Antifeminismus Workshop: Schlagfertig dagegen halten in frauenfeindlichen Diskussionen
St. Johann · Wie reagiert man am clever, schnell und argumentativ überzeugend auf antifeministische Ressentiments, wie sie im alltäglichen Diskurs immer wieder vorkommen? Am Samstag lässt sich das bei einem Workhop in Saarbrücken trainieren.
Der feministische Kampf ist seit jeher einer, der an mehreren Fronten ausgetragen wird. Oder vielmehr: Ausgetragen werden muss. Einerseits wollen Feministen und Feministinnen mangelnde Gleichberechtigung aufdecken, Missstände anklagen und vor allem auch juristische, politische und gesellschaftliche Veränderungen anregen und einfordern. Oft wird dabei nicht im Sinne eines produktiven Gedankenaustauschs darüber diskutiert, wie wir als Gemeinschaft aus Frauen, Männern und allen, die sich geschlechtlich nicht binär definieren, eine Welt erschaffen können, die für alle Selbstbestimmung, Freiheit und Gleichheit in gleichem Maße bereithält. Vielmehr verlagern sich die Diskussionen immer öfter hin zu einer Hinterfragung der Daseinsberechtigung des Feminismus im Allgemeinen. Aussagen wie „Feminismus bedeutet Männerhass“, „Homosexuelle drängen ihre Sexualität der Öffentlichkeit auf“, „Gleichberechtigung ist doch eigentlich längst erreicht“ und „Biologie ist doch total eindeutig“ sind dabei klassische Aussagen des anti-feministischen Argumentations-Repertoires. Was man/frau dem entgegensetzen könnte, das vermittelt ein Workshop am Samstag, 9. Juli, in der FrauenGenderBibliothek in Saarbrücken. Referentin dieses „Argumentationstrainings gegen Antifeminismus“ ist Petra Melchert von der „Fachstelle gegen Rechtsextremismus – für Demokratie“.
Seit vielen Jahren gebe es eine hohe Nachfrage nach solchen Coachings, weiß sie zu berichten. Sie spricht von einer „ersten Welle“ 2015, als Millionen Flüchtlinge aus Syrien und anderen muslimischen Ländern nach Europa kamen. Und mit ihnen das Vorurteil, dass Frauenhass ohnehin nur von anderen, fremden Kulturen ausgehe. In Europa habe sich das Problem erledigt, argumentieren Kritiker.
„Die Themen haben gewechselt“, berichtet Melchert. „Heute wird zum Beispiel viel gegen die Selbstbestimmung für Trans-Menschen gewettert.“ Es brauche deshalb Gegenargumente und Diskussionsstrategien. Sie ist der Meinung: „Je mehr Regenbogen-Flaggen es gibt, desto mehr Gegenwehr entsteht.“ Ganz oft höre man etwa, beim Feminismus gehe es gar nicht um Gleichberechtigung, vielmehr sei das Ziel eine Frauenherrschaft und die Etablierung der Männer als neuer Minderheit, sagt Petra Melchert. Deshalb gehe es im ersten Schritt ihrer Argumentationstrainings darum, derartige Argumente zusammenzutragen. „Wir sammeln in der Gruppe Erlebnisse und Situationen, die zu Sprachlosigkeit geführt haben, in denen wir uns im Nachhinein gewünscht haben, anders hätten reagieren zu können.“
Dann folgt die genaue Analyse solcher Situationen. „Man muss sich erst einmal bewusst machen, dass die Parolenschreier sich diese Aussagen ja nicht selbst ausgedacht haben“, findet die Trainerin. „Andererseits folgen diese Aussagen einer Schwarz-Weiß-Polemik“. Genau das mache es oft so schwierig, sich gegen verbale antifeministische Angriffe zu wehren.
Deshalb müsse man bei den eigenen Gegenargumenten viel differenzierter sein, erklärt Melchert die Herausforderung. „Indem man zum Beispiel klarstellt, dass Männer in unserer Gesellschaft sehr weit von einer Benachteiligung entfernt sind.“ Für Männer sei bereits gesorgt, findet die Feministin und führt die höhere Wahrscheinlichkeit von Altersarmut oder eine nachgewiesen geringere Quote an unbefristeten oder Vollzeit-Arbeitsverhältnissen für Frauen als Beispiele für deren strukturelle Benachteiligung an.
Um zu kontern, müsse man die richtige Strategie finden, betont Melchert. „Die einen werden eher laut, andere entziehen sich bewusst solchen Situationen. Da muss man auch schauen, wie sehr das einen emotional trifft“, erklärt sie. In ihrem Workshop entwickele sie mit den Teilnehmenden einen Werkzeugkoffer mit Argumentationshilfen. Immer lohne es sich aber, Stellung zu beziehen, betont Petra Melchert. Auch wenn das nicht unbedingt bedeuten müsse, in jede Diskussion einzusteigen.
Der Workshop findet am Samstag, 9. Juli, von 10 bis 17 Uhr in der FrauenGenderBibliothek Saar in Saarbrücken statt. Die Teilnahme ist kostenfrei. Eine Anmeldung ist erforderlich unter info@frauengenderbibliothek-saar.de