Saarländisches Staatstheater Eine witzige musikalische Zeitreise mit Dagmar Manzel

Saarbrücken · Wer eine Diva in schwarzer Robe erwartet hatte, die die klug-frivolen Lieder der 20er und 30er ansagt und plaudernd durch einen gediegenen Abend führt, stellte am Samstagabend im Staatstheater überrascht fest: Dieser Liederabend ist durch und durch ein Theaterabend.

 Die Sängerin und Schauspielerin Dagmar Manzel.

Die Sängerin und Schauspielerin Dagmar Manzel.

Foto: SST/Janine Guldener

Und Dagmar Manzel eine fantastische Komödiantin, die alle ihre Lieder im Zusammenspiel mit ihrer fünfköpfigen, großartigen Combo kongenial in Szene setzte.

Auch wenn der Abend „Sehnsucht“ heißt und es tatsächlich auch um Melancholie und Schmerz geht – es gab viel zu lachen. Denn zum Auftakt betrat nicht etwa der Berliner Musical-, Film- und Fernsehstar als Dagmar die Bühne. Nein, die Manzel kam in Gestalt eines geschwätzigen Stenotypisten namens Detlef Artur Husch, der sich um eine Stelle beim Theater bewirbt, aber leider keine Emails schreiben kann und „Frau Menzel jar nich kennt“.

Dagmar Manzel hatte viele Perlen dabei, darunter vor allem Evergreens aus den 20er und 30er Jahren von Friedrich Hollaender wie „Wenn ich mir was wünschen dürfte“, „Irgendwo auf der Welt“ von Werner R. Heymann oder „Ick wunder mich über jarnischt mehr“ (Otto Reutter). Aus ihrem Koffer aus Berlin zauberte sie immer wieder neue Kostüme hervor.

Zum Brüllen komisch und ungemein charmant frankophonierte sie in Kauderwelsch-Französisch mit blonder Brigitte-Bardot-Perücke von „Toujours l‘ amour“. Dann stieg sie in ihrem langen Abendkleid in eine riesige weiße Jogginghose, darüber ein lila Unterrock – und los ging es mit einer Rumba. Darüber dann noch ein langes Nachthemd und eine Schlafmütze – und fertig war das „Nachtgespenst“ (Rudolf Nelson) – mit dem schlüpfrig-frivolen Text inspiriert von Tucholsky über einen lüsternen älteren Regierungsrat, der junge Mädchen nachts aufsucht. Mit Dagmar Manzel geriet der Abend zu einer musikalischen Zeitreise, nach der man sich nach noch mehr davon sehnt.

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