Vom Überleben ohne Supermärkte

Dudweiler · Der Entwicklung von Handel und Gewerbe in Dudweiler widmet sich die Geschichtswerkstatt. Wobei im neuesten Band die Fleischereibetriebe den Anfang machen. Damals gab's noch eine beachtliche Auswahl.

 Dies ist die Räucherkammer zur Lyonerproduktion der Firma Schwamm im Jahr 1960 in Dudweiler. Foto: Schwamm

Dies ist die Räucherkammer zur Lyonerproduktion der Firma Schwamm im Jahr 1960 in Dudweiler. Foto: Schwamm

Foto: Schwamm

Wie schön, dass es Leute gibt, die Erinnerungen bewahren. Die eintauchen in Archive und wieder auftauchen mit interessanten Begebenheiten und Fakten aus längst vergangenen Zeiten. Dieser Beschäftigung geht seit vielen Jahren ein eingeschworenes Team in Dudweiler nach.

Vor wenigen Wochen hat genau diese Gemeinschaft nunmehr Band 13 der ,,Historischen Beiträge aus der Arbeit der Dudweiler Geschichtswerkstatt" herausgebracht. Im Innern des Buches stößt man gleich auf einen Beitrag von Roland Stephan, Friedrich (Friedel) Meier unter Mitarbeit von Joachim Klasen.

Dieser beschäftigt sich mit dem Metzgerhandwerk vor Ort. ,,Vor 100 Jahren... - oder wie überlebten wir damals ohne Supermärkte" ist der Beitrag überschrieben. Die gesamte Versorgung mit den Waren und Gegenständen des täglichen Lebens lag damals in den Händen der vielen Einzelhändler und Handwerker, die es in jedem Dorf gab, erfährt der Nachwuchs in der heutigen Welt der Supermärkte.

Das Adressbuch von 1913 verzeichnet, wie die Geschichtswerkstatt-Autoren herausgefunden haben, allein im Dorf Dudweiler bei einer Einwohnerzahl von etwa 23 000 über 260 Gewerbetreibende in nahezu 60 verschiedenen Branchen. Es gab unter anderem den Nagelschmied, Hutmacher, Cigarrendreher, Seifensieder, Schirmmacher und vieles andere mehr. Auch sogenannte Kolonialwarenläden waren geläufig oder Milchgeschäfte mit ihren vielfältigen Produkten.

Mit der Zeit aber schlossen sich kleinere Geschäfte zum gemeinsamen Handel zusammen, beispielsweise die Edeka - die Abkürzung für ,,Einkaufsgenossenschaft der Kolonialwarenhändler". Ab den 1950er Jahren setzte sich mehr und mehr das Selbstbedienungswesen durch. Der Kunde wurde nicht mehr nur bedient, sondern konnte sich seine Ware selbst aussuchen und an der Kasse bezahlen. Es etablierten sich größere Handelsgesellschaften, die sich auf der sogenannten ,,grünen Wiese" niederließen und mit Warenvielfalt und Preisgestaltung den kleinen Läden zu schaffen machten. Die Tante-Emma-Läden wurden zurückgedrängt, viele waren zum Aufgeben gezwungen.

Glücklicherweise, so die Geschichtswerkstatt, sind schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts die Geschäfte und Gewerbetreibenden der Bürgermeisterei Dudweiler namentlich erfasst. Und so können die Hobbyhistoriker Honig saugen aus nicht versiegten Quellen. Band 13 beschäftigt sich im ersten Teil einer längeren Reihe sehr ausführlich mit den Metzgereien und der Familiengeschichte , die dahinter steht. Und so erfährt man, dass es bereits 1904 erstaunlich viele Fleischereibetriebe in Dudweiler gab, die hauptsächlich in der damaligen Provinzialstraße (heute Saarbrücker Straße), in der Nähe des Marktes sowie im Bereich Sud-/Bahnhof-/Brückenstraße angesiedelt waren. Neun dieser Betriebe widmen sich die Hobbyhistoriker ausgiebig.

Auch und vor allem beschäftigen sie sich in ihrem aktuellen Buch detailliert mit dem Unternehmen Schwamm, dessen Erfolgsgeschichte 1937 in der Bahnhofstraße in Dudweiler begann. 1998 wurde die Metzgerei Schwamm in Dudweiler und der Fleischwarenhandel in Saarbrücken zu einer Fleisch- und Wurstwarenfabrik zusammengeschlossen. Der Standort Dudweiler wurde infolgedessen aufgegeben. Alles Weitere erfährt der geneigte Leser bei der Lektüre des neuen Buches, das sich auch mit anderen Themen auseinandersetzt.

Band 13 der Geschichtswerkstatt ist erhältlich in der Buchhandlung "Am Markt" und in der Gaststätte "Kopps Haus" (9,80 Euro). Bestellen kann man das Buch auch telefonisch bei allen Mitarbeitern der Geschichtswerkstatt und per Mail: klaus.kirch@freenet.de.

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