,,Populisten brauchen Probleme“

Herrensohr · Zum Tag des offenen Denkmals hörten viele gläubige Christen einige Worte, die nachdenklich machen. Jenseits dieser Ansprachen konnten die Besucher aber auch die Kreuzkirche in Dudweiler-Herrensohr einmal näher kennen lernen.

 Zum Tag des offenen Denkmals versammelten sich viele Gläubige in der Kreuzkirche in Herrensohr. Foto: Thomas Seeber

Zum Tag des offenen Denkmals versammelten sich viele Gläubige in der Kreuzkirche in Herrensohr. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Mit einem Gottesdienst begann der Tag des offenen Denkmals in der Kreuzkirche in Herrensohr am vergangenen Sonntag. Es war bereits das zweite Mal, dass die Gemeinde an der Aktion der Deutschen Stiftung Denkmalschutz teilnahm, erklärte Pfarrerin Marie-Luise Jaske-Steinkamp zur Begrüßung. Sie verwies in ihrer Einführung auch auf den Partnerschaftsgottesdienst mit der Diözese Butare (Ruanda) in der vergangenen Woche, genauer auf die Ansprache des Pfarrers Valens Kabanga, die auch zum Hauptthema an diesem Sonntag passte: "Er erklärte, dass durch die Netzwerke die Welt zu einem Dorf geworden ist. Wenn eine Seite die Energie verbraucht, geht für alle das Licht aus."

Bevor jedoch die Gastrednerin, die saarländische Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger , das Thema erneut aufgriff, verwies Pfarrer Heiko Poersch auf die Bedeutung der Aktion: "Kirchen sind Baudenkmäler , doch Denkmäler sind nicht nur da, um sie von außen zu betrachten." Dabei sei die Kreuzkirche ein besonderes Beispiel, da sie nach ihrem Umbau auch als Gemeindehaus und Versammlungsstätte dient. Bei der Entscheidung sei es auch um die Kosten und die Sorge gegangen, das Gotteshaus "voll zu bekommen", doch: "Werft eure Sorgen auf ihn. Gottes Wort wird auch in Zukunft hier kraftvoll verkündet."

Anke Rehlinger verwies zunächst auf den 31. Oktober 2017: "Es ist der Tag für die Protestanten, um sich zu vergewissern, wo stehen wir, denn 500 Jahre zuvor hat Luther die Thesen an die Tür geschlagen." Bevor sie das Eingangszitat aufgriff: "Wir sind beinahe in einem Tag an jedem Ort der Welt. Binnen Sekunden verbreiten sich Nachrichten in nahezu jedes Wohnzimmer. Doch ein Dorf bedeutet auch, dass die Menschen nahe beieinanderstehen - die Schwächen und Stärken der Nachbarn kennen und Rücksicht nehmen." Anke Rehlinger warnte vor der Gefahr einer Spaltung auch im eigenen Land, sogar im eigenen Bundesland durch Populisten. "Wir dürfen nicht zulassen, dass die Gesellschaft weiter auseinanderdriftet. Wir dürfen nicht gleichgültig sein, wenn Hilfe gebraucht wird." Dinge dürften nicht schöner geredet werden, Gerechtigkeitslücken müssten geschlossen werden und Bildung für alle sei notwendig, um den Gemeinschaftssinn organisiert zu bekommen. "Die Ereignisse der Reformation sollten uns eine Lehre sein. In Zeiten der Veränderung braucht es progressive Kräfte und keine Restauration."

Viele hätten etwa in der Flüchtlingskrise engagiert angepackt, was auch auf die saarländischen Tugenden zurückzuführen sei: "Der Zusammenhalt und das Miteinander gehören zu unserem Grundcode. Sie stammen aus der Zeit des Bergbaus und sind uns in Fleisch und Blut übergegangen." Dabei räumte sie ein, dass viele Menschen sich ausgegrenzt fühlen, doch: ,,Populisten liefern keine Antworten, sie brauchen die Probleme. Doch wir können nicht mehr nur nebeneinander leben."

Ein weiterer Gast war Pfarrer Christian Schubert von der evangelischen Kirchengemeinde St. Avold. Er hielt Fürbitten und eine Lesung, in Deutsch und Französisch. Zu guter Letzt galt es dann, den Tag des offenen Denkmals zu feiern. Mit dabei war das Gustav-Adolf-Werk, der Ortsinteressenverein, die Patenschaft des Kirchenkreises Saar-Ost mit der Diözese Butare sowie der Förderverein der Kreuzkirche.

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