Vorfreude aufs Singen traditioneller Lieder

Dudweiler · Seit fünf Monaten lebt Pfarrer Heiko Poersch mit seiner Familie im Saarland. Das erste Weihnachten in der neuen Heimat soll möglichst traditionell ausfallen. Trotzdem wird es etwas anders als sonst.

 Pfarrer Heiko Poersch feiert Weihnachten mit seiner Frau Christiane und den drei Söhnen Juri, Antonio und Finn (von links) in Dudweiler. Foto: Iris Maurer

Pfarrer Heiko Poersch feiert Weihnachten mit seiner Frau Christiane und den drei Söhnen Juri, Antonio und Finn (von links) in Dudweiler. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

So entspannt war bisher kein Weihnachtsfest für die Poerschs. Aber auch selten eine solche Gratwanderung. Vor fünf Monaten zog die fünfköpfige Familie inklusive Kater Willi und Hund Frieda von Wermelskirchen im Bergischen Land an den Pfaffenkopf in Dudweiler . "Letzten Samstag haben wir einen kleinen Umtrunk mit den Nachbarn gefeiert und uns bedankt, dass sie uns so freundlich aufgenommen haben", erzählt Christiane Poersch, die gerade ihr Studium "Soziale Arbeit und Pädagogik der Kindheit" an der HTW aufgenommen hat. Wenn der vierjährige Toni im Garten lauthals beim Trampolinspringen singt, beschwert sich keiner. "Sie finden es toll, dass wie drei Kinder haben."

So gut es in der neuen Heimat läuft, für die zwei älteren Söhne, 14 und 11 Jahre alt, war der Ortswechsel alles andere als unproblematisch. Umso wichtiger, dass der Advent und Weihnachten gelingen, sprich, möglichst nah dran sind an dem, was die Kinder von früher kennen. Über eines werden sie sich freuen: Statt zwei Heiligabend-Gottesdienste muss der Papa nur einen zelebrieren. Und am 23. Dezember konnte Heiko Poersch erstmalig vorkochen: Statt Krippenspielproben und sonstigen Last-Minute-Aktivitäten steht die Zubereitung von Rouladen und Markklößchensuppe an. "Das ist Luxus", strahlt der Pfarrer .

Den Baum schmücken sie am Vorabend zusammen mit Finn, "die Kleinen werden ins Bett gesteckt". Nach der Christvesper, da dürfte es locker 19 Uhr sein, wird erst mal gesungen. "Alle Jahre wieder" und "Ihr Kinderlein kommet" wahrscheinlich. Vielleicht spielt Juri, der die Bläserklasse der Gemeinschaftsschule besucht, etwas auf dem Euphonium, von Toni begleitet auf dessen "Erfindungstrompete". Bis das Glöckchen klingelt für die Bescherung. Am 25. Dezember gibt es einen "ganz normalen" Gottesdienst, am zweiten Feiertag fahren die Poerschs zu Christianes Schwester nach Grünstadt. Ausklingen werden die Feiertage am 27. 12. mit einem ganz besonderen Brunch mit Flüchtlingen, veranstaltet vom Saarbrücker Netzwerk "Ankommen": "Da gehen wir als Familie hin", hat das Ehepaar entschieden.

In trockenen Tüchern ist Poerschs Weihnachtspredigt, die Bezug nimmt auf den Kolosserbrief 2,3 "In Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und des Verstandes". Der Pfarrer sieht die Christmette als Chance, "die, die sonst nicht in die Kirche kommen, anzufüttern". Für jeden Besucher gibt es diesmal ein kleines Geschenk. "Die Sehnsucht ist immer da, die Kirchen aufzusuchen als Ort, wo Glaube und Hoffnung stattfinden", weiß Christiane Poersch, ausgebildete Diakonin und Erzieherin - in schwierigen Zeiten wie jetzt nach dem Anschlag in Berlin genauso wie an Heiligabend.

Besonders berührt hat sie im Advent die Wichtel-Aktion in Antonios Kita. "Er kam nach Hause und meinte: Ich habe heute eine gute Nachricht bekommen." Auf dem gewichtelten Zettel stand: "Dein Lachen ist bezaubernd. Du erzählst so schön. Bleib wie du bist." Für Christiane Poersch "ein Geschenk ohne materiellen, aber mit hohem ideellen Wert". Worauf sie sich Weihnachten besonders freut? "Die alten Lieder zu singen. Und auf die Vorfreude der Kinder." Das größte Geschenk, ergänzt ihr Mann Heiko, haben sie schon erhalten. "Diese Pfarrerstelle hier."

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