung.
Er gestaltete den ersten Teil des „Comedy im Frühling“-Programms, das auf seinem Weg durch den Regionalverband auch in der Friedrichsthaler Bismarckhalle zu sehen war. Kalibo, alias Kai Oliver Borchers, stand schon in gut 70 Ländern auf der Bühne und ist regelmäßig zu Gast auf Kreuzfahrtschiffen.
Er schüttelt die Gags aus dem Handgelenk wie seine Spielkarten oder Geldscheine, die er kurz zuvor verschwinden ließ oder gar verbrannte. So bringt er sein Publikum regelmäßig gleichermaßen zum Lachen wie zum Staunen.
„Ich danke euch, dass ihr alle gekommen seid. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie nervös ich bin, endlich wieder vor Publikum spielen zu dürfen“, sagte er den gespannten Zuschauern. „Dabei kann so viel schiefgehen – schon bei der Begrüßung. Das habe ich 2017 gemerkt, als ich eine Vorstellung im Gefängnis spielte und dort sagte: ,Schön, dass Sie alle hier sind.‘ Die Stimmung war augenblicklich im Keller.“
Das war sie in Friedrichsthal definitiv nicht. Ganz im Gegenteil. Nach diesem Schenkelklopfer konnte nichts mehr schiefgehen. Erst recht nicht mit Sabine aus Saarbrücken oder Manfred aus Lebach, die sich Kalibo aus dem Publikum zur Verstärkung auf die Bühne holte. Mit Tricks aus der Mentalmagie-Kiste erriet er korrekt eine prominente verstorbene Person, die Sabine zuvor mittels Kartenziehen ausgewählt hatte.
Manfred musste mit Schrecken miterleben, wie ein von ihm markierter 50-Euro-Schein vor aller Augen verbrannte. Aber Kalibo wäre nicht Kalibo, wenn der Fünfziger nicht nach einer Reihe frecher Sprüche und Anekdoten wieder an anderer Stelle in einem verschlossenen Umschlag auftauchen würde.
Noch während die Gäste rätselten, wie das möglich war, beendete Kalibo den ersten Teil des Abends mit den Worten: „Vielen Dank, dass ich so tun durfte, als könne ich zaubern und dass Sie so getan haben, als würden Sie es mir glauben“, und kündigte das Potsdamer Musikkabarett-Duo „Schwarze Grütze“ an.
Dirk Pursche und Stefan Klucke stehen seit 1995 gemeinsam auf der Bühne und haben schon allerhand Kleinkunstpreise eingeheimst. „Schwarze Grütze“ – der Name ist ernst gemeint, denn: Grütze ist im Brandenburgischen Dialekt die doppeldeutige Beschreibung für Scharfsinn und Blödsinn. Schwarz war beim Programm der beiden Kabarettisten allerdings nur der Humor, denn der Rest sprühte nur so vor bunter Abwechslung. Georg Kreisler hätte an den bitterbösen Liedern seine helle Freude gehabt.
So sangen die Vollblutmusiker Lieder voller Ironie – sich selbst begleitend mit Gitarren, Bassukulele, Keyboard oder diversen anderen Instrumenten – mit politisch unkorrekten Tabuthemen wie dem Essen von Fleisch aussterbender Tiere oder der Suche nach Bodenschätzen mithilfe eines Metalldetektors auf dem Friedhof. „Wir geben dem Affen Zucker, bis er Diabetiker wird!“ Das war pechschwarzer Humor, gepaart mit genialen Wortspielen. Urkomisch die Versuche, „vegane Sprache“ durchzusetzen: „Geflügel“-te Worte wie „mir geht es ,Sau‘-gut“ oder, „das geht auf keine ,Kuh‘-Haut“ sollten nicht mehr verwendet werden. Sprichwörter wurden stattdessen angepasst zu: „Jetzt mal Margarine bei die Möhren“ und: „Mein Geist ist willig, aber mein Salat ist schwach.“
Dies sorgte für Beifallsstürme und Zwerchfellattacken im ständig kichernden Publikum. Beim Protestlied „Nieder mit der Autokorrektur“ wurden aus „Schindluder“ auf einmal „Schundlieder“ und aus „Ich habe die Ruhe sehr genossen“ unfreiwillig „Ich habe die Hure sehr genossen“. Das kann natürlich in einer Beziehung zu Problemen führen.
Im Laufe des Abends verbogen die beiden weiter Redewendungen und brachten die Sprache, dem Zeitgeist folgend, „auf Vorderfrau“. Denn merke: „Wortwahl ist meist kein ,rainhilder‘ Zufall.“
Warum nicht einmal „Petrasilie“ kaufen oder nach dem Sport über „Muskelkatze“ klagen? Das wäre „herr-frau-ragend“ und wahre „E-frau-zipation“. Als Fazit stellte das Duo fest „Worte sind zum Sprechen einfach ungeeignet!“
Fazit: Das war allerbestes scharfsinniges Musikkabarett mit herrlichem Wortwitz, der den Gästen großes Vergnügen bereitete. Aber: „Alles hat ein Ende, nur die Gurke hat zwei. Es war ein schöner Abend, auch für euch“, fanden die Künstler des Abends, stets voller ironieschwangerer Begeisterung ob des schnöden Turnhallen-Flairs der abendlichen Kulturspielstätte in der „quirligen kleinen Metropole Friedrichsthal“.