Besuch im ehemaligen KZ bewegt Schüler

Friedrichsthal. Seit acht Jahren trägt die Erweiterte Realschule Friedrichsthal (Edith-Stein-Schule) die Auszeichnung "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage". "Die Auszeichnung ist auch Programm", betont Rektor Werner Hillen

 Friedrichsthaler Schüler vor dem Lagertor in Natzweiler-Struthof. Foto: Schule

Friedrichsthaler Schüler vor dem Lagertor in Natzweiler-Struthof. Foto: Schule

Friedrichsthal. Seit acht Jahren trägt die Erweiterte Realschule Friedrichsthal (Edith-Stein-Schule) die Auszeichnung "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage". "Die Auszeichnung ist auch Programm", betont Rektor Werner Hillen. "Wir haben für alle Klassenstufen Inhalte zusammengestellt, die geeignet sind, alle unsere Schüler mit dieser Thematik vertraut zu machen. So ist für die Klassen 9 und 10 wenigstens ein KZ-Besuch vorgesehen." Vergangene Woche fuhren 74 Jungen und Mädchen der Klassen 9 M und 10 mit ihren Klassenlehrern sowie die Schüler der Projektgruppe "Gegen Rassismus und Gewalt" mit ihrem Projektleiter Werner Hillen ins ehemalige Konzentrationslager (KZ) Natzweiler-Struthof. Die DGB-Jugend unter Leitung von Mike Kirsch hatte die Tour organisiert. Die Gedenkstätte des Lagers Struthof liegt im Elsass, auf einem Gipfel der Vogesen in 800 Meter Höhe. Wie in Büchern nachzulesen ist, war das Lager, am 21. Mai 1941 fertig gestellt, kein Vernichtungslager im engeren Sinne, sondern diente als Straf- und Arbeitslager. Berüchtigt war es durch die medizinischen Versuche an den Häftlingen.Nach knapp dreistündiger Busfahrt erreichte die Gruppe der Edith-Stein-Schule den Bahnhof Rothau auf einer Höhe von 200 Metern. Dort begannen Mitarbeiter der DGB-Jugend mit der Führung. 600 Höhenmeter waren noch bis zum Lager zurückzulegen, eine Gesamtstrecke von etwa fünf Kilometern. Diese Straße musste von den Häftlingen des Lagers mit einfachsten Werkzeugen und Geräten gebaut werden. Im Lager besuchten die Schüler das neu erbaute Denkmal und den Friedhof mit den unzähligen Holzkreuzen. Von dort ging es zum Lagertor, wo eine Belehrung verlesen wurde, die sich jeder Häftling anhören musste. Der Weg führte weiter am Museum vorbei zur Krankenstation, zum Gefängnisbau und Krematorium mit seinem schief stehenden Schornstein, zum Aschegrab und zum Block 13, in dem pseudowissenschaftliche Experimente an Menschen gemacht wurden. Den Schlusspunkt bildete der Galgen. An allen Stationen lasen die Schüler Zeitzeugenberichte vor, wodurch sie in die Lage versetzt wurden, das damalige Geschehen nachzuempfinden. Auch das Museum schauten sich die Jugendlichen an. "Sie waren von dem KZ-Besuch stark bewegt", berichtete Hillen. Mit Worten wie "grausam, angewidert, ekelhaft, pervers, unvorstellbar, wahnsinnig, krank, Angst einflößend" beschrieben sie ihre Gefühle. Selina Thorn äußerte sich: "Die Vorstellung, dass die Menschen teilweise lebendig verbrannt wurden, ist das Grausamste, was ich bis jetzt in meinem Leben erfahren habe." Alle waren sich einig, dass der Besuch eines KZ für sie wichtig war. Das Fazit der Schüler: "Unterricht, Bücher, Filme und sämtliches Material können nicht zeigen, wie schrecklich das alles war. Man muss einfach einmal an diesem Ort gewesen sein und sich darauf einlassen, um auch nur einen Hauch davon nachempfinden zu können." Und Philipp Stadtfeld meinte: "Wir alle zusammen können dazu beitragen, dass so etwas nie wieder passiert." me

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