Westdeutsche Meisterschaft in Dudweiler Der Kopf muss beim Klettern mitspielen

DUDWEILER/GÜDESWEILER · Florence Grünewald hat ihr Heimspiel gewonnen: Die Saarbrückerin verteidigte in Dudweiler bei der westdeutschen Meisterschaft im Bouldern ihren Titel. Die 22-Jährige qualifizierte sich für die deutsche Meisterschaft im Juni in Bochum. Nicht so gut lief es für Anna-Lena Wolf aus Güdesweiler.

 Florence Grünewald zeigt an der Wand in der Kletter- und Boulder-Arena in Dudweiler, was sie drauf hat. Die Saarbrückerin, die für die DAV-Sektion Kaiserslautern startet, krönte sich erneut zur westdeutschen Meisterin.

Florence Grünewald zeigt an der Wand in der Kletter- und Boulder-Arena in Dudweiler, was sie drauf hat. Die Saarbrückerin, die für die DAV-Sektion Kaiserslautern startet, krönte sich erneut zur westdeutschen Meisterin.

Foto: Thomas Wieck

Vier Boulder und jede Menge Klettersportler, die sich daran die Zähne ausbissen. Bei den westdeutschen Meisterschaften des Deutschen Alpenvereins (DAV) wurde den Athleten in der Kletter- und Boulder-Arena in Dudweiler alles abverlangt. Für viele waren die Aufgaben zu anspruchsvoll – während Florence Grünewald einmal mehr untermauerte, wie sehr ihr das Klettern liegt. Die 22-Jährige aus Saarbrücken, die in Kaiserslautern studiert und daher für die dortige DAV-Sektion startet, zeigte beim Wettkampf in Dudweiler ihre ganze Klasse und verteidigte am Samstag souverän ihren Meistertitel.

Einzig am ersten der vier Boulder hatte sie etwas zu knabbern. Mit verschränkten Armen blickte Grünewald skeptisch nach oben auf die Griffe hoch über ihrem Kopf, die es auf dem Weg zur Spitze („Top“) zu meistern galt. „Ich kam in den ersten Boulder vom Kopf her nicht so rein“, erzählte die 22-Jährige. Sie fand schließlich doch einen Lösungsansatz und beendete den Auftakt mit einer „Zone“, also der halben Wertung. „Danach war ich aber voll drin. Ich habe mir gesagt: Boulder einfach, du kannst es schon“, erklärte Grünewald. Gesagt, getan. Die nächsten drei Prüfungen „toppte“ sie jeweils im ersten Versuch.

Einzig Emilia Merz von der DAV-Sektion Rheinland-Köln konnte mit ebenfalls drei getoppten Bouldern mit der Saarländerin mithalten und sicherte sich vor Alina Gregori aus Frankfurt den Vize-Titel.

„Ich bin auf jeden Fall voll zufrieden mit meiner Leistung“, erklärte Grünewald vor Freude strahlend. Am 5. und 6. Juni wird sie bei der deutschen Meisterschaft in Bochum versuchen, ein ähnlich gutes Ergebnis wie 2020 in Augsburg zu erreichen, als sich die Saarbrückerin zur deutschen Vize-Meisterin gekürt hatte.

„Für mich ist es beim Klettern immer wichtig, dass ich im Kopf frei bin und Spaß habe. Das Halbfinale ist auf jeden Fall mein Ziel, das Finale wäre mega cool – danach ist mir alles egal“, sagte Grünewald - und verriet, wie sie ihre Titelverteidigung bei der westdeutschen Meisterschaft feiern werde: „Ich habe richtig Lust auf ein kühles Getränk: Moscow Mule ist mein Lieblingsgetränk – da freue ich mich jetzt drauf.“

So richtig freuen konnte sich Anna-Lena Wolf im ersten Moment derweil nicht, nachdem sie ihren Wettkampf mit einem „Top“ und drei „Zonen“ auf Platz vier beendet hatte. „Am zweiten Boulder war es super knapp. Da hatte ich das ,Top‘ schon in der Hand und den schweren Zug bereits geschafft – dann ist mir der Fuß weggerutscht, das war super unnötig“, ärgerte sich die 16-Jährige aus Güdesweiler, dass sie den dritten Platz durch ihren Fehler haarscharf verpasst hatte. Generell geht es für Wolf, die für die Generation Rocklands St. Wendel startet, dennoch kontinuierlich bergauf. Im vergangenen Jahr war sie bei der westdeutschen Meisterschaft Achte geworden.

 Anna-Lena Wolf aus Güdesweiler hängt in der Wand. Sie verpasste nach einem Fehler bei den Titelkämpfen in Dudweiler knapp eine Medaille.

Anna-Lena Wolf aus Güdesweiler hängt in der Wand. Sie verpasste nach einem Fehler bei den Titelkämpfen in Dudweiler knapp eine Medaille.

Foto: Thomas Wieck

Inzwischen startet die 16-Jährige international und wird im Juni beim Jugend-Europa-Cup in Imst in Österreich zum dritten Mal auf europäischer Bühne mitmischen. „Das ist einfach mega und macht solchen Spaß, international rumzukommen und mit den ganzen Top-Athleten auf einer Matte zu stehen“, blickt Wolf voller Vorfreude voraus. Der kommende Wettkampf findet in der Disziplin „Lead“ statt, also im Vorstieg-Klettern mit Seil. Daher liegt ihr Trainingsschwerpunkt aktuell nicht auf dem Bouldern – was ihr Ergebnis in Dudweiler zusätzlich aufwertet. Und letztlich zog Wolf doch ein positives Fazit: „Die Boulder haben richtig Spaß gemacht.“

Bei den Herren verging am Samstag den meisten Teilnehmern dagegen mit fortschreitendem Wettkampf zusehends der Spaß. „Der Saft ist aus – gebt mir mal eine Gehhilfe“, rief der für die DAV-Sektion Darmstadt startende Leon Scholl, als er auch am vierten und letzten Boulder schier verzweifelt war. Der einzige Saarländer im Feld der besten Zehn beendete den Wettkampf mit nur zwei „Zonen“ – und wurde dennoch Sechster. „Die Runde war echt schwer. Mir haben die Boulder einfach nicht gelegen“, sagte der 23-Jährige aus Hasborn.

Wie Scholl erging es den meisten anderen Finalisten. Gerade mal fünf „Tops“ von möglichen 40 standen am Ende zu Buche. An den ersten zwei Bouldern gelang keinem Starter eine Wertung. Und so durfte sich am Ende Leander Carmans von der DAV-Sektion Rheinland-Köln, der als einziger zwei Mal „toppte“, vor Dominik Retschy aus Zweibrücken und Moritz Senftleben aus Trier über die Titelverteidigung freuen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort