Am Ende lüftete der „Apfelking“ sein gut gehütetes Geheimnis

Friedrichsthal · Jüngst bot die Stadtbücherei Friedrichsthal wieder Raum für eine Autorenlesung. Ein Schriftsteller unter dem Pseudonym "Apfelking" trat auf, der sich selbst als ein im selbstgewählten bundesdeutschen "Exil" lebender Saarländer beschrieb.

Auch der Titel "Doppelripp mit Eingriff" machte neugierig - was mochte sich hinter diesem vielleicht nicht sonderlich eleganten Titel verbergen?

Der zunächst anonymisierte Autor berichtete aus dem mehr oder minder deprimierenden Milieu seiner frühen Jahre. Man hörte von der streitbaren Mutter sowie dem fleißigen, jedoch wirtschaftlich keinesfalls erfolgreichen Vater. Die glücklose Welt eines Arbeiterhaushaltes der sogenannten Wiederaufbaujahre erstand in den schlichten Sätzen des Autors vor den Augen der Zuhörer.

Es wurde schnell deutlich, dass einer, dem dieses Leben nicht genügen will, sich Höherem zuwendet und der als muffig empfundenen Heimat den Rücken zukehrt. Der Autor schilderte beispielsweise, wie er als Gast im bourgeoisen Haushalt eines Freundes noch im späten Jugendalter mit dem Gebrauch von Messer und Gabel seine Schwierigkeiten hatte. Es musste wohl etwas außerhalb der spartanischen Welt seines Elternhauses geben, für das es sich zu leben lohnte. Dass es die abenteuerlichen Touren im Kameradenkreis nicht sein konnten, wurde klar.

Das spannend geschilderte Stibitzen von Cognac aus einem Getränkelager blieb nicht unentdeckt und die Strafe folgte - mit der glücklichen Folge, dass sich der Autor aus dem leicht kriminellen Milieu seiner Bekanntschaften befreite und ihm nach dem ehrgeizigen Besuch von Schule und Studium eine gesicherten Existenz bevorstand.

Verständlich, dass sich auch einige Jugendfreunde nach Friedrichsthal begaben und dort die treue Gästeschar der Stadtbücherei ergänzten. Alle begegneten den Schilderungen von "Apfelking" mit Spannung und Interesse. Letztlich war sein Geheimnis gelüftet: Wolfgang Büttner hatte in die Heimat zurückgefunden, und so war er an den Entwicklungen unseres Landes in den letzten Jahrzehnten ebenso interessiert wie die Zuhörerschaft an der seinen.

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