,,Nicht die Astrologen befragen, sondern selbst zupacken“

Dudweiler · Eine eher betrübliche Entwicklung im Stadtbezirk Dudweiler wurde beim Neujahrsempfang thematisiert. Doch auch Zuversicht versprühten die Redner, die dazu aufriefen, die Zukunft zu gestalten und Tatkraft an den Tag zu legen.

 Zum Neujahrsempfang mit Kinderprinzenpaar luden der Präsident des Verkehrsvereins, Ralf-Peter Fritz (Mitte, hinten) und Bezirksbürgermeister Reiner Schwarz (Fünfter von rechts) ein. Foto: Bastian

Zum Neujahrsempfang mit Kinderprinzenpaar luden der Präsident des Verkehrsvereins, Ralf-Peter Fritz (Mitte, hinten) und Bezirksbürgermeister Reiner Schwarz (Fünfter von rechts) ein. Foto: Bastian

Foto: Bastian

Eine Premiere erlebte der Neujahrsempfang am Mittwochabend im Dudweiler Bürgerhaus. Denn die Gastgeber - der Verkehrsverein um seinen Präsidenten Ralf-Peter Fritz sowie Bezirksbürgermeister Reiner Schwarz - übernahmen lediglich die vornehm zurückhaltende Begrüßung der rund 300 geladenen Gäste und überließen dann das Feld zwei gestandenen Kommunalpolitikern. Mit ihren Ausführungen, die unter anderem ernüchternde Fakten, insbesondere zum sozialen Gefüge im Stadtbezirk enthielten, bildeten die beiden gewissermaßen eine große Koalition auf der Bühne.

Und so oblag es Rudolf Altmeyer (SPD ) und Norbert Moy (CDU ) als Mitglieder der Regionalversammlung Saarbrücken das Wort an die Gäste im Veranstaltungssaal zu richten. ,,Zusammenkunft ist ein Anfang. Zusammenhalt ist ein Fortschritt. Zusammenarbeit ist ein Erfolg" - unter diesem Motto, das der amerikanische Industrielle Henry Ford geprägt hatte, stand der Neujahrsempfang, der nicht nur von freudiger Erwartung für die kommenden Monate geprägt war, sondern auch von den Sorgen und Problemen, die die Menschen im Stadtbezirk begleiten.

Altmeyer und Moy hatten sich der Mühe unterzogen, statistische Daten aus dem Entwurf des Sozialberichtes 2016 zusammenzutragen, aus denen unterm Strich Folgendes festzuhalten sei: Die Sozialstrukturen in Dudweiler veränderten sich zunehmend in Richtung sozialer und materieller Benachteiligung. In Dudweiler würden immer mehr Menschen wohnen, die von Armut betroffen sind - Alleinstehende wie Familien mit Kindern und auch heranwachsende Jugendliche. ,,Insbesondere in der Ortsmitte von Dudweiler ,,wachsen immer mehr Kinder und Jugendliche unter Armutsbedingungen auf, viele Familien leiden unter einer dauerhaften materiellen Unterversorgung". Es bestehe ,,ein sehr hoher Unterstützungsbedarf." Die soziale Belastung des Stadtteils drücke sich auch in der hohen Inanspruchnahme von Erziehungshilfe aus. Mit dem Kinder- und Elternbildungszentrum (KIEZ) am Anger leisteten Regionalverband Saarbrücken, Landeshauptstadt und Diakonisches Werk einen wesentlichen Beitrag, um die Armutsspirale zu durchbrechen. Die Stadt Saarbrücken wünsche perspektivisch den Ausbau zu einer vollwertigen Gemeinwesenarbeit.

Nach dieser ernüchternden Bestandsaufnahme brachen sich dann aber Zuversicht und Tatkraft Bahn, getreu dem Motto: ,,Nicht Bleigießen, nicht Kaffeesatzlesen, nicht Astrologen befragen, sondern zupacken und die Zukunft selbst aktiv in die Hand nehmen - das ist es, was wir brauchen."

Nach anregenden Gesprächen zwischen den vielen Gästen, von denen sich die meisten seit Langem kennen, endete der Abend im Bürgerhaus. Wobei die abschließenden Worte der Redner wohl noch ein wenig nachklingen werden: Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist der, sie zu gestalten.

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