Begegnungsstätte Alles begann mit Baracken und Plumpsklos

Friedrichsthal · Rückblick auf 40 Jahre Caritas-Gemeinwesenarbeit in Friedrichsthal: Fest mit Erinnerungen, auch an Ausflug zur Rolltreppenfahrt.

 Magier Kalibo zaubert vor Kindern und Erwachsenen.

Magier Kalibo zaubert vor Kindern und Erwachsenen.

Foto: Thomas Seeber

Wegen der Caritas- Gemeinwesenarbeit (GWA) war Elisabeth Junk zum ersten Mal im Theater. Die Friedrichsthalerin erinnerte sich beim Tag der offenen Tür anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Einrichtung an ihre ersten Schritte zum Engagement dort. Seit 1989 kümmert sie sich in enger Abstimmung mit der GWA um den „sozialen Brennpunkt“, das Wohngebiet Kolonieschacht, war auch Sprecherin der Bewohnervertretung. So organisierte sie verschiedene Fahrten, einmal mit einer Kutsche durchs Mandelbachtal. Es sei extrem wichtig gewesen, „mal rauszukommen“, gerade für die Kinder. „Wenn einem etwas auf der Seele brannte, waren die Caritas-Mitarbeiter die einzigen, die einem zuhörten“, erzählt sie.

Einer, der vom ersten Tag an zuhörte, ist Dieter Berger. Der Mann aus Norddeutschland fing 1977 bei der Caritas an, leitete rund zehn Jahre die Einrichtung. Auch er blickte auf die Anfänge zurück, erinnerte sich daran, wie schockiert er war, als er die Baracken mit den Plumpsklos sah. „Das gab es in anderen Häusern nicht mehr“, so Berger. Zuerst galt es, Vertrauen aufzubauen und Kontakte herzustellen, wie er erzählt. Dafür sei er mit Zetteln durch die Siedlung gelaufen, um die Werbetrommel zu rühren.

Dabei war es sein Bestreben, nicht als Macher aufzutreten, sondern immer mit den Bürgern gemeinsam zu agieren – offensichtlich gelang ihm dies. Nach dem Motto „Raus dem Ghetto, hienin in die Gemeinde“, wie er formulierte, erinnerte auch er sich an so manchen gemeinsamen Ausflug zurück. Einmal fuhr man einfach in ein Warenhaus nach Saarbrücken und fuhr Rolltreppe. Manche Frauen seien zum ersten Mal überhaupt aus Friedrichsthal herausgekommen.

Dass die Einrichtung in der Elversberger Straße 74 auch heute noch wichtige Begegnungsstätte ist, wurde jetzt wieder deutlich. So wuselten beim Programm für die jungen Besucher Dutzende Kinder durch das Haus. Hier ließ man sich ein Kurzzeit-Tattoo auf den Arm zeichnen, dort konnte man Buttons oder eine Leinwand bemalen. „Es ist wichtig, an so einem Tag die Pforten noch weiter zu öffnen als sonst“, sagte Michael Groß, Caritas-Direktor Saarbrücken. Im Frühjahr habe es bereits eine offizielle Feier gegeben „und das heute ist fürs Herz“, so Groß. Einer, der ebenfalls ein großes Herz hat, ist Werner Hubertus. Er leitet die Einrichtung in Friedrichsthal seit nunmehr 20 Jahren und ist seit 30 Jahren insgesamt hier tätig. Auch er schwärmte ein wenig im Sellemols, auch wenn er gleichzeitig daran denken musste, von wie vielen Weggefährten man sich bereits verabschieden musste – wegen Krankheiten oder durch gefährliche Berufe. Da auch viele Flüchtlinge die Angebote der Einrichtung annehmen, erinnerte er daran, dass die Integration im Grunde erst jetzt und abseits der großen Medien stattfinde. „Wenn Ressourcen da sind, die andere stützen, dann gelingt das“, zeigte er sich zuversichtlich.

Auch ihm ist eine Fahrt besonders in Erinnerung geblieben. Während der Fußball-Weltmeisterschaft 1990 in Italien sei man mit der Jugendfreizeit in der Bretagne gewesen, wo es von 14 Tagen an neun regnete. Als die deutsche Mannschaft als Turniersieger hervorging, sei man über die Goldene Bremm zurückgefahren, wo man von hupenden Autos empfangen wurde. „Die waren alle wegen uns da“, sagte Hubertus lachend.

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