Assistenzhund warnt Diabetiker bei Unterzuckerung Enzos Nase ist schneller als der Sensor

Saarbrücken-Eschberg · Eine Unterzuckerung kann für Diabetiker lebensgefährlich sein. Assistenzhund Enzo kann diese Gefahr riechen und frühzeitig warnen. Seit einem Jahr lebt er bei Familie Peters auf dem Eschberg.

 Treuer Freund und Lebensretter: Silke Peters und ihre Tochter Mira (9) können sich im Notfall auf ihren Diabetiker-Warnhund mit hervorragendem Gespür verlassen.

Treuer Freund und Lebensretter: Silke Peters und ihre Tochter Mira (9) können sich im Notfall auf ihren Diabetiker-Warnhund mit hervorragendem Gespür verlassen.

Foto: Iris Maria Maurer

Enzo hat eine süße Schnauze – und einen unfassbar guten Riecher. So gut, dass er damit Leben retten kann. Und zwar das von Silke Peters und ihrer Tochter Mira (9). Mutter und Tochter leiden an Diabetes Typ 1. Diabetiker müssen peinlich genau auf ihren Blutzuckerspiegel achten. Fällt der rapide, drohen Krampfanfälle, Koma, schlimmstenfalls der Tod. Silke und Mira leben souverän mit ihrer Krankheit. Sie regulieren ihren Blutzuckerspiegel über eine implantierte Insulinpumpe, gesteuert vom Handy. Ein Sensor schickt zudem im Fünf-Minuten-Takt die Blutzuckerwerte an das Gerät.

Verlass auf Tier und Technik

Doch allein auf die Technik wollte sich die Familie nicht verlassen. Enzo gibt uns zusätzliche Sicherheit“, erzählt Silke Peters. Wenn der Blutzuckerspiegel runterrauscht, kann ein Hund wie Enzo das erschnüffeln. „Mira ist jetzt in einem Alter, wo sie auch mal alleine zu Hause ist und vielleicht vergisst, auf den Alarm zu hören.“ Das Handy warne zwar über den Sensor – „Aber Enzo ist mindestens 20 Minuten schneller!“ Denn der Hund kann die Gefahr riechen, bevor sie akut wird.  Dass seine Lieben nicht gefährlich unterzuckern, darüber wacht das junge, noch sehr wilde Tier seit gut einem Jahr. Der Hund weicht kaum von der Seite seiner „Schützlinge“. Immer wieder kommt er zum Schmusen, stupst die Neunjährige, lässt sich von Silke knuddeln. Ein enger Kontakt zwischen Halter und Tier ist die Voraussetzung dafür, dass das Warnen klappt.

Mira simuliert den Notfall

Bereitwilig führt Enzo dann vor, was er alles kann. Mira demonstriert es, simuliert den Notfall: Sie nimmt ihr „Unterzuckerungs-T-Shirt“ aus dem Gefrierschrank. Das Shirt riecht quasi nach Alarm, denn es wurde eingefroren, als Mira – absichtlich und zu Trainingszwecken – im unterzuckerten Zustand war. Das Mädchen zieht das Shirt an – und es dauert keine Minute, bis Enzo anschlägt. Er legt Mira die Pfote aufs Bein, bringt das Notfall-Kit mit der Insulinspritze.

Italienische Wasserhunde mit feiner Nase

„Auf einer Fachmesse haben wir 2019 von Diabetiker-Assistenzhunden erfahren“, erzählt Silke Peters, die als Kinderärztin beim Landesamt für Soziales in Saarbrücken arbeitet, ihren Warnhund dorthin aber erst „nach vielen Diskussionen“ mitnehmen durfte. Die Familie war sofort von der Hunde-Idee begeistert. „Außerdem wollten wir sowieso gerne einen Hund haben.“ Und so machten sie sich auf die Suche nach einem „Lagotto  Romagnollo“, einem italienischen Wasserhund. Es ist eine der Rassen, die als Diabetiker-Warnhund in Frage kommt. Wasserhunde würden auch bei der Trüffelsuche eingesetzt, erzählt Silke Peters. Aber das Tier mit dem extrem feinen Näschen kann eben auch Leben retten, wenn es darauf trainiert wird.

Hunde-Training via Skype

Das Training des Hundes mit einer Spezialistin aus dem Schwabenland sei eine große Herausforderung gewesen, erzählt Silke Peters. „Wir mussten Enzo wegen der Corona-Pandemie online via Skpye trainieren“, lacht sie. Man arbeitet dabei mit Geruchsproben von in Unterzuckerung getragenen Kleidungsstücken, die aber nicht vom Besitzer des Hundes stammen müssen. Noch heute reagiere der Rüde aufgeregt, sobald man das Notebook aufklappe. „Dann denkt er, es sei Zeit für sein Training!“ Bisher reagiert Enzo vor allem auf Mutter Silke, er ist aber auch darauf trainiert, die Eltern zu warnen, falls Mira ein Problem hat.

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