Auszeichnung Ehre für eine nie enden wollende Arbeit

Saarbrücken · Zum sechsten Mal verleiht der Saarbrücker Gewerbeverein den Sisyphos-Preis. Diesmal erhält ihn die Wärmestube.

 Auch das bietet die Wärmestube in Saarbrücken – nicht nur in der kalten Jahreszeit: gemeinsame Freizeit wie hier beim Tischfußball. Für das Engagement, sich um sozial benachteiligte Menschen sich zu kümmern, erhält der Trägerverein den Sisyphos-Preis. 

Auch das bietet die Wärmestube in Saarbrücken – nicht nur in der kalten Jahreszeit: gemeinsame Freizeit wie hier beim Tischfußball. Für das Engagement, sich um sozial benachteiligte Menschen sich zu kümmern, erhält der Trägerverein den Sisyphos-Preis. 

Foto: Oliver Dietze

Bettler und Obdachlose auf öffentlichen Straßen und Plätzen: Das hat  in der Vergangenheit des Öfteren für Kontroversen mit Geschäftsleuten in der Saarbrücker City gesorgt. Besonders dann, wenn Ladenbesitzer befürchteten, dass aggressive Schnorrer und vor den Türen herumlungernde Alkoholiker Kunden vertreiben könnten. Doch die Zeiten der Konfrontation seien vorbei, beteuert Max Schoenberg.

Vielmehr noch: Der Vorsitzende des Vereins für Handel und Gewerbe schlägt sich im Namen seiner 130 Mitglieder auf die Seite derer, die sich um Menschen am gesellschaftlichen Rand kümmern. Und wartet mit einer Überraschung auf: Am heutigen Dienstag erhält die Wärmestube den Sisyphos-Preis der Werbegemeinschaft. Damit zeichnet die lokale Wirtschaft Leistungen der Institution aus, die sich unermüdlich für öffentliche Belange einsetzen, sagt der 58-Jährige, Chef mehrerer Schuh- und  Modegeschäfte am St. Johanner Markt. Die mit der Ehrung bedachte Wärmestube mit Sitz in der Trierer Straße betreut insbesondere tagsüber Menschen, die der Hilfe bedürfen. Nach Angaben des Geschäftsführenden Vorstandes Stephan Manstein nutzen bis zu 300 sozial Benachteiligte die Anlaufstelle. Zehn Mitarbeiter, teils selbst einst aus der Zielgruppe, sorgen sich um die Besucher.

400 000 Euro jährlich benötige der Verein dafür, der unter anderem von Caritas, Diakonie, katholischer und evangelischer Kirche getragen wird. Davon stammten 100 000 Euro aus Spenden. Im Winter 1995/96 nahm er die Arbeit auf, zunächst nur während der kalten Jahreszeit. Schon bald dehnte er sein Angebot aufs gesamte Jahr aus.

Manstein, der sich noch an anderweitige Töne aus der Geschäftswelt  gegenüber Menschen in Notlagen erinnert, reagiert so auf die Auszeichnung: „Wir haben dies sehr positiv von den Geschäftsleuten zur Kenntnis genommen.“ Ihm zufolge ist ausschlaggebend, dass sich die einst eher konträr gegenübergestandenen Seiten annäherten: ein runder Tisch, an dem neben Gewerbetreibenden und Wärmestuben-Kollegen auch Polizei sowie Vertreter des städtischen Ordnungsamtes saßen. Sie suchten gemeinsam nach Lösungen, die beiden Parteien gerecht wurden: den Händlern wie den Hilfesuchenden.

Manstein stellt klar: „Wir werden  die Obdachlosen nicht aus dem Stadtbild an den Rand drängen, sondern bieten Hilfe an.“ Dem pflichtet Schoenberg bei, der die Einrichtung besucht habe und von der dortigen Arbeit mit den Menschen sehr beeindruckt sei. Sie sei wichtig, um psychologisch zu helfen. Und nicht nur das allein, wie Manstein ergänzt. Mitarbeiter vermittelten zudem Kontakte zu Medizinern. Oder: „Betroffene treffen sich hier einfach, um unter sich zu sein“, schildert Manstein. Die meisten hätten ein Dach über dem Kopf. Viele Drogenabhängige seien am Tag allerdings unterwegs, um an Nachschub für ihre Sucht zu gelangen.

 „Wir haben nach Weihnachten Vorschläge gesammelt für den Sisyphos-Preis. Die Entscheidung für die Wärmestube fiel dann im Vorstand im April einstimmig“, berichtet der Gewerbeverein-Chef. Den mit 1000 Euro dotierten Preis erhält die Institution am heutigen Dienstag um 19 Uhr im Festsaal des Rathauses. Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) übergibt ihn.

Zum sechsten Mal wird er verliehen. Zuletzt ging er ans Saarbrücker Ordnungsamt. Damit würdigte der Verein für Handel und Gewerbe nach eigener Darstellung die zukunftsweisenden Veränderungen in  der Kommunikation mit Bürgern. Weitere Empfänger in der Landeshauptstadt waren unter anderem das Sterbehospiz (2014) und 2013 die Polizei in der Karcherstraße.

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