FC Bayern München Wenn der Titel statt im Stadion auf der Couch oder in der Kneipe gefeiert wird

Regionalverband · Wie Mitglieder der Saar-Bazis Fischbachtal, von Mia san mia Köllertal und des Fanclubs Völklingen-Lauterbach die deutsche Meisterschaft ihres FC Bayern in Corona-Zeiten erlebt haben – und sie das DFB-Pokalfinale schauen werden.

 Eine Ehrenrunde in einem leeren Stadion mit der Schale unterm Arm – mehr war an Feierlichkeiten nicht drin, nachdem Bayern München am letzten Spieltag am vergangenen Samstag die Meisterschale bekommen hatte. Er hatte zuvor mit 4:0 beim VfL Wolfsburg in der Volkswagen-Arena gewonnen. Die Bundesliga-Saison 2019/2020 war aufgrund der Corona-Pandemie ohne Zuschauer in den Stadien zu Ende gespielt worden. Auch das DFB-Pokalfinale an diesem Samstag in Berlin wird als Geister-Spiel ohne Fans ausgetragen.

Eine Ehrenrunde in einem leeren Stadion mit der Schale unterm Arm – mehr war an Feierlichkeiten nicht drin, nachdem Bayern München am letzten Spieltag am vergangenen Samstag die Meisterschale bekommen hatte. Er hatte zuvor mit 4:0 beim VfL Wolfsburg in der Volkswagen-Arena gewonnen. Die Bundesliga-Saison 2019/2020 war aufgrund der Corona-Pandemie ohne Zuschauer in den Stadien zu Ende gespielt worden. Auch das DFB-Pokalfinale an diesem Samstag in Berlin wird als Geister-Spiel ohne Fans ausgetragen.

Foto: AP/Kai Pfaffenbach

Wie es sich anfühlt, deutscher Fußball-Meister zu werden, wissen Fans des FC Bayern München. Wobei manche vielleicht schon vergessen haben, wie sehr man sich über diesen Titel freuen kann. Sie erleben es in diesem Jahr nämlich zum achten Mal in Folge - und insgesamt schon zum 30. Mal. An diesem Samstag, 4. Juli, könnte zudem der 20. DFB-Pokalsieg hinzukommen. Gegner der Bayern im Finale in Berlin ist Bayer Leverkusen (20 Uhr, ARD).

Vielleicht passt es sogar ganz gut, dass auch noch die fast schon nebensächliche „Corona-Meisterschaft“ zu Zeiten von Abstandsregelungen an den Rekordmeister geht. Je routinierter eine Feier, desto gesitteter läuft sie ab. „Ich habe das entscheidende Spiel gegen Werder Bremen und die Siegerehrung bei einem Fläschchen Bier zu Hause angeschaut. Das war’s“, berichtet beispielsweise Frank Gau. Er ist Vorsitzender des Bayern-Fanclubs Saar-Bazis Fischbachtal. In den vergangenen sieben Jahren war er immer live dabei, erlebte die Meister-Feier im Stadion. „Aber schon in den vergangenen zwei, drei Jahren war die Euphorie auch bei den Spielern nicht mehr so groß wie 2013 oder 2014, als die Mannschaft mit Cabrios im Autokorso oder im offenen Bus durch ganz München bis zum Marienplatz unterwegs war“, erinnert er sich.

„Man freut sich auch als Bayern-Fan über jeden Titel“, stellt Stefan Lallmann vom Fanclub Mia san mia Köllertal klar: „Auch, wenn es immer heißt, wir wären Erfolgs-Fans. Das stimmt ja so nicht. Wir wären auch Bayern-Fans, wenn wir in der 3. Liga spielen würden.“ Und er ergänzt: „Wer am Ende der Saison oben steht, hat den Titel nun einmal verdient. Egal, wie oft er ihn gewinnt.“

Gerhard Schmidt vom Bayern-Fanclub Lauterbach berichtet hingegen: „Wir haben uns als Fanclub zwar aktuelle Meister-Shirts bestellt. Aber etliche Mitglieder – darunter auch ich – wollen keines mehr.“ Und er erklärt: „Ich freue mich, wenn die Bayern gewinnen. Aber ich bin mittlerweile so alt, dass ich das Ganze etwas relativiert betrachte. Es wird auch langweilig - und das kann es ja nicht sein.“ Schmidt findet, die Fußball-Bundesliga müsse wieder interessanter werden und es sei „erschreckend, dass es im Moment keine echte Konkurrenz gibt“.

Um die Spannung wieder zu erhöhen, würde Schmidt sogar anderen mal einen Meister-Titel gönnen – beispielsweise Borussia Dortmund oder Bayer Leverkusen. Ausnahmsweise. „Aber ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Am Ende schmieren die Konkurrenten leider immer ab. Das spricht für Bayern, aber nicht gerade für die Bundesliga“, findet Schmidt. Und Frank Gau erinnert in diesem Zusammenhang an den von Borussia Dortmund verspielten neun-Punkte-Vorsprung in der Schlussphase der Saison 2018/2019. „Dann haben sie es einfach nicht verdient“, meint Gau.

Im saarländischen Amateur-Fußball wurde die Spielzeit 2019/2020 abgebrochen und die Aufsteiger anhand einer Quotienten-Regel bestimmt (wir berichteten ausführlich). Die einhellige Meinung der befragten Bayern-Fanclubs im Regionalverband Saarbrücken ist, dass das ordnungsgemäße Beenden der Saison im deutschen Profi-Fußball trotz der Corona-Pandemie richtig war. „So wurde die Runde nicht kampflos beendet und wichtige Entscheidungen nicht irgendwo am grünen Tisch getroffen, sondern auf dem Platz“, betont Gau.

Mehr als einen Tisch – und auch besser rot-weiße als einen grünen – braucht es, damit die Fanclub-Mitglieder das DFB-Pokalfinale gemeinsam und gemäß der Corona-Hygiene- und Abstandsregeln verfolgen können. „Unsere Mitglieder werden sich auf unterschiedliche Kneipen verteilen oder sich das Spiel vielleicht sogar zu Hause anschauen, weil es im frei empfangbaren Fernsehprogramm übertragen wird“, erklärt Stefan Lallmann. Zum Meister-Spiel hatten sich knapp 15 Köllertaler Fans in ihrem Stammlokal „Die Burg“ getroffen. Die Lauterbacher kehren regelmäßig im Gasthaus „Zur Sonne“ ein: „Bei den ersten Geister-Spielen nach der Corona-Zwangspause waren wir nur zu fünft, aber es wurden immer mehr“, berichtet Gerhard Schmidt und ergänzt: „Am Samstag werden wir wohl mit etwa 20 Mitgliedern zusammen sein und vorher gemeinsam zu Abend essen.“

Die alljährlichen Saisonabschlussfeiern fallen bei den Fanclubs hingegen aus. Auch die Feier zum zehnjährigen Bestehen der Saar-Bazis Fischbachtal wurde abgesagt. „Wir verschieben mal alles auf das nächste Jahr und hoffen, dass es dann besser aussieht“, sagt der Vorsitzende Frank Gau.

 Am 32. Spieltag hatten die Bayern mit dem 1:0-Sieg bei Werder Bremen den achten Titelgewinn in Folge perfekt gemacht. Jerome Boateng (links) und Lucas Hernandez feierten den Titelgewinn vor leeren Rängen im Weser-Stadion mit einer Sprungeinlage.

Am 32. Spieltag hatten die Bayern mit dem 1:0-Sieg bei Werder Bremen den achten Titelgewinn in Folge perfekt gemacht. Jerome Boateng (links) und Lucas Hernandez feierten den Titelgewinn vor leeren Rängen im Weser-Stadion mit einer Sprungeinlage.

Foto: dpa/Martin Meissner
 Das ist derzeit oft die einzige Möglichkeit, wenn man gemeinsam Fußball schauen möchte: In einer Kneipe läuft auf den Fernsehern das Spiel zwischen Bayern München und Werder Bremen.

Das ist derzeit oft die einzige Möglichkeit, wenn man gemeinsam Fußball schauen möchte: In einer Kneipe läuft auf den Fernsehern das Spiel zwischen Bayern München und Werder Bremen.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Nationale Erfolge des FC Bayern München: 30 Mal deutscher Meister, 19 Mal DFB-Pokalsieger, 8 Mal Supercup-Sieger, 6 Mal Ligapokal-Sieger. Internationale Erfolge: 6 Mal Champions-League-Sieger, 1 Mal Uefa-Cup-Sieger, 1 Mal Gewinner des Europapokals der Pokalsieger, 2 Mal Weltpokal-Sieger, 1 Mal Club-Weltmeister, 1 Mal Gewinner des Europäischen Supercups.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort