Furchtlose Chorleiterin geht neue Wege

Scheidt/Dudweiler/Alt-Saarbrücken · Musikpädagogin Martina Haupenthal bevorzugt für ihre Chorkinder Musik, die nicht an die gängigen Konserven erinnert. Mit den Jugendlichen der Gruppe „Missing Link“ hat sie sogar eine eigene CD eingespielt.

 Chorleiterin Martina Haupenthal probt in St. Elisabeth in Scheidt mit Grundschülern. Foto: Astrid Karger

Chorleiterin Martina Haupenthal probt in St. Elisabeth in Scheidt mit Grundschülern. Foto: Astrid Karger

Foto: Astrid Karger

Schwungvoll, fast stürmisch, begrüßt Martina Haupenthal die vier Jungen und drei Mädchen im Grundschulalter, die in St. Elisabeth in Scheidt Lieder für den dritten Advent proben. Kurz zuvor stand die Musikpädagogin (Studium Musikwissenschaft und Sprecherziehung) noch in Bischmisheim vor achtzehn Blockflötenneulingen. Die Kinder in Scheidt singen von der "Freude im Herzen", und die sieht man ihnen auch an, viel Rhythmus steckt in den kleinen Körpern im Wintermantel. Sie suche immer nach Liedern, die die jungen Stimmen auch singen können, "ohne Stecker, ohne Orchester", eben nicht die Musikkonserve mit der Baritonstimme von "Benjamin Blümchen". Sie wolle Singtradition bewahren und dabei kindgerechte und zeitgemäße Melodien und Texte anbieten. Haupenthal selbst sang siebenjährig mit glühendem Eifer beim Chor der "Deutschen Jugendkraft", einem Sportverein. Dessen Chorleiterin empfahl das Erlernen eines Instruments, singen könne das Kind gar nicht. So kamen die Instrumente, die Blockflöten, das Klavier, und später die Gitarre. Der Blockflötenunterricht schulte das Ohr, nun fand auch die Singstimme die Töne. Bereits mit achtzehn Jahren legte die heute 53-Jährige das Chorleiterexamen ab. Gemeinsam mit ihrem Mann Gerhard betreibt sie in Dudweiler die Musikschule Bravissimo. Sechs Laienchöre im Saarland, Kinder und Erwachsene, hören auf ihr Kommando. Conas, der Chor ohne Namen, das waren mal Eltern, die zur Konfirmation ihrer Kinder singen wollten. Unter der furchtlosen Leitung von Martina Haupenthal gelang in der Ludwigskirche vierstimmiger Gesang. Das machte soviel Freude, dass sie weitersangen, seit mittlerweile zwei Jahren probt Conas regelmäßig in der Notkirche. "Der Funke springt über", ein gegenseitiges Phänomen, das die Arbeit der Dudweilerin charakterisiert. Kinder, die selbstvergessen in ihrem Tun aufgehen, alte Menschen, die Tränen der Rührung vergießen, weil sie im Seniorensingkreis zu ihren Erinnerungen finden. In der evangelischen Gemeinde Alt-Saarbrücken leitet die praktizierende Katholikin auch den Jugendchor "Missing Link", eben kein fehlendes, sondern ein hörbar vorhandenes Glied zwischen Spendern und Bedürftigen. So wirkten die Jugendlichen bei einer Benefizgala für das Kinderhospiz in Tholey mit. Besonderes Engagement gilt dem Sammeln von Spenden für die Jugendarbeit in Goma im Kongo. Der Erlös aus dem Verkauf einer von "Missing Link" mit Gospelmusik besungenen CD fließt in das Projekt.

"Es kommt darauf an, dass man das Herz spürt", dieser Satz beschreibt für Haupenthal das Dach, unter dem alle Stilrichtungen und Musizierenden zusammenfinden.

Die CD von "Missing Link" kann in der Ludwigkirche erworben werden.

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