Bezirksrat Mitte Es geht weiter auf dem Becolin-Gelände

Saarbrücken · Der Bezirksrat Mitte stimmt für einen neuen Bebauungsplan für das Areal. Wohnungen werden wohl nicht entstehen.

 „H. Becker Sohn“ steht über dem Eingang des alten Bürogebäudes auf der Brache am Römerkastell. Hier stellte die Unternehmerfamilie Becker nach dem Krieg unter anderem Farben der Marke „Becolin“ und Büromöbel her. Nun will ein Investor an dieser Stelle einen Gewerbe- und Bürokomplex errichten.

„H. Becker Sohn“ steht über dem Eingang des alten Bürogebäudes auf der Brache am Römerkastell. Hier stellte die Unternehmerfamilie Becker nach dem Krieg unter anderem Farben der Marke „Becolin“ und Büromöbel her. Nun will ein Investor an dieser Stelle einen Gewerbe- und Bürokomplex errichten.

Foto: Tobias Fuchs

Es ist das auffälligste Nichts in Saarbrücken, das Becolin-Gelände am Römerkastell. Nur ein altes Gemäuer der früheren Büromöbel- und Farbenfabrik steht noch auf der Brache zwischen Mainzer Straße und Lyonerring. „Wie ein letzter Weisheitszahn“, sagt Jan Halberstadt vom Stadtplanungsamt am Donnerstag im Bezirksrat Mitte.

Das so nonchalant beschriebene Baudenkmal soll renoviert werden, in einem modernen Büro- und Gewerbekomplex aufgehen. Wann? Das hängt an diesem Tag auch von den Lokalpolitikern ab. Sie sollen für die Aufstellung eines neuen Bebauungsplans stimmen – was sie auch tun. Denn die Lage am Römerkastell, sie ist kompliziert. Weil es in der Vergangenheit mehr als eine Vision für das riesige Gelände im Stadtteil St. Johann gab.

Was auch immer dort entstehen wird, neue Wohnungen dürften nicht dazu zählen – entgegen früherer Ankündigungen. Als sich Jens Jacobi (Linke), der stellvertretende Bezirksbürgermeister, danach erkundigt, antwortet Halberstadt: „Wohnen ist auf dem Gelände nicht möglich, weil es mitten in einem Gewerbegebiet liegt.“ Einem der Industrieunternehmen in der Nachbarschaft ist es erlaubt, rund um die Uhr auch Lärm zu produzieren. Das löse Spannungen aus, sagt der Mann vom Stadtplanungsamt. „Man würde hier Gewerbetreibende schwächen oder gar vertreiben, die dort seit Jahrzehnten angesiedelt sind.“ CDU-Fraktionschef Hermann-Josef Anton erinnert an die Konzerthalle, die an dem Standort ebenfalls im Gespräch war. „Danach sieht es nicht mehr aus“, sagt Anton. Aber: „Wir sind froh, dass es weitergeht.“

Die Pläne für das 2,4 Hektar große Areal stammen von dem in Saarbrücken vielbeschäftigten Architekten Willi Latz. Jan Halberstadt von der Stadt wirbt im Bezirksrat für einen neuen Bebauungsplan, weil ältere Vorgaben für die Umsetzung der Entwürfe „nicht geeignet“ seien.

Am Römerkastell müssen die Behörden wie Archäologen vorgehen. Schicht für Schicht. Für das Becolin-Gebäude existiert noch ein Bebauungsplan von 2002. Der Name: Halberger Tor. Damals sollte die Fläche für Einzelhandel und Dienstleistungen genutzt werden. Historisch eine Schicht tiefer liegt ein Plan für das Gewerbegebiet Ostspange.

Nach Angaben der Stadt müssten die früheren Bebauungspläne in einem langwierigen Verfahren aufgehoben werden, damit die vorliegenden Entwürfe realisiert werden können. Vor diesem Hintergrund sei die Aufstellung eines neuen Bebauungsplanes für das Becolin-Areal der zielführende Weg, argumentiert die Stadt in ihrer Vorlage für den Bezirksrat. Der stimmt zu. Ende des Monats entscheidet der Stadtrat.

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