Bildung Europa soll Geld für neuen Bücherbus geben

Saarbrücken · Bezahlt von deutschen, französischen und europäischen Stellen bringt der Bus dann Lesefutter an deutsche und französische Schulen.

 Leuchtend gelb: das ist der alte Saarbrücker Bücherbus. Er soll bald durch einen neuen mit Elektromotor ersetzt werden – vorausgesetzt die Europäische Union gibt einen Zuschuss.

Leuchtend gelb: das ist der alte Saarbrücker Bücherbus. Er soll bald durch einen neuen mit Elektromotor ersetzt werden – vorausgesetzt die Europäische Union gibt einen Zuschuss.

Foto: Landeshauptstadt Saarbrücken

„Wer kein Geld hat, sollte gute Ideen haben“, hat mal ein Politiker gesagt. Gerald Schleiwies beherzigt das wie kaum ein Zweiter. Seit er Mitte 2017 neuer Leiter der Saarbrücker Stadtbibliothek wurde, hat er schon viele Ideen ersonnen und umgesetzt, um das Bibliotheksangebot zu verbessern. Mit einem Projekt für den Bücherbus der Stadtbibliothek, das inzwischen den Segen des Stadtrats erhielt, hat sich der Bibliotheksleiter nun aber selbst übertroffen. Schon vor langem hatte Schleiweis im städtischen Kulturausschuss erklärt, dass er darüber nachdenkt, wie man das Angebot des Bücherbusses, der an zwölf Tagen im Monat 18 Grundschulen anfährt, ausweiten könnte. Warum nicht über die Grenze fahren und auch Lothringer mit Büchern versorgen?, hatte er vorgeschlagen.

Das Problem: Der Bücherbus, der schon 30 Jahre in Betrieb ist, muss erneuert werden. Um modernen Standards zu genügen, sollte am besten ein neuer gekauft werden, fand Schleiwies, wusste aber auch, mit den im Wirtschaftsplan des ZKE bereitgestellten Mitteln von 450 000 Euro wäre das nicht möglich. Also dachte er größer: Wenn man einen deutsch-französischen Bücherbus zu Schulen im ganzen Eurodistrict Saarmoselle auf den Weg schickt, den Deutsche und Franzosen gemeinsam tragen und finanzieren, könnte man dafür Fördermittel des Interregprogramms der EU und von weiteren Stellen bekommen. Und so soll es jetzt auch geschehen.

Ein Bi-Bus (binationaler Bus), bestückt mit Medien in beiden Sprachen, soll künftig Grundschulen beiderseits der Grenze ansteuern. Neben Saarbrücken, Großrosseln und Heusweiler haben laut Schleiwies auf französischer Seite die Gemeindeverbände Sarreguemines, Forbach und St. Avold bereits Interesse bekundet. Mit einer französischen Vollzeitstelle zusätzlich zum Fahrer ausgestattet, soll der Bi-Bus zweisprachige Leseförderung und Ausleihe von Medien bieten, aber auch ein – selbstverständlich barrierefreier – Treffpunkt sein, an dem man sich austauschen kann, heißt es in Schleiwies‘ Konzept. Bis zum 13. März muss die Stadt nun den Interreg-Antrag bei der EU einreichen, die im Herbst darüber entscheidet. Neben der Landeshauptstadt sind Projektpartner auf französischer Seite die Gemeindeverbände, das Département Moselle, die Schulbehörde Académie Nancy-Metz und der Eurodistrict Saarmoselle.

Für die Anschaffung des Bücherbusses ist eine Million Euro veranschlagt. Davon sollen die französischen Partner 230 000 Euro übernehmen, 200 000 Euro die Bundeskulturstiftung, 120 000 Euro das Saar-Wirtschafts- und Verkehrsministerium, 270 000 Euro die EU als Interregförderung zahlen, so dass für Saarbrücken nur 180 000 Euro beisteuern muss.

Die Franzosen werden sich zudem an den Kosten für den Betrieb und die Öffentlichkeitsarbeit beteiligen und eine Vollzeitstelle finanzieren, so Schleiwies. So ein Bi-Bus-Projekt gebe es in ganz Deutschland nicht, weiß Schleiwies, der es deshalb auch am 19. März beim deutschen Bibliothekstag in Leipzig in einem Vortrag vorstellen soll. „Das Projekt Bi-Bus ist ein echtes Stück Europa“, schwärmt Schleiswies.

Außerdem passe der Bi-Bus hervorragend zur Frankreichstrategie des Saarlands. Und noch ein Alleinstellungsmerkmal hat der Bus, zumindest im Saarland: Da der neue Hochflurbus mindestens 15 Jahre laufen soll, hat man sich für ein elektrisch betriebenes Modell entschieden. Das ist dann nicht nur abgasfrei, sondern, wie die Berechnungen der Stadt ergaben, auch noch günstiger im Unterhalt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort