Neues Maskottchen

Dudweiler · Eines der ältesten Gasthäuser in Dudweiler ist das ,,Krokodil“. Hier ist die Zeit vor vielen Jahren stehen geblieben.

 Diese historische Aufnahme zeigt das stolze Gebäude, in dem das Gasthaus zu finden ist.

Diese historische Aufnahme zeigt das stolze Gebäude, in dem das Gasthaus zu finden ist.

Foto: Dudweiler Geschichtswerkstatt

Es gibt Gaststätten, die sind zwar nicht besonders schön, aber dafür umso interessanter. Vor allem dann, wenn der Wirt ein sehr unterhaltsamer Mensch ist und deshalb seine Gäste auf ihn stehen. In Dudweiler gibt es solch ein Gasthaus, dem allerdings das beeindruckende Maskottchen vor Jahren schon abhandenkam: ein ausgestopfter Alligator. Der Vierbeiner im nicht mehr angriffslustigen Zustand verlieh der Gaststätte in der Ortsmitte von Dudweiler, Ecke Büchelstraße/Saarbrücker Straße den Namen: ,,Zum Krokodil". Das ist zwar nicht dasselbe wie ein Alligator, aber egal. Offenbar weiß niemand, wo das Tier ist. Auch Recherchen der SZ waren leider nicht von Erfolg gekrönt.

Die Immobilie, deren Ursprünge nach einer Veröffentlichung der örtlichen Geschichtswerkstatt wohl aufs Jahr 1628, zumindest jedoch auf 1667 zurückgehen, hat eine wechselvolle Vergangenheit. Das stolze, unter Denkmalschutz stehende Anwesen gegenüber dem Alten Markt, das die heute kleine Kneipe beherbergt, sah schon viele Geschäftsleute und Handwerker kommen und gehen. Heute sind hier ein Friseursalon und eine Fahrschule zu finden. Früher gab's da auch einen großen Biergarten, wie Heimathistoriker zu erzählen wissen.

Doch kommen wir nun zum Mann hinterm Tresen. Er heißt Johann Heilmann, ist 61 Jahre alt, und alle sagen Hansi zu ihm. ,,Donauschwabe" sei er, sagt der Hansi. Und dies ist ein Sammelbegriff für die von Ende des 17. bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgewanderten Deutschen, die es unter anderem, wie die Vorfahren unseres Dudweiler Wirts, ins rumänische Banat verschlagen hatte. Mittlerweile leben er und viele Leute aus seiner Verwandtschaft in Deutschland, wobei es dem 61-Jährigen und seiner Frau im Saarland von Anfang an gefiel. Das war 1990.

,,Ich bin sehr anpassungsfähig", sagt der kleine, lebhafte Mann mit den Hosenträgern, der viele Stammgäste hat. Die hören gerne alte Gassenhauer, bei denen man - mit mehr oder weniger Alkohol im Blut - traurig oder lustig wird, je nach Gemütszustand. ,,Du hast mich 1000mal belogen" von und mit Andrea Berg - das ist auch so ein Lied, das nie alt wird und gerne auch mal ziemlich schräg und laut mitgesungen wird.

Wirt Hansi hat in seinem Lokal eine riesige CD-Sammlung, die er uns voller Stolz zeigt. Und er hat Preise, die nicht wehtun. Der Sprudel für einen Euro, Jägermeister für Einsfünfzig, die Cola für Einsdreißig. Und deshalb hat er auch viele Stammkunden, die sich als Familie begreifen, weil sie miteinander vertraut sind. Hansi wiederum kennt unzählige Schicksale, hört zu, tröstet, spielt manchmal auch den geschickten Diplomaten.

Angeblich war Freddy Quinn mal zu Gast im ,,Krokodil", das erzählen sich die Leute, und dann gab es auch mal einen Wirt namens Joe, von dem noch heute viele schwärmen. Mit seiner Gitarre hat er angeblich alle verzaubert und nicht nur ,,Sierra Madre" gesungen. Und so herrschte bei ihm Hochbetrieb.

Ach ja, von früher reden, das machen viele Menschen, die sagen, dass alles immer schlimmer wird und ihren Ausführungen gern ein ,,weißt du noch?" voranstellen. Wirt Hansi hört ihnen zu und schenkt wieder nach. Wie lange er das noch machen will? ,,Bis ich tot umfalle", sagt der temperamentvolle Mensch, der weder dumm noch ungebildet ist - ganz im Gegenteil. Koch und Kellner hat er gelernt, hat am Bau geschafft und in der Schwermetall-Branche. Und nun steht er - wenn seine Frau die Schicht zuvor beendet hat - ab 17 Uhr in der Kneipe und geht seiner kommunikativen Arbeit nach. Also, Hansi, mach's gut, lass dich nicht unterkriegen. Und fall' bloß nicht tot um. Das mögen deine Gäste gar nicht….

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