Festkonzert zum 202-jährigen Bestehen der Bergkapelle Saar am 22. Mai 2022 So klingt das saarländische Erbe

Saarbrücken/Reden · Die Bergkapelle Saar ist über 200 Jahre alt. Das wollte man feiern – und musste es wegen der Pandemie verschieben. Aber jetzt: Am Sonntag, 22. Mai, gibt es ein Festkonzert im großen Sendesaal des SR-Funkhauses auf dem Saarbrücker Halberg.

 Die Bergkapelle Saar hat schon viele, bedeutende Konzerte gegeben – wie etwa im Juni 2012 zum Bergbauende an der Saar bei einem Festakt im Bergwerk Saar in Ensdorf.

Die Bergkapelle Saar hat schon viele, bedeutende Konzerte gegeben – wie etwa im Juni 2012 zum Bergbauende an der Saar bei einem Festakt im Bergwerk Saar in Ensdorf.

Foto: BeckerBredel

2020 wollte in die Bergkapelle Saar eigentlich groß ihr 200-jähriges Bestehen feiern. Das Jahr fing für die saarländischen Musiker auch erfolgreich an: Bei dem Internationalen Festival für Orchester in Prag belegten sie Mitte Februar den dritten Platz. Auch die Vorbereitungen für das große Festkonzert hatten bereits begonnen. Doch dann kam Corona und damit für das Orchester eine „sehr schwere Zeit“, sagt der Vorsitzende Hans-Georg Schmitt rückblickend. Der große Auftritt fiel der Pandemie zum Opfer.

„Aber wir haben so bald wie möglich im Juli 2020 wieder mit den Proben angefangen“, erzählt Schmitt weiter. Der große Saal im Hauptgebäude des ehemaligen Bergwerks Reden, in dem das Orchester 2016 einen neuen Ort gefunden hatte, um sich auf seine Auftritte vorzubereiten, habe dies ermöglich, so Schmitt.

Nun soll das Festkonzert zum 202-jährigen Bestehen nachgeholt werden. Der Auftritt wurde auf Sonntag, 22. Mai, 17 Uhr, im großen Sendesaal des SR-Funkhauses auf dem Saarbrücker Halberg terminiert. „Im ersten Konzertteil zeichnet die Bergkapelle mit drei repräsentativen Blasorchester-Kompositionen ihre Historie nach“, erläutert der Vorsitzende das Programm. Auf Felix Mendelssohn-Bartholdys „Ouvertüre für Harmoniemusik“ aus der Gründerzeit im Jahre 1824 folge mit Franz von Blons „Dramatischer Ouvertüre“ aus dem Jahr 1931 eine „leider viel zu selten gespielte Komposition in romantischer Tonsprache“. Mit der „Bachanale“ von Rolf Rudin aus dem Jahre 1990 soll es dann expressionistisch bis zeitgenössisch werden.

Der zweite Konzertteil stehe mit der Überschrift „Unser Saarland grüßt Glück auf“ ganz im Zeichen des Liedes „Glück auf, der Steiger kommt“, so Schmitt weiter. So würden gleich fünf Kompositionsaufträge (ur-)aufgeführt, die sich allesamt mit diesem Thema beschäftigen. „Besonders sticht dabei die Komposition des Luxemburgers Marco Pütz hervor, dessen Orchesterlied ,Die Mahnung der Toten‘ ein Bergbaugedicht von Heinrich Kämpchen aus dem Jahr 1909 für Mezzosopran und Blasorchester vertont.“

Die Leitung des Festkonzertes übernimmt Bernhard Stopp. An diesem Tag wird die Bergkapelle Saar zudem als das wohl älteste saarländische Orchester mit der „Pro-Musica“-Plakette des Bundespräsidenten geehrt. Eine weitere Auszeichnung in der Geschichte der Kapelle, zu der auch zahlreiche Erfolge bei Wettbewerbs- und Wertungsspiel-Teilnahmen gehören.

Die Anfänge des Orchesters waren dagegen weniger ruhmvoll: Als 1819 Prinz Wilhelm von Preußen, der spätere Kaiser Wilhelm der Erste, Saarbrücken besuchte, äußerte er den Wunsch, einmal eine Kohlengrube besichtigen zu können. Denn er interessierte sich sehr dafür. Die Angehörigen vom Bergamt beschlossen, dem Prinzen die größte und best-eingerichtetste Grube des Saarreviers in Geislautern zu zeigen. Der Verwalter solle alles Nötige dafür tun, ihm einen gebührenden Empfang zu bereiten. „Neben Böllerschüssen und einem Fackelzug in bergmännischer Tracht sollte der Prinz auch mit Musik empfangen werden“, ist in der Chronik der heutigen Bergkapelle Saar zu lesen.

Das Problem sei jedoch gewesen, ein geeignetes Orchester zu finden. Schließlich wurde vom Vorsteher der Grube beschlossen, einige Bergleute, die bereits als Kirmes-Musikanten Erfahrung sammeln konnten, dafür zu gewinnen. Das Ergebnis war ein neunköpfiges Musikkorps.

Die Zeit bis zum Besuch des Prinzen wurde jedoch knapp. Schon bei der ersten und einzigen Probe vor dem großen Auftritt schüttelten die Bergbeamten ihre Köpfe. Die Spieler und deren Instrumente waren nicht aufeinander abgestimmt, jede Trompete hatte einen anderen Ton. Beim Besuch der königlichen Hoheit hätten den Verantwortlichen die Haare zu Berge gestanden, heißt es weiter in der Chronik. „Der Prinz dankte jedoch gnädig und fand die Musik allerliebst.“

Wieder Zuhause angekommen, äußerte er den Wunsch, in Saarbrücken „zur Hebung des bergmännischen Standes“ ein reguläres Musikkorps zu gründen, dass es auch schon in Sachsen gab. 1820 entstand so die „Saarbrücker Direktionskapelle“ als erste Bergkapelle an der Saar. Bald gab es hier über 15 solcher Klangkörper an fast jeder Grube. „Deren Stellenwert war mitunter so hoch, dass sie sich zu großen Teilen aus professionellen Musikern zusammensetzten, die leichte Arbeiten in einer der Grube verrichteten, deren Hauptaufgabe aber in der Ausübung des Musikdienstes bestand“, weiß Hans-Georg Schmitt.

Doch seit Ende der 1950er-Jahre mussten nicht nur immer mehr Bergwerke an der Saar schließen, auch die Zahl der Orchester wurde immer weniger. 1994 blieb schließlich nur noch die Bergkapelle Saar übrig, die diese Tradition in der Trägerschaft des Vereins „Bergmusik an der Saar“ auch über das Ende des Steinkohlebergbaus hinaus fort führe und damit „ein vitaler Beitrag für das kulturelle Erbe“ leiste, erklärt der erste Vorsitzende.

Die aktuellen Aktivitäten der Musiker reichen von Benefiz-Konzerten über die Umrahmung von Festakten und Veranstaltungen bis zu regelmäßigen Rundfunk- und Fernseh-Auftritten. Zudem produziere die Kapelle Tonträger und habe auch Engagements, die weit über die Landesgrenzen hinaus reichen würden, ergänzt Schmitt.

Der Eintritt zu dem Festkonzert ist mit Einlasskarten frei. Diese sind bei dem Verein Bergmusik an der Saar unter Telefon (01 73) 2 89 74 13 oder per E-Mail an tm.schorr@bergmusik-saar.de erhältlich. Der Veranstalter weist darauf hin, dass im Funkhaus die Maskenpflicht gilt.

Weitere Infos im Internet unter www.bergmusik-saar.de

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