Erzähcafé Ein Teil der Freibad-Liegewiese gehörte zu Bayern. . .

Sulzbach · (bo) Volles Haus beim Sulzbacher Erzählcafé: Rund 30 Besucher wohnten der jüngsten Ausgabe des nicht nur an Senioren gerichteten Projektes der Stadt Sulzbach und der örtlichen Volkshochschule bei. Als Thema hatten sich die Veranstalter diesmal die einstigen Freibäder im heutigen Stadtgebiet ausgesucht. Da verschlug es sogar die ehemaligen Schwimmmeister Agathe und Helmut Prinz ins Salzbrunnenhaus. Die beiden Mittachtziger arbeiteten fast 50 Jahre im Freibad Ruhbachtal und im Hallenbad. Er begann 1965, seine Frau wenige Jahre später.

 Das Freibad im Ruhbachtal war bei schönem Wetter stets gut besucht.

Das Freibad im Ruhbachtal war bei schönem Wetter stets gut besucht.

Foto: Helmut Prinz

Helmut Prinz hatte also einige Anekdoten zu erzählen. So berichtete er beispielsweise davon, wie eine Mauer in das Becken stürzte oder darüber, wie sich irgendwann einmal das Gesundheitsamt einschaltete, weil man nicht länger akzeptieren wollte, dass das Bad mit dem Wasser aus dem Ruhbach gespeist wird. Zudem sei es immer ein Streitpunkt gewesen, ob es sich bei dem Ruhbachtal-Bad um ein Altenwalder oder ein Schnappacher Bad handelte – fest steht zumindest, dass sich ein Teil der Liegewiese auf bayrischem Grund befand.

Anekdotenreich waren auch die Einblicke von Besucherin Inge Diehl. Sie wohnte mit ihrer Familie einst im Haus am Sulzbacher Freibad. Das sei zwar für ihre Kinder paradiesisch gewesen, jedoch gab es auch einen Nachteil. „Wir bekamen sehr viel Besuch“, erzählte sie mit einem Schmunzeln und fügte hinzu: „Wir haben sonntags nichts anderes gemacht als Geschirr gewaschen.“ Doch nicht immer ging es nur locker und leicht zu. Sie berichtete von einem strengen Winter, in dem Kinder Steinchen auf das gefrorene Wasser warfen. Als ihr Mann sich das näher betrachten wollte, fand er einen erfrorenen Menschen.

Es war eine interessante und informative Runde, in der sich so mancher der Besucher an erste Schwärmereien und Liebschaften erinnerte. An den Tischen kam es zu angeregten Gesprächen, es fielen Bemerkungen wie „Ich habe meinen Bikini noch selbst gehäkelt“. Die Bilder wurden zum großen Teil von Hobby-Historiker und Bürgermedaillen-Träger Werner Klee zusammengetragen oder stammen aus dem Stadtarchiv. Sie zeigen junge Buben auf dem Sprungbrett oder Artur Schmidt, der als Turner 1952 für das Saarland bei den Olympischen Spielen in Helsinki antrat.

Das Ruhbachtal-Bad bestand von 1936 bis 1993, hatte eine Wiesenfläche von 33 000 Quadratmetern und eine Beckengröße von 30 mal 70 Metern. An guten Tagen genossen bis zu 2000 Besucher die Anlage, zu Spitzenzeiten gar bis zu 4000. Das Freibad in Sulzbach hingegen befand sich Richtung Neuweiler, wo heute der Angelsportverein Sulzbach seine Heimstätte hat. Es ging aus zwei der Appoltschen Weiher hervor, wurde 1925 eröffnet und bestand bis ins Jahr 2011.

Das nächste Erzählcafé ist am Dienstag, 19. September, 15 Uhr, im Salzbrunnenhaus in Sulzbach. Das Thema wird noch bekannt gegeben.

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