"Ich gebe alles in Gottes Hand"

Dudweiler. Manchmal trifft man bemerkenswerte Menschen. Menschen, über deren Leben, über deren Lebenseinstellung man noch lange nachdenkt. Vor denen man sich innerlich verneigt, weil sie Dinge tun, die so gar nicht mehr üblich sind. Schwester Solina ist solch ein Mensch. Die gebürtige Inderin ist seit diesem Jahr die Oberin der Schwestern vom Heiligen Geist im cts-Krankenhaus in Dudweiler

Dudweiler. Manchmal trifft man bemerkenswerte Menschen. Menschen, über deren Leben, über deren Lebenseinstellung man noch lange nachdenkt. Vor denen man sich innerlich verneigt, weil sie Dinge tun, die so gar nicht mehr üblich sind. Schwester Solina ist solch ein Mensch. Die gebürtige Inderin ist seit diesem Jahr die Oberin der Schwestern vom Heiligen Geist im cts-Krankenhaus in Dudweiler. Mit 58 Jahren ist sie die Jüngste im Kreis von noch zwölf Ordensschwestern der Klinik. Junge Frauen als Verstärkung sind kaum in Sicht. Früher - viele Dudweiler Bürger werden sich noch erinnern - waren es weitaus mehr: Um die 60, wie Schwester Solina zu erzählen weiß. Die beiden Ältesten sind 97 - und immer noch tätig im Geiste Jesu. Die 58-Jährige stammt, wie sie erzählt, aus einer wohlhabenden Gegend im Süden Indiens. Schon als 15-jähriges Mädchen wusste sie, dass sie ins Kloster geht. Über den Kontakt zu indischen Karmelitenpatres wird Schwester Solina auf die deutschen Heilig-Geist-Schwestern aufmerksam. Die Idee dieser Kongregation von 1964 nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil: Indische Frauen reisen nach Deutschland, werden durch Ausbildung auf den Dienst und die Aufgaben in indischen Missionen vorbereitet. 19 Jahre hat Schwester Solina so auch in einer Mission im mittleren Teil Indiens gelebt. Sie weiß, was schlimmste Armut bedeutet. Und dass sie viel von armen Menschen gelernt hat: "Die Zufriedenheit, die diese Menschen ausstrahlen, gibt einem sehr viel." Das vergleichsweise luxuriöse Leben, wie sie es in Deutschland vorgefunden hat, das interessiert sie nicht. "Es ist das spirituelle Leben, das mich stark macht", sagt die Oberin des Konvents (lat. conventus; Zusammenkunft) am Krankenhaus St. Josef. Harte Arbeit - morgens um fünf steht sie auf - und Gehorsam prägen ihr Leben. Streng oder gar verhärmt ist sie deshalb aber noch lange nicht. Schwester Solina lacht ein ums andere Mal so herzerfrischend, dass man nicht umhin kommt, mitzulachen. Ihre Fröhlichkeit wirkt ansteckend. "Ich gehe dahin, wo ich hingeschickt werde - das ist unser Weg", sagt sie, für die das Mutterhaus in Koblenz ab 1968 neun Jahre lang die erste Station der ordensgemeinschaftlichen Ausbildung war. 1977 reiste sie zurück nach Indien in die Mission, absolvierte noch eine zweijährige Ausbildung in der Hebammenschule und war dann in ihrem Heimatland als Sozialarbeiterin, Lehrerin und auch medizinisch tätig. Und jetzt ist sie in Dudweiler, über ihre weitere Zukunft entscheidet das Mutterhaus. "Ich gebe alles in Gottes Hand", sagt sie. Alle zwei Jahre darf sie, die manchmal vom Heimweh geplagt wird, nach Hause. Am 1. Januar ist es soweit. Dann sieht sie ihre Geschwister wieder. Darauf freut sie sich sehr.

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