Einsatz für das Raus aus der Nische

Herrensohr · Deutliche Worte fanden Vertreter der Gehörlosen jetzt in Herrensohr. Die Politik solle die Stelle eines hauptamtlichen Ansprechpartners für sie schaffen. Gerade im Saarland gebe es noch viel zu zu tun.

 Petra Krämer (rechts) und neue Ehrenvorsitzende Christine König-Bittner. Peter Oedinger freut sich mit. Foto: Thomas Seeber

Petra Krämer (rechts) und neue Ehrenvorsitzende Christine König-Bittner. Peter Oedinger freut sich mit. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

"Für dieses Jahr wünsche ich mir, dass es mehr Informationen für unsere speziellen Probleme gibt, und dass wir ein bisschen mehr ins politische Leben eingebunden werden und mitsprechen können - denn unser Leiden sieht man nicht", sagt Petra Krämer beim Neujahrsempfang des Landesverbandes der Gehörlosen Saarland. Zu der Feier kamen zahlreiche Vertreter verschiedener Gehörlosenvereine sowie der Politik. Sie führten einen regen Austausch über Erfolge, aber vor allem auch Probleme. "Es hat sich in den letzten Jahren viel für uns verbessert, aber wir sind immer noch von vielem ausgeschlossen", erklärt die kommissarische Vorsitzende des Landesverbandes, Petra Krämer. Positiv fand sie beispielsweise, dass das im Saarländischen Rundfunk übertragene Weihnachtskonzert von einem Gebärdendolmetscher begleitet wurde, sodass auch sie dieses Konzert genießen konnte. Von solchen Angeboten erhofft sie sich in Zukunft noch viel mehr - nicht nur bei kulturellen Ereignissen, auch was politische Angelegenheiten angeht.

"Nachrichten sind für uns auch nicht immer leicht zu verstehen", erklärt Walter Wöhrlin vom Verband der Hörgeschädigten im Saarland, der den Neujahrsempfang ebenfalls besuchte, "andere Menschen machen morgens das Radio an und hören die neuen Nachrichten . Uns bleiben die Zeitung oder Saartext, aber viele Wörter gibt es in der Gebärde nicht, was sollen wir also mit diesen anfangen?" Auch das Ausfüllen von Anträgen werde für manche Gehörlose zur unüberwindbaren Hürde. Denn, was sollen sie tun, wenn sie Fragen haben, sie können ja nicht einfach anrufen. "Im Saarland sind, so sehr wir es bedauern, noch viele Barrieren, die uns vieles erschweren", sagt Krämer, "wir hoffen für die Zukunft auf einen hauptamtlichen Mitarbeiter für unsere Probleme. Unser Traum ist es, einen entsprechenden Raum im Rathaus oder Ministerium für unsere Bedürfnisse zu integrieren."

Von den anwesenden Politikern gab es viel Zuspruch. Saarbrückens Bezirksbürgermeister Christa Piper, welche den Verein bereits seit vielen Jahren unterstützt, versprach Hilfe. "Die Barrieren, die durch nicht Hören entstehen, werden viel zu wenig erkannt. Alles, was in Räten besprochen oder beschlossen wird, ist dadurch praktisch nicht zugänglich", sagt Piper, "deshalb fordern wir, dass das Kommunale Selbstverwaltungsgesetz so geändert wird, dass alles im Internet nachzulesen ist".

Neben offener Kritik und Informationsaustausch gab es aber auch noch einen ganz besonderen Grund zum Feiern: Die ehemalige Vorsitzende des Verbandes Christine König-Bittner, die nach dreizehneinhalb Jahren ihr Amt aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt hatte, bekam den Ehrenvorsitz verliehen. "Dank ihr steht der Landesverband gut da", lobte Krämer ihre Kollegin, "sie gab gehörlosen Mitgliedern die Möglichkeit, als gleichberechtigte Mitmenschen angesehen zu werden, die sonst kaum eine Stimme haben."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort