Pfad der Sinne sorgt für Furore

Dudweiler · In einem Saarbrücker Seniorenheim konnte man ihn schon erleben: den ,,Pfad der Sinne“. Nun soll er nach außen getragen werden. Ein ehrgeiziges Vorhaben, das gerade sehr konkrete Formen annimmt.

 Auf unserem Bild (von links): Andrea Sieger, OB Charlotte Britz, Pfarrer Günther Heipp und Alex Deutsch. Foto: Kreuznacher Diakonie

Auf unserem Bild (von links): Andrea Sieger, OB Charlotte Britz, Pfarrer Günther Heipp und Alex Deutsch. Foto: Kreuznacher Diakonie

Foto: Kreuznacher Diakonie

Auf rund 9000 Quadratmetern soll in den Herrensohrer Wiesen ein Modellprojekt mit überregionaler Strahlkraft entstehen. Dies ist zumindest die Vision des Vereins Pfad der Sinne. Das Projekt mit ebendiesem Namen "geistert schon seit etwa zehn Jahren in meinem Kopf herum", erzählt Initiator Alexander Deutsch, Ergotherapeut aus Dudweiler. Mindestens zwei weitere Jahre wird es nun dauern, bis das Projekt zum großen Teil umgesetzt ist. Spatenstich soll in wenigen Wochen sein.

Eine Herausforderung sei es, dass das gewünschte Stück Land, das ,,Wiesental", derzeit noch als Grünfläche ausgewiesen sei. Eine Bauvorabfrage werde in Kürze eingereicht, das Liegenschaftsamt werde dann entscheiden, ob das Vorhaben dort umgesetzt werden kann. Die Stadt Saarbrücken habe jedoch schon signalisiert, dass der "Pfad der Sinne" auf dem Gelände entstehen darf. Von Bezirksbürgermeister Reiner Schwarz und OB Charlotte Britz sei es empfohlen worden. Wenn also alle Hürden genommen sind, kann mit den vorbereitenden Maßnahmen vor Jahresende begonnen werden. Der Enthusiasmus von Alexander Deutsch jedenfalls lässt daran keinen Zweifel aufkommen. Auf 23 Stationen soll ein barrierefreies Angebot entstehen, bei dem Mensch und Natur im Mittelpunkt eines aktiven Miteinander stehen. Alle Sinne sollen dabei angesprochen werden.

Als Anfang ist der bis zu 500 Quadratmeter große "Naturgarten der Vielfalt" angedacht. "Alle möglichen Kräuter- und Gemüsesorten, die weltweit zu finden sind" sollen hier angebaut werden. So werden nicht nur Geruchs- und Geschmackssinn angesprochen, sondern auch Wissen vermittelt. Mit eine der ersten Stationen soll eine Begegnungsstätte werden, in der eine kleine Küche, Umkleideräume und die sanitären Anlagen untergebracht sind.

Weitere angedachte Stationen sind eine Klangsäule aus Granit, ein Baumstamm zum Balancieren, eine Rollstuhlschaukel oder ein Märchenpfad, auf dem Geschichten aus aller Welt erzählt werden können. Eine schöne Attraktion verspricht das befahrbare Bienenhaus zu werden - aus Weide geflochten und mit Lehm verstärkt. Dieses sei ebenfalls komplett barrierefrei. Durch eine Apparatur werde das aufgezeichnete Summen an einen vibrierenden Stab weitergegeben. "So kann man das Leben der Bienen spüren", sagt Alexander Deutsch.

Gebaut und errichtet wird übrigens so ziemlich alles von den derzeit 70 Vereinsmitgliedern selbst und weiteren Menschen aus allen Kulturen. Punktuell müssten Statiker und Architekten ihre Arbeit machen, eine TÜV-Abnahme erfolge für die jeweiligen Stationen natürlich auch. Um für gegenseitiges Vertrauen zu werben, haben sich die Mitglieder dazu bereit erklärt, die in die Jahre gekommenen Bouleplätze wieder herzurichten. Einen Traum, der mit Sicherheit noch einige Jahre für die Umsetzung benötigt, formuliert er bereits jetzt: "Wir würden uns sehr freuen, wenn wir einen Pfad der Sinne mit unseren Freunden in Lothringen gemeinsam andenken und umsetzen könnten".

pfaddersinne.de

Als erster Verein überhaupt wurde der Verein "Pfad der Sinne" Ende September mit der Albert-Schweitzer-Friedensmedaille ausgezeichnet. Konkret ging es um den Erlebnisraum für Jung und Alt, den die Vereinsmitglieder im Seniorenheim ,,Haus am Steinhübel" in Saarbrücken errichteten. Die Verleihung fand ebendort durch Pfarrer Günther Heipp, langjähriger Mitarbeiter von Albert Schweitzer , statt. Für den stationären Erlebnisraum brachten die Mitglieder einen Wald ins Haus. "Für diejenigen, die es nicht mehr in den Wald schaffen", wie es der Vorsitzende, Alexander Deutsch, formulierte. Der Raum beinhaltet Baumstämme, die an den Wänden stehen und bis zur Decke reichen. Laub bedeckt den ganzen Boden und raschelt bei jeder Bewegung. Echte Pflanzen verbreiten angenehmen Duft, das Geräusch eines Bachlaufs unterstützt den Eindruck eines Waldes. Immer wieder werden Fühlkisten aufgestellt, mit denen man Natur direkt erleben kann.

 Heike Weller und Alexander Deutsch zeigen die Stelle in Herrensohr, wo der Sinnespfad entstehen soll. Foto: Thomas Seeber

Heike Weller und Alexander Deutsch zeigen die Stelle in Herrensohr, wo der Sinnespfad entstehen soll. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Neben diesem stationären Erlebnisraum hat der Verein Pfad der Sinne auch mobile Räume, die immer wieder gerne bei Veranstaltungen und in diversen Einrichtungen eingesetzt werden. Der Aufbau dauert jeweils bis zu sieben Stunden. Besucher können so körperlich, sozial, emotional und kognitiv einbezogen werden. Auch das Caritas Seniorenhaus St. Irmina Dudweiler ist an der Errichtung eines stationären Raumes interessiert.

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