40 Jahre Fußgängerzone St. Johanner Markt Beim Fest war’s zu kalt in der guten Stube

Saarbrücken · 40 Jahre Fußgängerzone St. Johanner Markt: Anlass für Erinnerungen und ein Mitmachprogramm. Nur das Wetter spielte nicht mit.

 In der „gudd Stubb“ der Landeshauptstadt war am Samstagvormittag weniger los als sonst um diese Zeit. Kein Wunder bei Schneeregen-Schauern und Temperaturen, die nur knapp über dem Gefrierpunkt lagen.

In der „gudd Stubb“ der Landeshauptstadt war am Samstagvormittag weniger los als sonst um diese Zeit. Kein Wunder bei Schneeregen-Schauern und Temperaturen, die nur knapp über dem Gefrierpunkt lagen.

Foto: Heiko Lehmann

Prostituierte schauten aus den Fenstern in die Gassen. Auf der Straße war die Hölle los. Unzählige Lastwagen, Busse und Autos fuhren durch diesen Teil der Saarbrücker Innenstadt. Sie hinterließen Lärm und Gestank.

Das ist im Mai 2019 kaum zu glauben. Aber Hartmut Haase kann sich noch gut an diese Zeiten erinnern. „Wo heute der St. Johanner Markt ist, da ging keiner gerne freiwillig hin“, sagt er. Und er blickt damit ein halbes Jahrhundert zurück.

Inzwischen ist der St. Johanner Markt das schmucke Herz Saarbrückens – und der große Brunnen in der Mitte so etwas wie sein Wahrzeichen. „Auf dem Markt ist irgendwie immer etwas los. Ich habe hier schon so viele nette Menschen kennengelernt“, sagt Christa Welsch aus Lisdorf.

Seit 25 Jahren kommt sie an jedem Samstag auf den Bauernmarkt und bietet dort Gemüse vom eigenen Bauernhof an. Auch am vergangenen Samstag. Da hat der St. Johanner Markt seinen 40. Geburtstag als Fußgängerzone. Stolz zeigt Marktfrau Welsch eine Ansichtskarte aus jener Zeit, in der auf dem Markt noch Autos fuhren.

 Hartmut Haase erinnert sich an die Zeit vor dem Umbau.

Hartmut Haase erinnert sich an die Zeit vor dem Umbau.

Foto: Heiko Lehmann

Hartmut Haase kennt diese Zeiten noch gut. Der 76-Jährige arbeitete in der Stadtverwaltung, als beschlossen wurde, dass aus dem St. Johanner Markt eine Vorzeige-Fußgängerzone entstehen sollte.

Auch am 1. Mai 1979 war Haase dabei, als Bundeskanzler Helmut Schmidt und der damalige Saarbrücker Oberbürgermeister Oskar Lafontaine den umgebauten St. Johanner Markt eröffneten.

 Alexander Schnur aus Heusweiler und sein Sohn Johannes vergnügten sich auf dem Markt beim Bemalen eines Blumentopfes.

Alexander Schnur aus Heusweiler und sein Sohn Johannes vergnügten sich auf dem Markt beim Bemalen eines Blumentopfes.

Foto: Heiko Lehmann

Allerdings verzögerte sich Schmidts Eröffnungsansprache, da das Sicherheitspersonal des Bundeskanzlers plötzlich unruhig wurde. „Wo heute das Klim-Bim ist, hing oben aus dem Fenster eine Fahne. Auf der stand: ,Honecker grüßt Schmidt.’ Alle dachten natürlich, es handle sich um den damaligen DDR-Chef Erich Honecker, und es gab Unruhe“, sagt Haase und fängt an zu lachen.

„In Wirklichkeit wohnte in dem Haus ein Arzt namens Honecker. Der war in der Nacht vor der Eröffnung mit einem Kumpel einen trinken, und beide hatten anschließend diese ulkige Idee mit der Fahne. Als das geklärt war, konnte die Rede beginnen“, sagt Haase.

Zurück in den Mai 2019: Eine rauschende Sause wie im Jahr 1979 wird die Feier am Samstag nicht. Denn das Wetter spielt einfach nicht mit. Am Vormittag fällt sogar Schneeregen. Und es ist kaum etwas los während des Bauernmarktes.

Das ändert sich schließlich, als am Nachmittag dann doch noch die Sonne herauskommt. Viele Menschen aus dem Saarland sind da und erweisen dem St. Johanner Markt an seinem Festtag die Ehre.

Alexander Schnur und sein Sohn Johannes sind dabei. Die beiden setzen sich auf eine Bank, und sie bemalen gemeinsam einen Blumentopf. Das ist eine von vielen Mitmach-Aktionen während des Jubiläumsfestes.

„Der St. Johanner Markt ist im ganzen Saarland bekannt und hat Kultstatus. Deshalb sind wir hier. Wir machen einen Familienausflug und bleiben den ganzen Tag in Saarbrücken“, sagt Alexander Schnur.

Einen Tag lang feiern die Menschen in Saarbrücken ihren Markt, seine ganz besondere Geschichte – und seine Geschichten. Musiker spielen während des Bauernmarktes auf ihren Instrumenten, und die Menschen lassen sich trotz des Schmuddelwetters die gute Laune nicht verderben.

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