Ex-Bezirksbürgermeisterin Hasenpost von einer Menschenfreundin

Saarbrücken · Ex-Bezirksbürgermeisterin Christa Piper kümmert sich auch knapp ein Jahr nach dem Ende ihrer Amztszeit um Menschen, denen es nicht gut geht.

 Einer von Christa Pipers Osterhasen, diesen hat sie 2018 gemalt.

Einer von Christa Pipers Osterhasen, diesen hat sie 2018 gemalt.

Foto: Christa Piper

4. Juli. Das Datum kann Christa Piper auf Anhieb nennen. An diesem Tag im vergangenen Jahre ging für die Sozialdemokratin ein Lebensabschnitt zu Ende. 15 Jahre lang war sie bis dahin Bezirksbürgermeisterin in Saabrückens Mitte. Sie hat dieses Amt ausgefüllt, gelebt. Aber sie könne auch ganz gut ohne dieses Amt leben, sagt die 77-Jährige. Sie sei auch ohne das politische Mandat „beschäftigt“.

Eine Tradition, die sie ihre ganze Amtszeit lang gepflegt hat, behält Christa Piper aber bei: Zu Ostern verschickt sie „Hasenpost“. Jedes Jahr hat die Frau, die an der Hamburger Werkkunstschule (heute nennt man das Fachhochschule für Design) studiert und dann als Diplomgrafikerin gearbeitet hat, einen Osterhasen gezeichnte und als Grußkarte verschickt. „In diesem Jahr ist alles anders“, schreibt Piper in der aktuellen „Hasenpost“. Deshalb hat sie ihre Enkelin Yuki um ein Hasenbild gebeten. Sie habe in ihr „eine kreative Nachfolgerin gefunden“. Mit dem Hasen von Kinderhand wünscht Piper „allen Gesundheit, Geduld und eine gute Zeit in der Quarantäne“.

Piper selbst ist im Unruhestand. Als Vorsitzende des Fraueninfo Josefine, das seinen Sitz im Stadtcafé der Arbeiterwohlfahrt in der Nassauer Straße hat, schwankt sie gerade zwischen Tränen der Trauer und Tränen der Freude. Das Café musste, wie alle Einrichtungen dieser Art, wegen der Corona-Krise schließen. Die Menschen, die dort hinkamen, um einen guten Rat zu bekommen, ein Gespräch oder ein günstiges warmes Mittagessen, treffe das besonders hart, sagt Piper. Sie hat das Mobiltelefon des Cafés mit nach Hause genommen und ist nun zumindest auf diese Weise für die Gäste da.

„Es melden sich da besorgte Menschen“, sagt Piper. Menschen, die schon unter normalen Umständen nur schwer mit dem Leben zurechtkommen. Für einige von ihnen hat sie zumindest einen „rollenden Mittagstisch“ organisieren können. „Es ist schwierig, dass wir den Menschen nicht sagen könne, wann wir wieder öffnen, wann es wieder normal weitergeht.“

Es seien nicht nur Frauen, für die das Fraueninfo Josefine ein wichtiger Ort geworden ist. Auch viele alleinstehende ältere Männer seien regelmäßige Gäste. Alles Menschen, die mit Krankheiten kämpfen, mit psychischen Belastungen. Menschen, die das Wort Altersarmut nicht nur aus den Medien kennen. Menschen, die einfach nur froh sind, dass jemand ihren Namen kennt und mit ihnen redet.

Es sind aber nicht nur die Gäste. Auch Mitarbeiterinnen sind betroffen, einige von ihnen Frauen, die sich über die Arbeitsagentur Hartz IV aufbessern – durch einen Job für 1,25 Euro die Stunde. „Dieser kleine Betrag fällt für die jetzt auch noch weg. Und das Jobcenter ist eh überladen mit Problemen und Anfragen, gerade“, sagt Piper. Wer solle sich also um diese Frauen kümmern?

Aber es gibt in diesen Tagen auch Situationen, die seien „zum Heulen schön“. Private Spender helfen dem Verein gerade durch die kritische Phase. Der Verein kämpft wegen der Schließung des Cafés um seine Existenz. Es fehlt Geld. Sie habe „geheult wie ein Schlosshund“, weil eine Familie Geld gegeben hat. Das sei die gute Seite dieser Krise: „Es gibt viele Menschen, die in dieser Zeit Qualitäten an den Tag legen, die man nicht erwartet hätte.“

 Christa Piper mit ihrer normalerweise in Hamburg lebenden, sieben Jahre alten Enkelin Yuki in ihrer Wohnung im Nauwieser Viertel.

Christa Piper mit ihrer normalerweise in Hamburg lebenden, sieben Jahre alten Enkelin Yuki in ihrer Wohnung im Nauwieser Viertel.

Foto: Piper
 Das ist der Hase, den Yuki Piper für ihre Oma gemalt hat.

Das ist der Hase, den Yuki Piper für ihre Oma gemalt hat.

Foto: Piper
 Christa Piper war 15 Jahre lang Bezirksbürgermeisterin.

Christa Piper war 15 Jahre lang Bezirksbürgermeisterin.

Foto: Robby Lorenz

Ihre Enkelin sei inzwischen wieder in Hamburg. Aber der Hase, den sie hinterlassen hat, mache nicht nur der Oma Freude. Es habe viele „schöne Rückmeldungen“ auf die „Hasenpost“ gegeben. Der Hase bringe Menschen ins Gespräch. Das tue nicht nur ihr gut.

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