In Sulzbach geht es nicht voran Erneute Hiobsbotschaft für die Geschäftswelt
Sulzbach · Die große Baustelle entlang der Sulzbachtalstraße wird noch viel länger bestehen, als ursprünglich vorgesehen.
Wer wissen will, wie lange die Baustelle in der Sulzbachtalstraße noch bestehen wird - inklusive Einbahnstraßen-Regelung - der ruft am besten bei der Saarbahn GmbH an, was die SZ am gestrigen Freitag auch tat. Das Unternehmen, dessen Buslinien 103 und 104 die Straße passieren, hat nämlich ein gesteigertes Interesse daran, das frühzeitig zu erfahren. Weil es seinen Kunden öffentlich mitteilen möchte, wie lange bestimmte Haltestellen nicht mehr angefahren werden können und welche Umleitungen weiterhin gelten.
Aus dem Sulzbacher Rathaus jedenfalls kam die folgenschwere Nachricht nicht. Die Nachricht nämlich, dass die Baustelle zur Umgestaltung des Rathaus-Vorplatzes voraussichtlich noch bis 15. November existiert. Eingerichtet wurde sie am 3. Juli, damals hieß es seitens der Verwaltung, dass nach neun Wochen alles wieder in Ordnung sei. Dann, vor einem Monat, erfuhr die SZ - ebenfalls per Anruf bei der Saarbahn GmbH - dass die Tiefbaumaßnahmen sich enorm verzögern, und zwar bis Mitte Oktober. Und nun werden aus ehemals neun Wochen ganze 20, wobei auch dieser Zeitpunkt sich womöglich noch nach hinten verschiebt. Auf gestrige Anfrage unserer Zeitung erklärte die Pressestelle der Stadtverwaltung, dass man die Gründe für die zeitlichen Verzögerungen kommende Woche darlegen werde, der zuständige Mann im Bauamt sei dann aus dem Urlaub zurück.
Margot Färber-Kempf wird das Ende der Tiefbauarbeiten nicht mehr mitbekommen. Denn die Reiseverkehrskauffrau gibt im 21. Jahr ihren Laden auf. Sie schließt zum Ende des Monats ihr TUI Reise-Center vis à vis zum Rathaus und wandert ab nach Neunkirchen, zu ihrer Freundin Tina Goetten, die dort ein Reisebüro unterhält. Die Baustelle, sagt Färber-Kempf, sei für sie der entscheidende Anlass gewesen, über ihre berufliche Zukunft nachzudenken. Die Lage sei „ganz einfach schlimm“, die Kunden blieben aus, weil sie vorm Geschäft nicht mehr halten könnten. Und Kunden, die man einmal verloren habe, kehrten nie wieder zurück. Im Übrigen habe sie das Gefühl, dass sich seitens der Stadtverwaltung kein Mensch um die Geschäftswelt bemühe. „Den Bürgermeister kenne ich nur vom Bild“, fügt die Frau noch hinzu. Und Sulzbachs City-Manager habe sie auch nur als SPD-Mann kurz vor der Wahl in ihrem Laden begrüßen dürfen. Ansonsten habe es nie Informationen aus dem Rathaus gegeben. „Es wird jedes Jahr weniger“, sagt Margot Färber-Kempf und meint damit das Ausbleiben der Kunden. Begonnen habe der Niedergang, als vor einigen Jahren das Gewerbegebiet am Quierschieder Weg in Betrieb gegangen sei. Und nun sei eben Schluss, ein Nachfolger für ihr Geschäft nicht in Sicht.
Schräg gegenüber unterhielt sich die SZ am Freitag auch mit Sophie Kellenberger, die seit Jahrzehnten den Kiosk im Haus der Sparkasse unterhält. Dicht machen will sie ihren Laden nicht, wohl aber hat sie zwischenzeitlich Kunden verloren. Vor allem die, die um 5.30 Uhr vor dem Kiosk mit dem Auto anhielten, um zu tippen, eine Zeitung zu kaufen oder sich mit Zigaretten einzudecken. Mittlerweile habe sich die Lage etwas gebessert, gut sei sie aber noch immer nicht.
Gestern war auch Wochenmarkt auf dem Ravanusaplatz, sodass die SZ sich auch dort zum Thema Dauerbaustelle erkundigte. Zwei Händler, die hier seit Jahren ihre Ware anbieten, sprachen von deutlichen Umsatzeinbußen.