Reaktion auf Forderung der Landesschülervertretung Evangelische Kirchenkreise gegen „Werteunterricht“

Saarbrücken · Die Landesschülervertretungen (LSV) des Saarlandes und von Rheinland-Pfalz stießen Mitte Oktober eine Debatte über die Zukunft des Religionsunterrichts an: Während Saar-Landesschülersprecher Usamah Hammoud für einen gemeinsamen Religionsunterricht aller Konfessionen plädierte, forderte die LSV Rheinland-Pfalz eine komplette Abschaffung des konfessionellen Religionsunterrichts.

An seiner Stelle solle ein Fach eingeführt werden, das sachlich über die Inhalte der unterschiedlichen Religionen und Weltanschauungen informiere und sie auch kritisch hinterfrage.

Jetzt reagierten die evangelischen Kirchenkreise an der Saar auf diese Forderung und baten zu einem Pressegespräch in die Gemeinschaftsschule Rastbachtal in Saarbrücken. Ziel war es, über die Ausrichtung des Fachs zu informieren, da laut Einladung „über die Inhalte des heutigen Religionsunterrichts an den Grund-, Gemeinschaftsschulen und Gymnasien wenig bekannt“ sei. Dabei waren Martin Vahrenhorst, Schulreferent des Kirchenkreisverbandes an der Saar, Markus Karsch, Superintendent des Kirchenkreises Saar-Ost und Denis Kranz, Lehrer für evangelische Religion an der Rastbachtal-Schule. Auch zwei Schülerinnen aus der Oberstufe nahmen teil und eröffneten die Runde mit persönlichen Plädoyers für den Religionsunterricht.

So sei das Fach inhaltlich eben nicht nur auf die evangelische Religion fixiert. „Es ist eins der Fächer, das am meisten zum Nachdenken anregt und immer wieder neue Denkanstöße liefert“, sagte eine Schülerin. Als Beispiel nannte sie die Debatte um Sterbehilfe. Auch die Herren am Tisch betonten, dass ethische Fragestellungen und andere Religionen genauso Platz im Unterricht fänden. „Religionslehrer sind keine Missionare für den Glauben“, stellte Religionslehrer Kranz klar.

Dieses Angebot könne ein möglicher Ethik-Unterricht für alle nicht leisten, findet Varenhorst. Er ist auch an der Ausgestaltung der Lehrpläne des Fachs beteiligt. Er findet es wichtig, den Schülern die Sicherheit zu geben, dass der Lehrer vor ihnen auch wirklich für das stehen, worüber er spricht. Toleranz für andere Religionen könne Schülern viel eindrücklicher vermitteln, wenn sich der Lehrer selbst zu einer Konfession bekenne.

In Bezug auf einen „Werteunterricht“, wie ihn die Landesschülervertretung Rheinland-Pfalz fordert, zitierte Schulreferent Karsch einen ungenannten Staatssekretär: „Der Staat beruht auf Werten, die er selber nicht schaffen kann.“ Aus diesem Grunde sieht er ein solches Fach, das unter staatlicher Verantwortung stünde, kritisch – gerade auch im Hinblick auf die deutsche Geschichte. Eine Trennung von Kirche und Staat sei daher wichtig.

Mit der Trennung von Staat und Kirche argumentierte auch die LSV Rheinland-Pfalz – für die Abschaffung des Religionsunterrichts. Am Ende des Gesprächs bleibt also vor allem ein Eindruck: Dieses Thema ist noch nicht ausdiskutiert.

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