Start ganz ohne Noten Ohne Familie Strauss kein Kinderchor

Rilchingen-Hanweiler · Franz-Ludwig Strauss gründete den Chor 1969, seine Söhne Johannes und Mathias traten in seine Fußstapfen.

 Matthias  und Franz-Ludwig Strauss mit dem  Kinderchor  von Rilchingen-Hanweiler.

Matthias und Franz-Ludwig Strauss mit dem Kinderchor von Rilchingen-Hanweiler.

Foto: Heiko Lehmann

Wenn Franz-Ludwig Strauss an die Anfänge des Kinderchores vor 50 Jahren in Rilchingen-Hanweiler denkt, kommt er ins Schwärmen. „Das war damals etwas ganz Neues. Es gab nur den Erwachsenenchor im Kirchenchor, und der sang ausschließlich kirchliche Musik. Der Kinderchor sang direkt Musik mit Pep, und das gefiel“, erinnert sich Franz-Ludwig Strauss. Der heute 72-Jährige gründete im Jahr 1969 den Kinderchor, und es kamen in den ersten Monaten bereits 70 Kinder in die Probe. „Ich habe mir damals von berühmten Kinder- und Jugendchören Schallplatten gekauft, angehört und die Texte notiert und an alle Kinder verteilt. Das haben wir dann auch auf vielen Festen gesungen – einfach so, ohne Noten. Die Menschen waren begeistert“, blickt Franz-Ludwig Strauss zurück.

Bis 1991 hat der ehemalige Lehrer den Chor geleitet, dann war Zeit das Amt in der Familie weiterzugeben. „Ich kam mir irgendwann vor wie ein Opa bei den ganzen Kindern. Da musste frischer Wind rein“, sagt der 72-Jährige. Sein ältester Sohn Johannes Strauss übernahm die Leitung. Allerdings nur für drei Jahre, dann musste Johannes für ein Kirchenmusikstudium nach Regensburg ziehen.

Franz-Ludwig Strauss, der im Jahr 1964 auch den Organistendienst in der katholischen Kirche in Rilchingen-Hanweiler übernahm, sprang wieder ein und leitete den Kinderchor für weitere elf Jahre. „Das Ding mit dem Organisten ist witzig. Ich sollte das eigentlich nur Übergangsweise machen, bis ein neuer Organist gefunden ist. Die Übergangsphase dauert jetzt 55 Jahre“, erzählt der gebürtige Trierer.

Nach dem Herbstkonzert im Jahr 2005 übergab Dirigent Franz-Ludwig Strauss die Leitung des Kinderchores an seinen jüngsten Sohn Matthias Strauss. Dieser leitet den Chor bis heute und hat mit den Kindern extra für das 50-jährige Bestehen in diesem Jahr eine Jubiläumsmesse einstudiert. „Die Arbeit mit den Kindern macht einfach Spaß. Diese Art von Musik gefällt mir. Die Kinder sind mit Elan dabei, und die Eltern bringen sich auch ganz toll ein. Es läuft gut“, berichtet der 36-Jährige von der aktuellen Arbeit im Chor.

Die Hilfe von Eltern hatte Franz-Ludwig Strauss damals nicht. Er musste mit seiner Frau alles alleine organisieren. An Weihnachten wurden die Geschenke für alle Kinder selber gekauft und eingepackt, und im Sommer bekamen die Kinder oft eine spontane Runde Eis spendiert. „Wenn dir eine solche Arbeit Spaß macht und du mit Herzblut dabei bist, dann ist es keine Arbeit, sondern eine Freude“, sagt Franz-Ludwig Strauss.

Seit 50 Jahren leitet die Familie Strauss nun den Kinderchor, und die Motivation bei Matthias Strauss ist groß, das Erbe noch viele Jahre lang in die Zukunft zu tragen. In vielen anderen Orten gibt es keine Menschen mehr, die bereit sind, die Leitung eines Kinderchores zu übernehmen. Die Zukunft wird immer schwieriger.

„Es gibt bei uns einfach keine jungen Musiker mehr, die einen Kinderchor führen wollen. Und junge Musikstudenten aus Saarbrücken kommen nicht zweimal in der Woche aufs Land gefahren, um einen Chor zu leiten und am Wochenende auch noch irgendwo aufzutreten. Lassen wir uns mal überraschen, wie das mit den Kinderchören weiter geht“, sagt Franz-Ludwig Strauss.

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