Neue Statistik Fast jeder vierte Saarbrücker ist Ausländer – viele kommen aus diesen Nationen

Saarbrücken · Extrem viele Sterbefälle, immer mehr Menschen, die alleine leben: Eine neue Statistik verrät, wie sich die Bevölkerung Saarbrückens verändert hat. So sehen die wichtigsten Entwicklungen aus.

Blick in die Saarbrücker Bahnhofstraße.

Blick in die Saarbrücker Bahnhofstraße.

Foto: dpa/Oliver Dietze

Fast jeder vierte der rund 185 000 Bewohner in Saarbrücken hat keinen deutschen Pass. Das sind über 43 000 Personen. Der Anteil Nicht-Deutscher, wie es im Beamtendeutsch heißt, an der Gesamtbevölkerung ist um 1,9 Punkte gestiegen und liegt jetzt exakt bei 23,5 Prozent. Das geht aus der Jahresbilanz 2022 zur Bevölkerungsentwicklung der Statistikdienststelle der Landeshauptstadt hervor, die jetzt im Hauptausschuss des Stadtrates vorgestellt wurde. Zum Vergleich: Die Zahl der Nicht-Deutschen in Saarbrücken ist damit ähnlich hoch wie die Einwohnerzahl der drittgrößten saarländischen Stadt Homburg.

Neue Ausländer-Statistik für Saarbrücken

Laut Statistik kommt fast die Hälfte (48 Prozent) der Ausländer in Saarbrücken aus nur fünf Ländern. Mit Abstand die größte Gruppe sind Syrer, die 5,0 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen. Auf den weiteren Plätzen folgen Menschen mit italienischer (1,9 Prozent), ukrainischer (1,7), rumänischer (1,5) sowie französischer (1,3) Staatsangehörigkeit.

Der Anteil Nicht-Deutscher an der Saarbrücker Bevölkerung hat in den vergangenen zehn Jahren stetig und deutlich zugenommen. 2013 lag er noch bei 14,5 Prozent, 2018 bei 19,5 Prozent. Rechnet man Bürger mit, die neben der deutschen eine weitere Staatsangehörigkeit haben und/oder im Ausland geboren wurden, so liegt der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund in Saarbrücken aktuell bei 36 Prozent. 2013 waren es 26 Prozent gewesen.

Höchste Einwohnerzahl in Saarbrücken seit über 20 Jahren

Zum 31. Dezember 2022 waren genau 184 754 Menschen mit Hauptwohnsitz in Saarbrücken gemeldet. Gegenüber Ende 2021 bedeutet das ein Plus von 1,2 Prozent oder 2188 Einwohnern. Die Bevölkerungszahl hat damit den höchsten Wert seit dem Jahr 1999 erreicht, als 184 787 Menschen in Saarbrücken wohnten. Der niedrigste Wert der vergangenen zehn Jahre wurde 2014 mit weniger als 179 000 Personen verbucht.

Das Durchschnittsalter in Saarbrücken liegt derzeit bei 43,6 Jahren und damit sogar leicht niedriger als 2013. Der Anteil der unter 18-Jährigen ist auf 15,1 Prozent gestiegen, zugleich aber auch der Anteil der über 65-Jährigen, auf 21,7 Prozent.

Wie es in der Verwaltungsvorlage für den Hauptausschuss heißt, basiert der Bevölkerungszuwachs im Vorjahr wie bereits in der Vergangenheit „allein auf Zuwanderung“. Der Zuwachs habe „ein ähnliches Niveau wie 2016, als die erste Flüchtlingswelle aus dem Kriegsgebiet Syrien zu verzeichnen war“. Vergleicht man Zuzüge und Fortzüge, ergibt sich ein Plus von fast 3200 Menschen. Das sind mehr als 2016 und ein Rekord seit Beginn der Messungen in den 1980er Jahren. „Ursächlich für diesen hohen Wanderungssaldo ist das Kriegsgeschehen in der Ukraine“, schreibt die Verwaltung. Demnach stammten rund 18 Prozent aller Zuzüge im Jahr 2022 aus dem vom russischen Angriffskrieg erschütterten Land.

Betrachtet man nur die Zuzüge und Fortzüge innerhalb Deutschlands, so lässt sich feststellen, dass mehr Menschen aus dem Saarland in die Stadt gezogen sind als Saarbrücker in andere saarländische Kommunen. Das Plus beträgt 249. Anders sieht es bundesweit aus, wo es ein Minus von 195 gab.

So viele Sterbefälle in der Landeshauptstadt wie seit Jahrzehnten nicht

Hätte es keine Zuwanderung aus dem Ausland gegeben, wäre die Einwohnerzahl der Landeshauptstadt 2022 kräftig gesunken. Das zeigt das Verhältnis von Geburten zu Sterbefällen. Der „Sterbefallüberschuss“ liegt bei fast 1000 Personen und damit so hoch wie noch nie seit 1985.

1581 Kinder wurden im Vorjahr in Saarbrücken geboren, 80 weniger als 2021. Bei den Sterbefällen jedoch gab es eine deutliche Zunahme von acht Prozent auf über 2500, den höchsten Todeswert seit mehr als 30 Jahren. Die Statistiker sehen „mögliche Gründe“ dafür in Corona, einer Hitzewelle im Sommer sowie der beginnenden Grippewelle zum Jahresende. Aber auch „Todesfälle aufgrund der Folge von nicht wahrgenommenen Vorsorgeuntersuchungen“ könnten eine Rolle spielen.

Saarbrücken: Immer mehr Menschen leben allein

Knapp 108 000 Haushalte wurden Ende 2022 in der Stadt gezählt, ein leichtes Plus von 1,2 Prozent. Die meisten Saarbrücker leben laut Statistik allein. Der Anteil der Ein-Personen-Haushalte nahm abermals zu und liegt nun bei rund 58 Prozent.

Mehr-Personen-Haushalte mit Kindern machen nur noch rund 11 Prozent aus. Auffallend ist den Experten zufolge der deutliche Anstieg von Haushalten Alleinerziehender auf fast fünf Prozent aller Saarbrücker Haushalte. Auch hier sei der Krieg in der Ukraine eine Ursache, weil viele Frauen mit ihren Kindern aus ihrer Heimat geflohen sind.

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