Rassegeflügel Taubenzucht ist wie Rauschgift

Herrensohr · Faszination für die Tiere bei Züchtern des Dudweiler Rassegeflügel-Vereins. Mehr als 70 Exemplare bei Lokalschau in Herrensohr.

 In der TuS-Halle ist Phillip Tornes fasziniert von den frisch geschlüpften Küken.

In der TuS-Halle ist Phillip Tornes fasziniert von den frisch geschlüpften Küken.

Foto: Thomas Seeber

„Das ist eine Leidenschaft, die steckt tief in den Menschen drin“, sagt Wolfgang Hartmann. Der Taubenzüchter vom Rassegeflügel-Zuchtverein Dudweiler von 1895 schwärmt nur so von seiner Beschäftigung.

Bei der Lokalschau in der Halle des TuS Herrensohr gab er im Gespräch mit der SZ Einblicke in die Faszination. „Jeder 100. Mann wird Taubenzüchter“, sagt Hartmann. Es sei wie Rauschgift: Man könne, fängt man einmal damit an, nicht aufhören. Wert legt der Züchter auf den Umstand, dass es um reine Taubenzucht geht. Das habe mit dem Brieftaubenzüchten nichts zu tun. Bei seiner Gattung wird gemessen, wie lange und wie hoch das Tier über dem Taubenschlag fliegt. All das sei messbar. 1000 Taubenrassen gibt es in Deutschland, so Wolfgang Hartmann. Zum Vergleich: 600 Rassen seien es bei Hunden. Seine Faszination gilt den Hochfliegern. Er selbst züchtet seit seinem zwölften Lebensjahr. Russische Rassen sind Hartmanns Schwerpunkt. Im Austausch mit Kollegen kann es aber auch zum Züchten von Tieren kommen, die aus Kroatien oder aus Tirol kommen.

Eine Philosophie, die auch auf Sohn Stefan übergegangen ist. Der ist nicht nur Züchter, sondern hat gar eine eigene Kreation geschaffen: den Saarlandtümmler. Ein Tier, welches aus Schutz vor dem Habicht eher tief statt hoch fliegt. Auch die dunkle Farbe sorgt dafür, dass er nicht so schnell vom Ranghöheren gefunden werden kann. Die Saarlandtümmler gebe es erst seit zwölf Jahren. Und sie dürfen nur hier in der Region gezüchtet werden. Das habe Stefan Hartmann so festgelegt.

Mehr als 70 Tiere von sieben Ausstellern wurden  an zwei Tagen bei der Lokalschau präsentiert. „Wir sind einer der ältesten Vereine von Dudweiler und hatten nach dem Krieg schon mal 200 Mitglieder“, berichtet Thomas Braun. Heute sind es nur noch 16, so der Vorsitzende. „Das war früher mehr. Ganz klar“, so Braun. Die Zucht von Hühnern, Tauben und Gänsen liege nicht mehr im Trend. Dafür habe man eine vergleichsweise junge Altersstruktur. Philipp Tornes, das jüngste Mitglied, sei erst neun Jahre.

Der Verein arbeite serviceorientiert, so Braun. Mitgliedern biete man beispielsweise Impfstoff für die Hühner zu weitaus günstigeren Konditionen. Da könne ein einzelner Züchter nicht mithalten.

„Bei unseren Treffen geht es locker zu. Wir helfen bei der Anschaffung von Tieren“, sagt Thomas Braun. Nicht jede Rasse passt zu jedem Züchter. Statt Fachbücher zu kaufen, empfiehlt er eher, ein paar Mal die Treffen zu besuchen. Das beuge Fehlanschaffungen vor. Hühnerzucht laufe heutzutage wesentlich komfortabler ab als früher: Über das Smartphone ließe  sich vieles per Webcam steuern, damit man auch im Urlaub sehen kann, ob es im Stall mit rechten Dingen zugehe. Wasser- und Futterversorgung und das Öffnen/Schließen der Türen lasse sich automatisieren, erklärte der Vereinschef.

Momentan sei ein Trend zu beobachten: grüne Eier. Die gebe es aber schon länger. Und die Leute wollen sehen, wo die Eier herstammen. Deshalb züchten sie lieber selbst.

Wer Interesse an dem Hobby hat und sich informieren möchte, kommt am ersten Freitag im Monat um 19.30 Uhr ins Lokal der TuS-Halle. Dort findet der Stammtisch für Anfänger und Interessenten statt.

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