Brennpunkte in Dudweiler Ghettos schaffen ist keine Sozialpolitik

Dudweiler · Im Stadtbezirk Dudweiler stößt die Saarbrücker Sozialpolitik an ihre Grenzen. Ghettos zu schaffen ist keine Lösung. Wenn jetzt niemand auf die Bremse tritt, geht es mit manchen Ecken Dudweilers bergab.

 Marcus Kalmes

Marcus Kalmes

Foto: Robby Lorenz

Wer länger in Dudweiler lebt, der weiß, wie liebenswert der Ort ist. Das Vereinsleben ist ausgeprägt. Es wird gern gefeiert. In vielen Wohngebieten passen Alteingesessene aufeinander auf. Gerade in Corona-Zeiten von größter Bedeutung. Doch wer lang in Dudweiler lebt, kann auch mitansehen, wie es mit Teilen des Saarbrücker Stadtbezirks bergab geht. Der Alte Markt und der Anger in der Ortsmitte – Dauereinsatzgebiet der Polizei.

In Nachbarkommunen werden solche kostbaren Orte im Zentrum zu Oasen zum Verweilen aufgepeppt. Sie werden gehegt, gepflegt, von Einwohnern gern genutzt. In Dudweiler werden sie gemieden. Und scheinbar sich selbst überlassen. Viele im Stadtbezirk beklagen gefühlt stark zunehmende Kriminalität, fühlen sich in manchen Ecken nicht mehr wohl. Dazu kommt zunehmende Vermüllung.

Sozialen Sprengstoff liefert zudem insbesondere die Fischbachstraße 5a und 5b. Ein Ort, an dem Sozialpolitik an Grenzen stößt. Dort hat die Stadt zwei Gebäude mit je 20 Wohnungen gemietet. Darin untergebracht sind Randständige. Menschen, die Hilfe der Gesellschaft benötigen. Die beiden Häuser in der Fischbachstraße sind aber zu einem Brennpunkt der Kriminalität geworden. 17 Brandstiftungen in einem Jahr, fast 100 Polizei-Einsätze in 20 Monaten sprechen eine deutliche Sprache.

Die Stadt ist verpflichtet Obdachlosen eine Bleibe zu bieten. Das Problem: Sie pfercht sie zusammen. Alkohol. Drogen. Gewalt. Psychische Probleme. Tür an Tür. Ein enormes Konfliktpotential. Statt die Zahl zusammenlebender Problemfälle zu reduzieren, soll neben 5a und 5b ein drittes Haus mit weiteren 20 Wohnungen gebaut werden. Das verstärkt das Problem. Noch mehr Leute auf einem Fleck, die unter sich bleiben und im Abwärtsstrudel versinken.

Sozialpolitik muss andere Ansätze finden. Ghettos zu schaffen ist keine Lösung. Zumal solche Orte für eine Kettenreaktion sorgen. Erst ziehen sie umliegende Straßen runter. Dann kippen ganze Bezirke. Das ist nicht im Sinne verantwortungsvoller Sozialpolitik.

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