Experte informierte über Pläne der französischen Firma Roxane Warum Kleinblittersdorf die Entnahme von Grundwasser verhindern will

Kleinblittersdorf · Ob das französische Unternehmen Roxane in Rilchingen-Hanweiler mehr Grundwasser zur Trinkwasser-Aufarbeitung entnehmen darf, wird frühestens Mitte kommenden Jahres entschieden.

 Das französische Unternehmen Roxane möchte an seinem Standort in Rilchingen-Hanweiler künftig gerne 200 000 statt 90 000 Kubikmeter Grundwasser pro Jahr fördern.

Das französische Unternehmen Roxane möchte an seinem Standort in Rilchingen-Hanweiler künftig gerne 200 000 statt 90 000 Kubikmeter Grundwasser pro Jahr fördern.

Foto: Heiko Lehmann

Ein Experte gab aber jetzt auf einer Gemeinderatssitzung schon mal Entwarnung: Nur wenn die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung nicht gefährdet ist, kann so ein Antrag überhaupt genehmigt werden. „Unser Grundwasser ist unserer Meinung nach in erster Linie der regionalen Trinkwasserversorgung vorbehalten und sollte nicht leichtsinnig für jedwede kommerziellen Zwecke Verwendung finden. Unabhängig von Gutachten möchte wir uns klar gegen eine Erhöhung jeglicher Fördermengen aussprechen.“ So steht es in der gemeinsamen Resolution, die alle Mitglieder und Parteien des Kleinblittersdorfer Gemeinderates im vergangenen Sommer verabschiedeten. Hintergrund war ein Antrag des französischen Unternehmens Roxane, das an seinem Standort in Rilchingen-Hanweiler die Fördermenge erhöhen möchte.

 Aktuell fördert Roxane 90 000 Kubikmeter Grundwasser pro Jahr in Rilchingen-Hanweiler. Das Unternehmen möchte aber 200 000 Kubikmeter fördern, um es als Trinkwasser weiter zu verarbeiten. Viele Bürger in der Gemeinde Kleinblittersdorf sind besorgt, wie es mit der Trinkwasser-Situation an der Oberen Saar weiter geht.

Auch Bürgermeister Rainer Lang ist gegen eine Erhöhung der Trinkwassermenge in der Gemeinde Kleinblittersdorf und hat aus diesem Grund Dr. Michael Penth vom Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA) in den vergangenen Gemeinderat nach Kleinblittersdorf eingeladen. Die Aussagen von Michael Penth waren überraschend: „Wir haben im Saarland eine Grundwasserneubildung von 400 Millionen Kubikmeter pro Jahr. Wir können die ganze Menge nicht gebrauchen. Ein Teil fließt in die Saar. Wir haben auch 135 Millionen Kubikmeter neues Trinkwasser pro Jahr im Saarland und verbrauchen nur 70 Millionen Kubikmeter“, sagt Michael Penth. Für die Gemeinde Kleinblittersdorf gilt noch eine Besonderheit. Da es sich in der Gemeinde um einen sehr dichten und tiefen Muschelkalk-Boden handelt, gibt es praktisch kein neues Grundwasser im Jahr. „Das Wasser kommt nicht durch die Bodenschichten. Die Gemeinde fördert ihr Wasser aus etwa 200 Meter tiefem Grundwasser und bekommt zudem noch Grundwasser aus anderen Teilen des Saarlandes. Aus meiner Sicht haben wir mehr als genug Grundwasser“, so Michael Penth.

Grundsätzlich gehört das gesamte Grundwasser im Saarland dem Land. Auch die Gemeindewerke von Kleinblittersdorf kaufen das Grundwasser beim Land und verkaufen es an die Bürger weiter. Letztlich wird das Land entscheiden, ob Roxane in Rilchingen-Hanweiler mehr Grundwasser fördern darf. Aktuell hat das saarländische Umweltministerium eine Nachforderung von Unterlagen beim Unternehmen Roxane angefordert. Auch der Gemeinderat wird vor einer Entscheidung noch gehört. Die Gemeindeverwaltung möchte ein eigenes Grundwasser-Gutachten erstellen lassen.

Dass die Menge an Grundwasser groß genug ist, um weitere 110 000 Kubikmeter an der Obere Saar verkaufen zu können, darauf möchte sich die Gemeinde nicht einlassen. „Je mehr Grundwasser bei uns entnommen wird, desto salziger und unbrauchbarer wir das Trinkwasser bei uns. Wir werden alles genau prüfen, so weit es in unserer Macht steht. Wir wollen eine weitere Entnahme von Grundwasser bei uns verhindern“, so Bürgermeister Rainer

Lang. Im französischen Vittel pumpte der Nestlé-Konzern in der Vergangenheit so viel ab, dass der Grundwasserspiegel deutlich fiel. Es könnte Folgen für ganze Generationen haben. „In Deutschland ist das anders geregelt. Bei uns hat die öffentliche Trinkwasserversorgung Priorität. Nur wenn etwas übrig ist, kann so eine Anfrage genehmigt werden. Es gibt hier ganz klare und eindeutige Verfahrensrichtlinien“, so Michael Penth. Eine Entscheidung wird frühestens für Mitte des kommenden Jahres erwartet.

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