Ärger über TV-Bericht Die „Folschder“ fühlen sich verleumdet

Saarbrücken · Negativ-Berichterstattung über die Folsterhöhe von Spiegel TV schlägt weiter Wellen. Jetzt äußern sich die Bewohner.

 So sieht es auf der Folsterhöhe aus. Die Aufnahme von diesem Alt-Saarbrücker Wohngebiet entstand mit einer Drohne.

So sieht es auf der Folsterhöhe aus. Die Aufnahme von diesem Alt-Saarbrücker Wohngebiet entstand mit einer Drohne.

Foto: BeckerBredel

„Mein Telefon hat alle zehn Minuten geklingelt“, erzählt Claudia Bickel. Alle Anrufer hätten davon berichtet, wie weh ihnen die Darstellung der Folsterhöhe in dem Spiegel-TV-Beitrag von Beginn dieser Woche getan habe. Deswegen ist Bickel, die auf der Folsterhöhe im Gemeinwesenprojekt der Caritas arbeitet, am Freitagmorgen in den Gemeinschaftsraum auf der Folsterhöhe gekommen. Zusammen mit 15 anderen Menschen. Sie alle wohnen mit ihren Familien dort oder engagieren sich in den ansässigen Vereinen. Und sie alle ärgern sich über den Fernsehbericht, der unter dem Titel „Saarbrooklyn: Der Randbezirk der Gesellschaft“ auf RTL lief. Dieser sei eine „Sauerei“ und „erbärmlich“, hieß es beim Treffen.

„Ich kann einen Apfelbaum mit wunderschönen Früchten finden und dann nur die zwei einzigen faulen Äpfel ablichten“, sagt Bernhard Müller, Vorsitzender der DJK Glockenwald, eines ansässigen Turnvereins. Der Bericht sei extrem einseitig und reißerisch gewesen.

„Kaum einer traut sich hierher“, lautet das Zitat eines jungen Mannes in dem Bericht. Mit der Aussage konfrontiert, lachen die meisten im Gemeinderaum. „Wenn es hier so schlimm wäre, würde ich hier gar nicht mehr wohnen“, sagt die hier lebende Sieglinde Rupp entrüstet.

Auf der Folsterhöhe sei es komplett sicher. „Ich komme oft erst nach dem Sport gegen halb elf abends nach Hause“, erzählt Rupp weiter. Die längere Strecke zurück zu ihrer Wohnung mache ihr auch im Dunkeln nie Angst. „Wir fühlen uns hier komplett sicher.“ Sonja Franz, ebenfalls Anwohnerin, pflichtet Rupp bei: „Ich gehe seit Jahren hier nachts um halb drei über die Parkplätze und habe noch nie irgendwelche Probleme gehabt.“

Claudia Bickel bestätigt die Aussagen der Anwohner. „Ich sage den Leuten mit ruhigem Gewissen, dass sie hier vollkommen sicher sind.“ Dass das im Spiegel TV-Bericht gezeigte Gebäude sanierungsbedürftig sei, stimme. Auf die anderen Gebäude treffe das aber nicht zu. Leute von außerhalb seien meist erstaunt, wenn Bickel ihnen die restlichen Teile des Quartiers zeigt: „Auch diese schönen Teile gehören zur Folsterhöhe. Ich bin richtig stolz darauf, was sich hier entwickelt hat.“

Der schlechte Ruf komme meistens von Leuten von außerhalb, die die Folsterhöhe gar nicht richtig kennen, sagt Müller. „Und wenn man dann noch so Berichte macht, dann hat die Folsterhöhe hier ein Leben lang einen schlechten Ruf.“ Über positive Aspekte wie die ausgezeichnete Grundschule oder auch den Neubau der Kita Hirtenwies werde viel zu wenig berichtet.

Der Meinung ist auch Martin Metzger, der erste Vorsitzende des Judo Clubs Folsterhöhe: „Es gibt kaum ein Wohngebiet, das so viel bietet und in dem man so viel Engagement von den Bewohnern vorfindet.“

 Bewohner der Alt-Saarbrücker Folsterhöhe machten am Freitag ihrem Unmut Luft über den Beitrag von Spiegel TV.

Bewohner der Alt-Saarbrücker Folsterhöhe machten am Freitag ihrem Unmut Luft über den Beitrag von Spiegel TV.

Foto: BeckerBredel

Dass es durchaus Probleme gibt, darüber sprechen die Anwesenden im Gemeinderaum aber auch. Drogenprobleme gebe es, sagt Franz. Aber das wisse die Polizei ja: „Von ihr würde ich mir an dieser Stelle mehr Einsatz wünschen, dann würde das besser werden.“ Dass die von Spiegel TV berichteten Schwierigkeiten existieren, bestreitet hier niemand. Sie allerdings auf die gesamte Folsterhöhe zu beziehen, das sei keine gute Berichterstattung. Die genannten Probleme gebe es in allen Städten, da sind sich die Anwohner einig. Und die tolle Gemeinschaft, die alle an diesem Morgen betonen, sie zeigt sich allein schon darin, wie zahlreich die „Folschder“ erschienen sind, um ihren Wohnbezirk öffentlich zu verteidigen.

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