Dudweiler Viva voce: Fünf Charaktere, fünf Stimmen, eine Mission

Dudweiler · Mucksmäuschenstill ist es in der fast ausverkauften Christuskirche in Dudweiler, als die fünf Gestalten mit Kerzen von hinten zum Altarraum schreiten. In homogen klingendem Sound intoniert das Ensemble „Viva Voce“ Bruckners Motette „Os Justi“, eine Perle geistlicher A-cappella-Musik.

Kaum im vorderen Kirchenschiff wandeln sich die Interpreten mit „I still haven’t found what I’m looking for“ der irischen Legende U2 in eine „Rock-Formation“.

Mit ihrem Programm „Ein Stück des Weges“ schlagen die Sänger die Brücke zwischen ihren gemeinsamen klassisch-sakralen Wurzeln im Windsbacher Knabenchor, ihrem Talent fürs Komponieren und ihrer Begeisterung für Popmusik. In diesem Jahr feiern sie 20-jähriges Jubiläum. Inzwischen ist die Fangemeinde so groß, dass Viva voce zu den erfolgreichsten A-cappella-Formationen im deutschsprachigen Raum zählen. Das Konzert in Dudweiler haben sie wohl Heiko Benjes zu verdanken, der mit seiner Stimme einen gestrichenen, einen gezupften Kontrabass, auch einen vollen E-Bass zum Sound beiträgt. Er ist hier aufgewachsen.

In einheitlich schwarzer Kleidung stehen sie da: Jörg Schwartzmanns, Bariton und „Mouth Percussion“, in Kutte als Mönch, Heiko Benjes, Bass, als Pilger mit Pilgerstab, Bastian Hupfer, Tenor, als Zimmermann, Matthias Hofmann, Bariton, das literarische Musketier und David Lugert, Tenor, der Rock’n’Roller - jeder für sich als (ausgebildeter) Sänger eine Überraschung. Alle zusammen ein Geschenk an die Musikwelt. Mit ihrem lupenreinen Gesang, ihren beweglichen Stimmen, ihrem „Mund gemachten“ Vox-Pop, dem natürlichen Auftreten mit Erzählungen im Plauderton und Inszenierungen, die in intelligente Späße ausarten können, faszinieren sie. So zeigen Hupfer mit übertriebener Gesichtsmimik sowie Hofmann mit akrobatischer Stimmgewaltigkeit, die bis in den Countertenorbereich reicht, komödiantisch-schauspielerisches Talent.

Von Schwartzmanns, der Geräusche von sich gibt, die wie ein echtes Drum-Set klingen, erzählt man sich, er sei als kleiner Junge in einen Schlagzeugtopf gefallen. Vermutet wird ein Trick, zumal am Hals „etwas“ verpflastert ist. „Ein kleines Mikrophon, das Basstöne verstärkt“, heißt es auf Nachfrage. Das Spiel mit der Stimme ist brillant: Mal wird mit, mal ohne Mikrophone gesungen, jeder auch solo, während die anderen den Klangteppich auslegen. Mal wird die Kirche gerockt, mal in sanfte Klangwolken getaucht.

Gespielt wird mit abgerissenen oder verklingenden Tonreihen, gesummten Schlussakkorden, Lautstärken, Sprechgesang. Ohrwürmer wechseln mit selbst geschriebenen Liedern, vorwiegend aus der Feder von David Luger. Ein weiterer Höhepunkt: Die Sänger bilden einen Kreis im Mittelgang und singen mit Hofmann als Solist auf berührende Weise das „Hallelujah“ von Cohen.

Nach einem turbulenten Beatles-Medley und einer „Hymne“ auf Duweiler muss das enthusiastische Publikum „Viva Voce“ ziehen lassen.