Umweltschutz in Saarbrücken „Von Politikern erwarte ich Verbote“

Saarbrücken · Corona brachte auch mehr Verpackungsmüll. Unverpackt-Läden halten dagegen.

 Das Obst ohne Plastikhülle, Cornflakes und Hülsenfrüchte zum Selbst-Abfüllen: Birgit Klöber ist überzeugt vom Unverpackt-Konzept.

Das Obst ohne Plastikhülle, Cornflakes und Hülsenfrüchte zum Selbst-Abfüllen: Birgit Klöber ist überzeugt vom Unverpackt-Konzept.

Foto: Sebastian Zenner

Bis vor Kurzem versuchten viele Menschen, Plastikabfälle zu reduzieren. Dann kam Corona. Waren alle Bemühungen vergebens? Wir sprachen mit der Inhaberin des Saarbrücker Unverpackt-Ladens, Birgit Klöber.

Frau Klöber, wie fühlt man sich als Inhaberin eines Unverpackt-Ladens, wenn seit Beginn der Corona-Krise klar ist, dass immer mehr Menschen sich beispielsweise  Essen in Plastikverpackungen liefern lassen, dass sehr viel mehr Waren online bestellt werden, dass es also eine neue Verpackungsflut zu geben scheint?

Birgit Klöber: Unsere Kunden sind anders als die anderen. Sie kommen weiterhin. Sie sind treu.

Es hat sich also nichts geändert?

Klöber: Doch. Als ich vor drei Jahren den Laden in Saarbrücken eröffnet habe, ging es mir ja um das Vermeiden von Verpackungsmüll. Damals war es schwer, einen Kredit zu bekommen. Das ist jetzt, wo wir in St. Ingbert einen weiteren Laden eröffnen wollen, leichter.  Jetzt stehen sie zu mir.

Kann man von einer Trendwende sprechen?

Klöber: Wir erreichen unsere Gruppe, sind stark, werden mehr. Trotzdem sind wir noch zu wenige. Ich bewege mich in einer Blase.

Gerade junge Leute mögen Lieferdienste. „Bestellen“ ist weit verbreitet.

Klöber: Das ist ja auch einfach. Allerdings gibt es inzwischen Lieferdienste, die auf Nachhaltigkeit setzen, die in Pfandgeschirr ausliefern. Allerdings ist das meist nur in Großstädten so.

In Deutschland wird nach wie vor zu viel Müll produziert. Außer den Verbrauchern könnten auch Politiker etwas tun. Als Sie eröffnet haben, kamen Politiker, vor allem von den Grünen…

Klöber: Das war ein Zeichen, aber konsequente Unterstützung sieht anders aus. Von Politikern erwarte ich Verbote. Wenn sie beispielsweise Einwegplastik verbieten würden, dann würden sie gar nicht erst hergestellt. Das ist übrigens keine Frage von Alternativen. Es gibt genügend Alternativen. Ich selbst war übrigens früher nicht unbedingt jemand, der bio kaufte. Aber Mülltrennung und Müllvermeidung haben mich immer interessiert.

Es gibt immer mehr Unverpackt-Läden im Saarland. Sie selbst sind an einem beteiligt, der im Herbst in St. Ingbert öffnet. Gibt es ein belastbares Netzwerk?

Klöber: Wir sind keine Konkurrenten. Wir helfen uns gegenseitig. Man hat nicht immer die Zeit, Lieferanten und ihre Qualität zu hinterfragen. Da hört man schon mal in anderen Läden oder beim Verband der Unverpackt-Läden nach, ob sie dort gelistet sind.

Was hat sich durch Corona in Ihrem Unverpackt-Laden verändert?

Klöber: Ich kann keine Workshops anbieten. Auch die beratende Tätigkeit für Schulen und Kindergärten fällt flach. Schüler oder Kindergartenkinder waren fast jede Woche da. Nachhaltigkeit ist ein großes Thema. Und ich bin froh, wenn es jetzt bald wieder weitergeht mit diesen Besuchen und auch mit Kursen. Selbst kleine Kinder verstehen schon, dass es Alternativen zu Verpackungen gibt. Wenn sie mit Schule oder Kindergarten hier waren, bringen sie später oft ihre Eltern zu uns.

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