Fahrschulen im Regionalverband Weniger junge Leute wollen Auto fahren

Regionalverband · Die Zahl der Fahrschüler im Regionalverband sinkt, die Durchfallquote steigt. Fahrlehrer müssen sich heute neuen Problemen stellen.

 Ein Fahrlehrer erklärt seiner Fahrschülerin die Funktionen des Autos. Das Interesse für den Führerschein wird laut vielen Fahrlehrern geringer.

Ein Fahrlehrer erklärt seiner Fahrschülerin die Funktionen des Autos. Das Interesse für den Führerschein wird laut vielen Fahrlehrern geringer.

Foto: dpa/A3462 Marcus Führer

„Das Auto ist heute kein Statussymbol mehr“, erklärt Detlef Mühlast. „Heute ist das Smartphone die Nummer eins, der Führerschein wird hinten angestellt.“ Der Vorsitzende des saarländischen Landesverbandes der Fahrlehrer spricht über eines der vielen Probleme, mit denen Fahrschulen im Regionalverband, aber auch deutschlandweit, aktuell kämpfen müssen. Auch der demografische Wandel spiele hierbei eine Rolle. Die rückläufigen Zahlen an Fahrschülern entsprächen den ebenfalls sinkenden Zahlen der saarländischen Bevölkerung.

Von dieser Entwicklung ist allerdings nicht jede Fahrschule gleich betroffen. Andreas Pohl, Inhaber der Fahrschule Jürgen Schmidt in Sulzbach, hat in den letzten Jahren eine andere Erfahrung gemacht. Seine Schülerzahlen steigen, auch weil er es geschafft habe, „ein älteres Publikum zu generieren“. Die von Mühltal angesprochenen Probleme kennt Pohl aber auch. Die Kosten sind nach seiner Ansicht nur ein Grund für das geringere Interesse am Führerschein. Ein weiterer: Im Stadtbereich funktioniere der öffentliche Nahverkehr sehr gut. Für Studenten in Saarbrücken sei ein Führerschein wegen des Semestertickets gar nicht erstrebenswert. Die Kosten, die sie für ein Auto und Parken hätten, geben viele dann lieber „für das neueste Handy aus“, sagt Pohl.

„Freiheit wird heute außerdem komplett anders gelebt“, sagt der Fahrschulinhaber. War das Auto vor einigen Jahren noch die beste Möglichkeit, um am Wochenende mit seinen Freunden in Kontakt zu bleiben, so geht das heute problemlos unter der Woche mittels Whatsapp, Skype und Co. Deshalb habe sich auch die Wertigkeit des Führerscheins komplett geändert. Fahrschüler, die mit 17 anfangen, mit 22 noch einmal einsteigen und dann den Führerschein erst mit 27 beenden, seien heute normal. Zusätzlich gebe es „unheimlich viele Fahrschüler, die sich anmelden und einfach nie wieder kommen“, sagt Pohl.

Dieses sinkende Interesse ist für den TÜV Rheinland einer der Gründe für eine weitere problematische Statistik: die erhöhte Durchfallquote der letzten Jahre (die Saarbrücker Zeitung berichtete). 26,3 Prozent der 21 475 saarländischen Fahrschüler im Jahr 2006 scheiterten an der praktischen Prüfung. Im Jahr 2017 stieg diese Quote bei 20 744 Fahrschülern auf 35,3 Prozent (Statistiken von März 2019). Neben dem geringeren Interesse sieht der TÜV diese Quote auch in dem großen Anteil an Fahrschülern begründet, die das Begleitete Fahren ab 17 nutzen. Bei den Jugendlichen könne es in diesem Alter leicht zu einer Mehrfachbelastung kommen, die die Ergebnisse in der Prüfung belastet. Auch im Saarland würden bis zu 75 Prozent der Schüler das Begleitete Fahren nutzen, bestätigt Mühlast. Er sieht allerdings auch noch ein allgemeines Problem bei der jungen Generation: „Heutige Fahrschüler sind schneller überfordert.“ 40 Fahrstunden bis zur bestandenen Prüfung seien heute an der Tagesordnung.

Einer der Gründe dafür seien „Helikopter-Eltern, die ihren Kindern alles abnehmen“. Auch Pohl kennt dieses Problem aus dem Regionalverband. „Es gibt Fahrschüler, die kümmern sich selbst um nichts, die Eltern planen da den ganzen Tag.“ Dabei sei Selbstständigkeit gerade beim Fahren enorm wichtig. Natürlich treffe das nicht auf alle Fahrschüler zu. Der Trend zu mehr Unselbstständigkeit bei einem großen Teil seiner Schüler sei aber nicht abzustreiten. „Ein Fahrlehrer ist heute nicht mehr nur Fahrlehrer, er ist auch Erzieher“, erklärt Pohl. Das äußert sich auch in der Fahrlehrer-Ausbildung. Dort liegt laut Mühlast heute ein „größerer Fokus auf dem pädagogischen Teil“ der Ausbildung als noch vor einigen Jahren.

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