„Auffälligkeiten“ bei Sahne Speiseeis-Kontrollen im Saarland: Experten ziehen gemischte Bilanz

Saarbrücken · Das Eis im Saarland ist von guter Qualität. Bei der Sahne hapert es hingegen nach wie vor. Um auch hier für weniger Keimbelastung zu sorgen, will Verbraucherschutzministerin Petra Berg (SPD) nun handeln.

Eisdielen im Saarland: Kontrolleure ziehen gemischte Bilanz
Foto: dpa/Jens Kalaene

Die nächste Hitzewelle rollt auf das Saarland zu. Schon ab Mittwoch werden Temperaturen über 35 Grad erwartet. Da ist dringend Abkühlung angesagt. Am besten mit einem Sprung ins kühle Wasser und einem leckeren Eis. Wie gut, dass die Kontrollen bei den saarländischen Eisdielen in diesem Jahr für keine bösen Überraschungen sorgen, wenn auch gleich die Sahne weiterhin das Sorgenkind bleibt.

„Saarländerinnen und Saarländer können auch in diesem Sommer ihr Eis sorglos genießen. Das Eis ist insgesamt von guter Qualität“, sagte Verbraucherschutzministerin Petra Berg (SPD) am Montag. Das Landesamt für Verbraucherschutz (LAV) hat seit April rund 200 Proben an Speiseeis und Schlagsahne unter die Lupe genommen. Fazit: Bei 7,6 Prozent (2021: 7,6 Prozent) des Speiseeises hat die mikrobiologische Untersuchung ein erhöhtes Keimaufkommen ergeben.

 Umweltministerin Petra Berg bei der Pressekonferenz zur Qualität des Speiseeises.

Umweltministerin Petra Berg bei der Pressekonferenz zur Qualität des Speiseeises.

Foto: BeckerBredel

Keine krankheitserregenden Keime im Eis – 62 Prozent der Sahne-Proben auffällig

Eva Noll, Laborleiterin für Mikrobiologie beim LAV erklärte, dass es sich dabei um Enterobacteriaceae handelt. Diese Art Keim ist nicht gesundheitsgefährdend und kommt natürlich auf Pflanzen vor. Dennoch waren die gemessenen Werte teils zu hoch. Noll: „Die Keime können zum Beispiel durch frische Früchte bei der Herstellung in das Eis gelangen. Oder durch mangelnde Hand-Hygiene bei denjenigen, die mit dem Eis in Berührung kommen.“ Krankheitserregende Keime wie Salmonellen wurden in keiner der bisherigen Proben festgestellt.

Sorgenkind bleibt laut LAV die Schlagsahne. „Unbefriedigende Auffälligkeiten“ wurden in 40 Proben (62,5 Prozent) bei der mikrobiologischen Untersuchung gefunden. Im vergangenen Jahr lag dieser Wert bei 70 Prozent. „Das ist nach wie vor deutlich zu hoch“, stellte Berg fest. Auch hier sorgt das Enterobacteriaceae für die starke Keimbelastung.

Gründe für die Auffälligkeiten bei Sahne in Eisdielen

Ursachen sieht Noll in der „falschen Handhabung der Aufschlagautomaten, der unzureichenden Reinigung und Desinfektion sowie in fehlender und ungenügender Wartung der Geräte“. Auch mangelndes Händewaschen kann eine Ursache sein. Hier sieht das Verbraucherschutzministerium deutlichen Handlungsbedarf.

„Um das Problem anzugehen, können wir anregen, dass es für Eisverkäufer Schulungen zum richtigen Umgang mit den Aufschlagautomaten gibt und wir ein Beratungsangebot anbieten“, sagte die Ministerin. Ob es durch die Pandemie nicht zu einem Effekt des Öfteren Hände-Waschens gekommen sei? „Nein, einen Lerneffekt haben wir nicht feststellen können. In den Eisdielen muss es einfach schnell gehen und oft fehlt es derzeit an Personal“, fasste Noll eines der Probleme zusammen.

In Einzelfällen Pflanzenfette im Eis im Saarland

Doch nicht nur die Keimbelastung wurde untersucht. Bei Milch- und Fruchteis kommt es auch auf die chemische Zusammensetzung an. Elf von 36 Proben wurden beanstandet – unter anderem, weil der Milchanteil zu niedrig war. In einer Probe wurden außerdem verbotene Pflanzenfette nachgewiesen – gemäß den Milcheis-Richtlinien darf nur das in der Milch vorhandene Fett vorkommen. Ähnlich sieht es bei einer Fruchteis-Probe aus. Auch hier wurden verbotene Pflanzenfette gefunden, die laut Vorschrift nicht in das Eis gehören.

Fünf Ordnungswidrigkeiten-Verfahren eingeleitet

Insgesamt gibt es im Saarland 336 Eisdielen, Cafés, Milchbars und fahrende Eisverkäufer, die sich der Speiseeis-Kontrolle des LAV stellen müssen. Neben den Eis-Proben prüft das LAV die Betriebe auch auf Hygiene-Standards. Fünf Ordnungswidrigkeiten-Verfahren „wegen schwerwiegender Hygienemängel im Betrieb und im Produkt“ wurden eingeleitet. Verwarnungen mit Verwarngeld wurden in acht Betrieben ausgesprochen. Grund dafür waren unter anderem „minderschwere Hygienemängel oder fehlende Allergenkennzeichnungen“. 23 Mal wurden Verwarnungen bei geringen Mängeln ausgesprochen. Bisher wurden 176 Betriebe auf ihre Hygiene-Standards geprüft.

„In den letzten Jahren hat sich durch unsere Kontrollen die Eis-Qualität im Saarland unglaublich verbessert. Wir sind jetzt auf einem guten Niveau“, teilte Noll mit. Ministerin Petra Berg sagte abschließend: „Die Ergebnisse unserer Kontrollen zeigen, dass es im Sinne des Verbraucherschutzes wichtig und notwendig ist, Betriebe regelmäßig zu kontrollieren.“ Und welches Eis isst die Ministerin am liebsten? „Herbe Schokolade, ganz ohne Sahne.“

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