Vermögensanlage Wie Frauen mehr aus ihrem Geld machen

Saarbrücken · Gute Geldanlagen sind in Zeiten wie diesen wichtiger denn je. Fachfrau Cindy Mergener rät vor allem Frauen zum klugen Aufbau von Rücklagen.

Svenja Burmann, die stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte der Saar-Uni,  moderierte im voll besetzten Jules Verne. Auf der Leinwand ist die Finanzexpertin Cindy Mergener zu sehen.

Svenja Burmann, die stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte der Saar-Uni,  moderierte im voll besetzten Jules Verne. Auf der Leinwand ist die Finanzexpertin Cindy Mergener zu sehen.

Foto: Silvia Buss

Die Finanzexpertin Cindy Mergener hat sich seit 2019 auf die Beratung von Frauen spezialisiert. Unter dem Titel „Frauen können Geld!“ führte sie kürzlich in der Gaststätte Jules Verne in die Möglichkeiten der Geldanlage ein. Am Rande der Veranstaltung innerhalb der Interkulturellen Woche sprach die SZ mit Mergener darüber, was Frauen anders machen.

„Frauen können Geld!“ – das stimmt zumindest für Cindy Mergener selbst. Die aus Trier stammende Finanzfachfrau mit Verwandtschaft im Saarland arbeitet von Düsseldorf aus für „fin:marie“, ein Berliner Unternehmen, das teils digital, teils bei klassischen Beratungsgesprächen ausschließlich Frauen berät, wie sie ihr Geld anlegen.

Nötig haben Frauen Beratung auf jeden Fall. „Frauen sollten mehr Geld können!“ hätte die mit rund 100 Teilnehmerinnen sehr gut besuchte Veranstaltung am Dienstag im Saarbrücker Jules Verne auch heißen können. Leider wüssten Frauen noch zu wenig über Geld und machten zu wenig damit, bestätigt die online auf einem großen Bildschirm zugeschaltete Fachfrau der SZ. In ihrem Vortrag, zu dem die Frauengenderbibliothek, die Gleichstellungsstellen von Stadt und Uni und der Uni-AStA eingeladen hatten, wollte Mergener deshalb so wenig wie möglich voraussetzen.

Vorgestellt hat sie das kleine ABC der Geldanlage: Was sind Aktien, Anleihen, Fonds, ETFs, Zertifikate, Kryptowährungen? Was unterscheidet sie? Wo liegen Vorteile und Risiken? Welche Anlagen sollte man wie kombinieren? Und wie macht man sich einen Plan?

Zum Einstieg empfiehlt Mergener – und nicht nur sie – Frauen gern ETF (Exchange Traded Fund) als Anlageform, weil sie leicht zu handhaben sei. Man müsse sie nicht permanent überwachen wie eine Einzelaktie oder einen aktiv gemanagten Fonds, sagt sie der SZ.

Außerdem entsprächen ETF dem Bedürfnis von Frauen, gerade Anfängerinnen, nach Sicherheit. Da allein in einem ETF bereits unzählige Unternehmen abgebildet seien und ein ETF-Portfolio zumeist aus vier fünf ETF bestehe, sei das Risiko eines Absturzes sehr gering.

Da stellt sich doch die Frage: Worin liegt der Unterschied, wenn man Frauen oder Männer in Finanzfragen berät? „Frauen sind im Anfang sehr viel sicherheitsorientierter und dann sehr viel risikofreudiger, aber geplant risikofreudiger“, sagt Mergener. Und: „Männer neigen häufiger noch dazu, Stammtischmentalität an den Tag zu legen“, hat Mergener beobachtet. „Sie sagen dann, ich habe von einem Freund gehört, dass XY gut ist und investiere jetzt mal in das Ding.“ Bei einem Geldanlage-Vortrag vor männlichem Publikum hätte sie das Thema Sicherheit gar nicht in dem Maße ansprechen müssen, sagt die Fachfrau. Denn Männern interessiere eher die Frage: „Wie viel holt man denn da ‚raus?“ Frauen seien eher als Männer daran interessiert, in Start-ups zu investieren. Will heißen: Sie setzen gern auf neuartige Geschäftsideen mit hohem Wachstumspotenzial.

Bei Frauen ab 40 und älter gebe es noch oft die alten Rollenbilder: Sie hätten sich nicht viel mit Geld befasst, weil sich der Ehemann ums Finanzielle gekümmert habe. Insgesamt jedoch bemerkt Mergener eine positive Veränderung bei der Geldanlage. In dieser Gruppe beginne bei der Altersvorsorge inzwischen, auch befördert durch Medienberichte, aber ein Umdenken. Sie machten sich bewusst, dass der Mann früher sterben oder man sich trennen könnte, und beschlössen dann: „Ich muss mich jetzt alleine kümmern, damit ich einen Rückhalt habe“.

Bei jungen Frauen sei das Thema Geldanlage und Altersvorsorge schon viel präsenter, auch durch Social Media, sagt Mergener. „Sie wägen eher ab, was Sinn macht, hinterfragen mehr und sind viel eigenständiger, da steigt man bei Vorträgen und Beratung gleich auf einer ganz anderen Ebene ein“, freut sich die Finanzfachfrau. Wissensbedarf hatten die Zuhörerinnen am Dienstag auf jeden Fall noch. Wie geht das mit dem Freistellungsantrag? Lohnt sich ein Bausparvertrag noch? Wie gehe ich das an, wenn ich noch nie in Fonds angelegt habe? Das waren einige ihrer anschließenden Fragen.

Gerade über das Thema (private) Altersvorsorge, das sie bewusst zurückgestellt habe, müssten Frauen sich noch viel mehr informieren, resümiert Cindy Mergener im SZ-Gespräch. Und sie müssten wissen: „Es ist ihr größtes wirtschaftliches Ziel im Leben. Nicht das Haus, nicht der Ferrari, den man sich mal leisten möchte, sondern die Altersvorsorge.“Den meisten Menschen sei gar nicht klar, wie groß der Topf sein müsste, aus dem sie sich speist.

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