Porträt Mit viel Herz für ihr Friedrichsthal

Friedrichsthal · Anne Hauptmann hat sich als Erste Beigeordnete und darüber hinaus für ihren Heimatort eingesetzt.

 Anne Hauptmann vor dem Friedrichsthaler Rathaus: 15 Jahre lang war sie dort Erste Beigeordnete.

Anne Hauptmann vor dem Friedrichsthaler Rathaus: 15 Jahre lang war sie dort Erste Beigeordnete.

Foto: BeckerBredel

Anne Hauptmann (70) war 15 Jahre lang die Erste Beigeordnete des Friedrichsthaler Bürgermeisters und engagierte sich seit 1989 für die SPD in der Kommunalpolitik. Dort war sie Stadträtin und hatte mit ihrer Fraktion lange eine absolute Mehrheit, was sie gar nicht so toll findet: „Absolute Mehrheiten bringen immer das Risiko mit sich, dass die Opposition hinten runterfällt. Dabei ist es in der Kommunalpolitik wichtiger als auf jeder anderen politischen Ebene, dass Entscheidungen sinnvoll sind und von möglichst vielen Menschen mitgetragen werden“, sagt sie im Rückblick. Die Mitwirkung aller Parteien an gemeinsamen Zielen dürfe man nie aus den Augen verlieren, sagt die gelernte Verkäuferin, die in einem Pelzhaus lernte und deren letzte Arbeitsstation die Saarbrücker Zeitung war. Als Stadträtin und SPD-Ortsvereinsvorsitzende engagierte sie sich für den Strukturwandel in Friedrichsthal, für den Erhalt des Schwimmbads und die Gründung eines Jugendzentrums. Neubaugebiete wurden erschlossen. „Friedrichsthal hat Schulden, aber die öffentlichen Einrichtungen haben wir nie vernachlässigt“, sagt sie heute nicht ohne Stolz auf das, was man in Friedrichsthal trotz leerer Kassen immer wieder erreicht habe.

Und gerade solche Politik lebe von der Beteiligung aller. Daher habe sie sich auch um die Jugend bemüht. „Wir planten ein Jugendparlament in der Stadt, haben dann aber davon abgesehen, weil wir glaubten, dass dort zwar viel geredet wird, es aber nicht zu Umsetzungen kommen würde. Der Landesjugendring riet uns damals davon ab. Wir entschieden uns für etwas anderes und gründeten den Arbeitskreis kinder- und jugendfreundliches sowie familienfreundliches Friedrichsthal. Der feiert in diesem Oktober sein 30-jähriges Bestehen und hat viel erreicht.“

Friedrichsthaler Vereine schlossen sich zusammen, 1999 gab es ein „Testival“ – ein Wortspiel aus „Test“ und „Festival“. Der Beteiligungsevent für Kinder und Jugendliche gewann den Ehrenamtspreis, ein Streetballturnier mit der Polizei schloss sich an, dann eine Projektwoche mit der Edith-Stein-Schule gegen Gewalt oder mehrere Jugendfreizeiten. Friedrichsthaler Sozialberichte wurden erstellt, der Verein stellte Kindertheater auf die Beine, suchte Ostereier am Hoferkopf und Spielplatzfeste. Kommunalpolitiker hörten hin und tauschten sich aus, Probleme fanden auf diesem Weg Niederschlag im Stadtrat. „Ein Zuhörprozess kam in Gang“, sagt die 70-jährige, die auch heute noch einmal im Monat ins Rathaus geht. Dort lagern unterm Dach Gebrauchtwaren für Flüchtlinge, die man dort abgeben kann und an die geflüchteten Familien ausgegeben werden.

Anne Hauptmann erhielt in diesen Tagen für ihr Engagement die Bundesverdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Bei der Festveranstaltung in Saarbrücken wurden drei Frauen ausgezeichnet, die wir an dieser Stelle in loser Folge vorstellen.

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