Kreatives Spiel mit dem Feuer

St. Ingbert. Am vergangenen Sonntag versammelten sich auf einem Gelände des Innovationsparks Beckerturm Menschen um mehrere Feuer, um von Zeit zu Zeit einen Ofen zu öffnen, dessen glühendem Inneren etwas entnommen wurde. Danach stand man in Gruppen schweigend zusammen, um einem Schauspiel beizuwohnen, das sich in einem großen Metallbehälter abspielte

St. Ingbert. Am vergangenen Sonntag versammelten sich auf einem Gelände des Innovationsparks Beckerturm Menschen um mehrere Feuer, um von Zeit zu Zeit einen Ofen zu öffnen, dessen glühendem Inneren etwas entnommen wurde. Danach stand man in Gruppen schweigend zusammen, um einem Schauspiel beizuwohnen, das sich in einem großen Metallbehälter abspielte. Zischen, Qualm, Funkenflug, Räucherduft und plötzlich auflodernde Flammen verstärkten noch den Eindruck, dass es sich hier um eine Verschwörung zu handeln schien.Dabei wohnten die Besucher einem handwerklichen Prozess bei, der den Abschluss eines Projekts mit dem "Atelier Kerativ" in Dudweiler bildete. Das Atelier, eine Außenstelle des V.I.B., Verbund für Integration und Bildung der Awo-Saarland, hat in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres das Kunst- und Workshop-Projekt "Ich hol dich mit" mit dem Material Ton durchgeführt. Für die Umsetzung holte man sich den Berliner Künstler Harald Birck, Berlin, und Sigrid Caspar, die eine Galerie und eine Keramik-Werkstatt in St. Ingbert hat, mit ins Boot. Gemeinsam mit behinderten Menschen schuf Birck überlebensgroße Tonköpfe und in einem nächsten Schritt wurde ein Relief erarbeitet, dessen Einzelteile nun in St. Ingbert in Sigrid Caspars Werkstatt gebrannt wurden. Brigitte Rackelmann, Leiterin des "Kerativ", freut sich über die Ergebnisse und erzählt, wie es zu den Kunstwerken kam: "Nach einer ersten Aktion zum Thema 'Kunst trotz Armut' in Saarbrücken wollten wir gern ein anderes Thema aufgreifen und haben uns für die Kommunikation entschieden." Und wie vielfältig dieses Thema gestaltet werden kann, zeigten Mitarbeiter und fünf behinderte Künstler des Dudweiler Ateliers jetzt in St. Ingbert.

Alle Sinne gefragt

Gemeinsam mit Sigrid Caspar wurde erarbeitet, was alles mit diesem Thema zusammenhängt. Da waren alle Sinne gefragt, ohne die Kommunikation nicht funktioniert, aber auch die Umwelt gehört in diesem Fall dazu. Und so verwundert es nicht, dass auf den Fliesen, die später als Tonrelief in Dudweiler zu sehen sind, Augen, Ohren, Münder, Menschen in allen Variationen, aber auch ein Haus und Bäume zu sehen sind.

Die Tonarbeiten wurden in Raku-Technik geschaffen, was eine Brenntemperatur von 950 Grad voraussetzt. Gebannt schauten die Besucher zu, als Stefan Rodenmeyer sich einen Schutzanzug überstreifte, mit dem er jedem Stahlwerker Konkurrenz gemacht hätte, und den Ofen öffnete. Nach dem Warten auf die richtige Temperatur ging alles ganz schnell. Mit einer Zange wurde ein glühendes Kunstwerk nach dem anderen in einen Behälter mit Sägespänen "gebettet" und, wenn sich erste, erwünschte Risse zeigten, mit diesen ganz bedeckt. Während die meisten Neugierigen diesem Schauspiel fasziniert beiwohnten, hatten die fünf behinderten Künstler eine verantwortungsvolle Aufgabe, denn sie sorgten für den Holzspäne-Nachschub.

Nach einer Stunde waren die Fliesen abgekühlt, konnten entnommen und auf einem Tisch präsentiert werden. Auf die Ergebnisse können die Behinderten, ihre Betreuer und natürlich die Künstlerin Sigrid Caspar mehr als stolz sein. Alle Einzelteile werden nun bei der Awo in Dudweiler zusammengesetzt und können bald als Wandrelief bewundert werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort