Stadtplanung Und wieder wächst die Angst ums Totobad

Saarbrücken · Die Stadt muss die Wasserfilter sanieren. Dafür muss sie sich Geld leihen. Und dazu braucht sie den Segen der Kommunalaufsicht.

 Déjà-vu: Seit 2005 gehört die Angst ums Totobad zur Saarbrücker Kommunalpolitik. Damals protestierten rund 17 000 Menschen mit ihrer Unterschrift gegen die Schließung. Doch schon 2008 kehrte die Angst zurück – und der Förderverein warb mit diesem Banner um Unterstützung.        

Déjà-vu: Seit 2005 gehört die Angst ums Totobad zur Saarbrücker Kommunalpolitik. Damals protestierten rund 17 000 Menschen mit ihrer Unterschrift gegen die Schließung. Doch schon 2008 kehrte die Angst zurück – und der Förderverein warb mit diesem Banner um Unterstützung.       

Foto: BeckerBredel

  „Eine böse Überraschung“ erlebte – nach eigenen Worten – Bürgermeister Ralf Latz, als er Ende Juni einen Brief der Kommunalaufsicht, also des Innenministeriums, öffnete. Darin musste er lesen, dass die Kommunalaufsicht – grob vereinfacht – doch sehr im Zweifel ist, ob sie es der Stadt erlauben soll, 23 Millionen Euro Kredit aufzunehmen.

Die Stadt will dieses Geld in ihre Infrastruktur investieren, unter anderem ins Schwarzenbergbad (Totobad).  Denn dort müssen dringend die Filter saniert werden, die den ganzen Tag über das Wasser aus allen Becken reinigen. Und wenn die Stadt die genannten Kredite nicht aufnehmen darf, dann fürchtet Latz, dass er das Schwarzenbergbad schließen muss. Zumindest bis die Filter saniert sind.

Als Latz das alles Mitte Juli der SZ erzählte, da wurde aus einer „bösen Überraschung“ für den Bürgermeister ganz schnell ein gewaltiger Schock für Tausende Totobad-Fans. Schon wieder scheint ihr geliebtes Bad in Gefahr zu sein. In altbewährter Routine formierte sich der Widerstand.

Als Erstes schrieb der Totobad-Förderverein einen offenen Brief an Ministerpräsident Tobias Hans, an Sport- und Innenminister Klaus Bouillon, an Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger, an Oberbürgermeisterin Charlotte Britz und alle Stadtratsfraktionen.  In diesem Brief erinnert der Verein die Spitzenpolitiker daran, dass dieses Bad „vor allem für Menschen gedacht“ sei, „die sich keinen Urlaub leisten können, insbesondere für ältere und jüngere Menschen und Familien mit schmalem Geldbeutel“.

Und der Verein bemerkt:  „Es ist auffallend, dass bei Spardiskussionen immer wieder das Totobad und damit die kleinen Leute ohne Lobby auf der Tagesordnung stehen, während von einer Schließung des Spaßbades nie die Rede ist.“ Nach Auffassung des Vereins gehört das Totobad zur öffentlichen Daseinsvorsorge – das Spaßbad Calypso aber nicht.

Der Verein fragt: „Wo sollen die Kinder und Jugendlichen schwimmen lernen,  sich treffen, Freizeit verbringen und die Möglichkeit haben, sich auszutoben, wenn nicht in öffentlichen, erschwinglichen Schwimmbädern?“

Und schließlich nimmt der Verein die Politik in die Pflicht: „Der Skandal um den Sportbund hat wohl klargemacht, wie mit Fördergeldern nicht umgegangen werden darf. Vielleicht sollten einige Politiker an ihren Amtseid erinnert werden, nämlich dem Wohle des ganzen Volkes  zu dienen – und nicht nur bestimmten Gruppen.“ Und deshalb, so warnt der Verein, dürfe das Totobad auch keinesfalls zum Spielball von Wahlkämpfern werden.

Bislang haben allerdings nur zwei der Adressaten des Briefes dem Verein geantwortet – Oberbürgermeisterin Charlotte Britz und Peter Strobel in seiner Eigenschaft als CDU-Fraktionschef im Stadtrat.

Britz versichert: „Von Seiten der Landeshauptstadt ist keine Schließung des Schwarzenbergbades  (Totobades) oder anderer Freibäder in Saarbrücken geplant. Das Schwarzenbergbad ist einer der schönsten Plätze mit Tradition in Saarbrücken, und ich werde mit vollem Einsatz für seinen Fortbestand kämpfen.“

Strobel stößt ins selbe Horn: „Für die CDU stehen die Saarbrücker Bäder – und damit auch das Totobad – nicht zur Debatte.“ Und Strobel wundert sich, „dass die Stadtverwaltung ohne Not die Schließung des Totobades ins Spiel bringt, nur weil es wegen der bekannten Überschuldung der Stadt Probleme mit der Haushaltsgenehmigung gibt“. Strobels Resümee: „Das ist eine ganz billige Nummer.“

Ein Blick auf die aktuellen Zahlen aus dem Schwarzenbergbad/Totobad  lässt erahnen, welche desaströsen Konsequenzen die Schließung dieses Bades haben könnte: Allein am vergangenen Wochenende, dem bisher heißesten des Jahres, flüchteten sich 13 354 Menschen vor der Hitze ins Schwarzenbergbad/Totobad – und das trotz des Saar-Spektakels.

In der ersten Hälfte des Sommers 2018, des bislang heißesten Sommers seit Beginn der Wetteraufzeichnung 1881, hatte das Schwarzenbergbad bereits rund 80 000 Besucher – fast so viele wie in der gesamten Saison 2017.

Für die Sanierung der Wasserfilter im Schwarzenbergbad würde die Stadt 2018 gern 535 479,92 Euro ausgeben – die sie sich allerdings leihen muss. Als Teil der geplanten, eingangs genannten  Investitionskredite von insgesamt 23 Millionen Euro.  Die aber von der Kommunalaufsicht noch  nicht genehmigt sind. Denn die Kommunalaufsicht geht davon aus, dass die Stadt 2018 guten Gewissens eigentlich nur 4,6 Millionen Euro Investitionskredit aufnehmen dürfte. Trotzdem ist die Kommunalaufsicht aber bereit, mit sich reden zu lassen – das jedenfalls signalisierte die Pressestelle des Innenministers noch Mitte Juli.

Für alle Fälle sammelt der Totobad-Förderverein präventiv weiter Unterschriften gegen die Schließung. Die Unterschriftenliste hat der Verein als Online-Petition auch im Internet ausgelegt. Und am Samstag ab 14 Uhr steigt im Bad eine Fete zur Einweihung des neuen 5-Meter-Sprungturms.

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