Diakonie Saar Flüchtlinge machen sich stark für Integration

Saarbrücken · Der Verein Massar wurde von und für Migranten gegründet und hilft geflüchteten Menschen vor Ort. Die Diakonie Saar unterstützt das Projekt.

 Ein gutes Miteinander (von links): Saadun Suhyla, Katharina Degel und Tamin Ammouri vom Verein „Massar“ mit Petra Philipczyk vom Projekt „Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit“ der Diakonie Saar.

Ein gutes Miteinander (von links): Saadun Suhyla, Katharina Degel und Tamin Ammouri vom Verein „Massar“ mit Petra Philipczyk vom Projekt „Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit“ der Diakonie Saar.

Auf einem großen Tisch werben Zettel für einen „Integrativen Schnupperkurs Badminton“. Rundum sitzen Menschen, jung und alt, aus zahlreichen Ländern, plaudern miteinander, lachen, aber es geht wohl auch um ernste Themen. Etwas abseits wird das kommende Sommerfest geplant.

Jeden Dienstag findet im katholischen Pfarrsaal von St. Michael in Saarbrücken von 16 bis 18 Uhr ein Begegnungscafé statt. Es wird angeboten vom Projekt „Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit“ der Diakonie Saar. Dort ist im vergangenen Jahr die Idee entstanden, einen Verein von und für Migranten zu gründen. Nun sind alle Formalitäten erledigt, und auch ein Name wurde gefunden: „Massar“.

„Massar heißt auf Arabisch ,der Weg’“, erläutert der erste Vorsitzende Tamin Ammouri. „Wir wollen Menschen, die in Deutschland eingewandert oder nach einer Flucht gestrandet sind, Wege aufzeigen, wie sie sich integrieren können.“

Der Verein hat mittlerweile 30 Mitglieder, die aus Syrien, Bulgarien, Eritrea oder auch aus Deutschland kommen. Mit der Diakonie Saar bieten die Mitglieder erste Sprachkurse an.

Sie kümmern sich insbesondere um Familien mit Kindern, unterstützen bei Ämtern und Behörden und versuchen, Arbeitsplätze zu vermitteln. Im August soll ein monatlicher Kochabend starten. Jede und jeder kann dafür Rezepte aus seiner Heimat mitbringen.

„Wir kennen die Probleme der Migranten durch unser eigenes Schicksal“, sagt Tamin Ammouri. Der 32-Jährige war vor drei Jahren vor dem Krieg aus Syrien nach Deutschland geflüchtet. In den Häfen von Latakia und Tartus hatte er nach seinem Studium in den Fächern „Wirtschaft und Handel“ als Vertriebsleiter einer Export- und Importfirma gearbeitet.

Mittlerweile spricht er hervorragend deutsch und ist offiziell als Flüchtling anerkannt. Doch bis Tamin Ammouri schließlich Arbeit fand, war es ein langer Weg. Mit seiner Sprachlehrerin Katharina Degel schrieb er unzählige Bewerbungen.

„Mal wurde meine Ausbildung nicht anerkannt, mal war ich überqualifiziert.“ Geklappt hat es schließlich bei der Saarbrücker Zeitung. Nachts bringt er als Fahrer die Zeitungen zu den Zustellerinnen und Zustellern.

Auch Katharina Degel engagiert sich ehrenamtlich im Vorstand. Sie ist Schriftführerin und im Verein für alle Formalien zuständig. Die 32-Jährige hat Deutsch als Fremdsprache studiert. Ihr geht es um den Austausch zwischen den Einheimischen und den neuen Bürgerinnen und Bürgern – in der Freizeit und im Beruf. Sie kennt viele Flüchtlinge, die gern arbeiten würden, aber leider bekämen nur wenige die Chance. Sie lässt sich aber nicht entmutigen und schreibt mit ihnen Bewerbung um Bewerbung. „Wo Begegnung möglich ist, gibt es auch kaum Probleme“, sagt sie.

Sorgen macht Tamin Ammouri die aktuelle Diskussion über die Asyl-Politik in Deutschland. „Wir sind nicht wegen des Geldes nach Deutschland gekommen“, sagt Tamin Ammouri. „Wir konnten in unserem Land nicht bleiben und sind vor einem fürchterlichen Krieg geflüchtet.“

Beide sind froh über die Kooperation mit der Diakonie Saar. So kann der Verein Räume und Geräte nutzen. Für Anne Fennel aus der Geschäftsführung des Wohlfahrtsverbandes ist angesichts der gemeinsamen Ziele die Unterstützung selbstverständlich: „Sich kennen und miteinander etwas tun – das ist die beste Art, Vorurteile zu überwinden und ein realistisches Bild voneinander zu bekommen. Darauf lässt sich ein gutes Miteinander aufbauen.“

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