Zwiegespräch mit einem Auto

Dudweiler · Mit einer kleinen Feierstunde wurde kürzlich die Ausstellung „Grenzen verwischen“ in der Dudo-Galerie eröffnet. Etwa 30 Gäste waren der Einladung der Barmherzigen Brüder Rilchingen gefolgt, die die Ausstellung in ihrem Zentrum für Ambulante Dienste präsentieren. Zu sehen sind die 14 Porträts von „Menschen mit Macken“ noch bis zum 16. Oktober.

 In der Dudo-Galerie (v. l.): Alfred Klopries, Petra Otto, Armin Schuld und Edith Bourgett. Foto: BuB

In der Dudo-Galerie (v. l.): Alfred Klopries, Petra Otto, Armin Schuld und Edith Bourgett. Foto: BuB

Foto: BuB

Es sind erst mal nur kleine Macken, ganz alltägliche, die einen in der Dudo-Galerie derzeit begrüßen. 14 Fotos, fast in Lebensgröße, hängen im Zentrum für Ambulante Dienste der Barmherzigen Brüder Rilchingen. "Ich sortiere meine T-Shirts nach hell und dunkel" ist auf einem der Schwarz-Weiß-Porträts zu lesen. "Ich spreche mit meinem Auto wie mit einem Menschen" auf einem anderen. "Manchmal bin ich furchtbar spießig und normal", ist ein weiteres Bild untertitelt.

"Die Fotos haben weniger mit psychischer Erkrankung oder psychiatrischer Erfahrung zu tun", erklärt Petra Otto, Leiterin der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe im Saarland. Die KISS abgekürzte Einrichtung half dabei, die Ausstellung nach Dudweiler zu vermitteln. "Grenzen verwischen" sei Name und Programmatik der Ausstellung zugleich. Auf den Porträts sind nicht nur "Menschen mit Macken" zu sehen, sondern auch beispielsweise deren Angehörige oder Nichtbetroffene. Toleranz und Verständnis sollen so geweckt werden. Weitere Kommentare von Menschen mit psychiatrischer Erfahrung sind auf Schautafeln im Zentrum ausgestellt. Diese lesen sich dann auch deutlich offensiver: "Wegen Medikamenten laufen Menschen wie Marionetten rum", "Psychische Erkrankung rechtfertigt nicht jedes Handeln und Verhalten", "Ich will auch mal umsorgt werden, nicht immer nur gejagt". "Grenzen machen uns für uns selbst und unser Gegenüber sichtbar", so Petra Otto. Grenzen dienten auch als Schutz für sich selbst oder seien mit dafür verantwortlich, ausgegrenzt zu werden. Man sehe es letztlich niemandem an, ob er tatsächlich erkrankt sei.

Die Menschen mit psychiatrischer Erfahrung hätten im Prinzip vor allem die gleichen Probleme im Alltag wie die meisten von uns, pflichtet ihr Armin Schuld bei. "Es sind Probleme mit Isolation, Wohnungssuche oder Behörden", fügt der Leiter des Zentrums für Ambulante Dienste (ZAD) an. Dementsprechend sollten die Menschen hier als Person, als Individuum, wahrgenommen werden. Zurzeit betreue man etwa 80 Personen ambulant. "Man weiß um die Erkrankung, aber die Person steht im Vordergrund", so der ZAD-Leiter. "Die Ausstellung wurde 2011 zum ersten Mal öffentlich gezeigt", erklärt Alfred Klopries, der Heimobere der Barmherzigen Brüder . Initiiert wurde sie von einer Gruppe angehender Ergotherapeuten und dem damaligen Media-Art- und Design-Studenten Ruben Silver Krebs. "Am Ende bleibt es offen, ob der Abgelichtete betroffen ist oder nicht", hebt er den Spannungsbogen hervor. Da zu guter Kunst auch gute Musik und Essen gehöre, freute er sich, dass das Duo "Desafinado" die Vernissage mit Chansons und Bossa-Nova-Stücken begleitete. Sein Dank galt auch den Ehrenamtlern, die Fingerfood vorbereitet hatten.

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