Eine-Welt-Bewegung Lobbyistin für eine andere Welt

Saarbrücken · Eva Maschino arbeitet als Promotorin. Das bedeutet: Sie soll zu einem Bewusstseinswandel beitragen, der die Welt gerechter macht.

 Eva Maschino hilft Jugendlichen, sich zu engagieren. 

Eva Maschino hilft Jugendlichen, sich zu engagieren. 

Foto: Martin Rolshausen

Eine Kaffeetasse kann die Welt ein klitzekleines bisschen besser machen - darauf müsse man erstmal kommen, sagt Carolin  Lehberger. Die Direktorin der Volkshochschule (VHS) im Regionalverband Saabrücken, klingt so begeistert, dass es nicht wundern würde, wenn sie Eva Maschino gleich um den Hals fällt. Eva Maschino arbeitet seit einem Monat in den Räumen der VHS. Und ihr ist aufgefallen, dass Menschen, die ebenfalls oft da sind, weil sie einen über viele Wochen laufenden Kurs besuchen oder leiten,  sich den Kaffee am Automat jedes Mal aufs Neue in den Einwegbecher plätschern lassen. „Warum bringen sich diese Menschen nicht einfach eine Kaffeetasse mit und schonen damit die Umwelt?“, hat sich Maschino gefragt.

Eine geniale Frage, wie Lehberger findet. Und Maschino sagt: „Es sind die kleinen Dinge, an die man nicht denkt, mit denen man etwas bewirken kann.“ Es gebe zum Beispiel eine Frischhaltefolie aus Bienenwachs, die man mehrfach verwenden könne. Und sich eine Zahnbürste aus Holz zu kaufen, sei wesentlich sinnvoller, wenn auch teurer,  als eine  aus Kunststoff anzuschaffen. Eva Maschino ist bei der VHS im Alten Rathaus am Saarbrücker Schlossplatz aber nicht als Beauftragte für Müllvermeidung beschäftigt. Das, was sie in den kommenden drei Jahren dort tut, ist wesentlich komplizierter - so wie ihr Titel. Maschino ist „Promotorin für Junges Engagement im Saarland“.

Die 35-Jährige ist Umweltsoziologin und ihr Job ist es nun, „Menschen dafür zu sensibilisieren, dass unser Handeln hier vor Ort Auswirkungen hat auf die Welt - nicht nur auf die Umwelt, sondern auch auf Menschen in anderen Ländern“. Sechs weiter Promotoren, mit einer Wochenarbeitszeit von jeweils 20 Stunden pro Woche, kümmern sich zurzeit im Saarland um diese Sensibilisierung. Jeder von ihnen habe einen anderen Schwerpunkt, erklärt Maschino. Ihrer sind junge Menschen und Menschen, die beruflich, etwa in Jugendzentren, mit jungen Menschen arbeiten.
Maschino will Kinder ab sechs Jahren und Jugendliche „im Engagement für eine global gerechte und nachhaltige Welt unterstützen“. Deshalb hat sie kommende Woche ein Treffen mit den Organisatoren der saarländischen „Fridays for Future“-Bewegung, „um zu sehen, wie ich sie unterstützen kann“. Es gibt zwar 140 Eine-Welt-Promotoren bundesweit, aber außer ihr gebe es nur eine, die Kollegin in Nordrhein-Westfalen, die sich in dieser Form um Kinder und Jugendliche kümmert. Die Kollegin hat für die „Fridays for Future“-Bewegung Fortbildungen organisiert, unter anderem ein Rhetorik-Training. In wieweit das Eingang ins VHS-Programm findet, sei offen. Bezahlt werden die sieben Promoter im Saarland zu 60 Prozent vom Bundes-Entwicklungshilfeministerium und zu 40 Prozent vom saarländischen Bildungsministerium. Die Regionalverbands-VHS sei Träger des „Junges Engagement“-Projekts - und stelle die Infrastruktur zu Verfüung. „Das ist keine neue Planstelle bei der VHS“, betont Lehberger.

Maschino, die aus dem Pfälzer Wald stammt und in Trier studiert hat, empfindet die Stelle in Saarbrücken persönlich als großes Glück. „Ich wollte wegen Saarbrücken nach Saarbrücken“, sagt sie. Sie hat nämlich schon mal kurz hier gewohnt und sich in die Stadt verliebt. „Die Stadt hat Herz. Die Menschen hier haben immer einen Spruch parat. Sowas mag ich“, sagt Maschino. Sie habe mal in einem Projekt in der Pfalz gearbeitet. Die Pirmasenser, die kamen, haben immer gemeckert, die Saarländer haben gute Stimmung verbreitet, erinnert sich Maschino. Wie alle anderen 140 Promotoren, die man auch Lobbyisten nennen könnte, soll Maschino für einen „Perspektivwechsel“ sorgen: „Die Menschen im globalen Norden müssen ihr Verhalten ändern, um weltweit eine gerechte Zukunft zu ermöglichen.“ Erfolgreich können Veränderungsprozesse nur sein, heißt es in Maschinos „Arbeitsbeschreibung“, „wenn sie von den Menschen selbst gewollt und gestaltet werden“. Wie die Sache mit den Kaffeebechern eben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort