Hilfsprojekt von Dr. Hans Schales Ein Leben für Afrika

Dudweiler · Seit 2001 arbeitet Hans Schales in Simbabwe. Er hat auf einer Fläche so groß wie das Saarland ein Hilfsprojekt aufgebaut, das Menschen Hoffnung schenkt. Obwohl der Ex-Chefarzt des Dudweiler Krankenhauses einen schier endlosen Kampf gegen Aids, Hunger, Frustration führen muss, ist er geblieben. Der 77-Jährige setzt damit ein Zeichen.

 In Afrika wird er liebevoll der „weiße Buschdoktor“ genannt: Bundesverdienstkreuz-Träger Hans Schales. Fotos: Dietze/kalmes/schales

In Afrika wird er liebevoll der „weiße Buschdoktor“ genannt: Bundesverdienstkreuz-Träger Hans Schales. Fotos: Dietze/kalmes/schales

"Dem afrikanischen Volk wurde Unrecht getan. Ich sehe meine Arbeit als eine Art Wiedergutmachung. Ich konnte nie verstehen, warum Schwarze Menschen zweiter Klasse sein sollen." Die Worte stammen von Dr. Hans Schales. Er erfüllt sich seit 2001 seinen Lebenstraum. In einem Land, das seit 1980 von Robert Mugabe diktatorisch regiert und zugrunde gerichtet wird: Simbabwe. Die einstige Kornkammer Afrikas ist kollabiert. 90 Prozent Arbeitslosigkeit. 25 Prozent Aids-Rate. Lebenserwartung: unter 40 Jahre. Das Gesundheitssystem ist kaputt. Hunger und Armut regieren. "Wir kämpfen nicht nur gegen Aids, Tuberkulose, Malaria, sondern auch gegen Gleichgültigkeit, Disziplinlosigkeit, Frustration", erklärte Schales einst. Aufgeben kommt für ihn aber auch nach 15 Jahren im St. Luke's Hospital nicht in Frage, "weil es die Menschen wert sind", wie der 77-Jährige erklärte: "Durch mein Dableiben will ich ein Zeichen setzen, dass ich an die Menschen glaube. Wir werden gemeinsam den Weg in die Zukunft gehen. Ich bin sicher, dass die eingeschlagene Wegrichtung stimmt, wenn wir auch nicht selbst ernten werden, was wir aussäen." Er ergänzte: "Mein Bleiben ist kein Opfer, es ist ein Privileg."

Wie wichtig sein Bleiben ist, beschrieb Pater Charles vom Oblatenorden in Simbabwe, als er über Schales und den von seinen Kindern Oliver und Anne gegründeten Förderverein sagte: "Ohne das Afrikaprojekt wären Tausende Kinder gestorben. Sie sind nicht gestorben."

Bis 2005, in Phase eins des Projektes, ging es darum, die Klinik und umliegende Schulen - mittlerweile werden zwölf unterstützt - vor dem Zusammenbruch zu retten und ein Patenkinder-Projekt - heute mit mehr als 1000 Kindern - anzustoßen. Dann in Phase zwei bis 2010 wurden initiierte Projekte wie das Infusions-, das Aids-Therapie-Projekt oder die Hebammen-Schule stabilisiert. Es wurde in Sachwerte, Klinik-Ausstattung, Schulen , Personal investiert. In Phase drei wurde in Menschen investiert. Ziel war es, von der Hilfe zur Selbsthilfe zu kommen. Schales gab den Tagesablauf in der Klinik an einheimische Ärzte ab: "Ich bin vom Chefarzt zum Assistenten geworden. Wir dürfen ihnen nicht mehr die Arbeit machen, sondern müssen ihnen assistieren. Die Menschen vor Ort sollen lernen, Verantwortung zu übernehmen." Der Fokus lag auf Investition in Bildung und Ausbildung. Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela sagte: "Bildung ist die stärkste Waffe gegen Armut."

Der Traum von Afrika packte Schales mit 14 Jahren. "Ich sah Albert Schweitzers Film. Er operiert in Gabun im Mondlicht den Sohn eines Häuptlings am Blinddarm." Das inspirierte ihn. Er studierte Medizin, lernte im Missionsärztlichen Institut in Würzburg, ging 1961 nach Afrika: drei Monate Praktikum in Nigeria. "Da merkte ich, dass ich die Arbeit ernsthaft machen will." Von 1966 bis 1968 zog es ihn mit Frau und Kindern erneut nach Nigeria. Als Oliver schulpflichtig wurde, kehrten sie nach St. Ingbert zurück.

Schales wollte eine Praxis gründen. Erfolglos. Er ging ins Dudweiler Caritas-Krankenhaus St. Josef ("Kloschder"). "Frauenheilkunde und Geburtshilfe haben mich begeistert. Ich war dann 28 Jahre im ,Kloschder'", sagt Schales, der Chefarzt wurde. Wendepunkt im Leben des Mannes, der in Dudweiler etwa 20 000 Babys zur Welt brachte, war der Tod seiner Frau 1998. Er fragte sich: "Bis zur Pension bleiben oder die Chance packen?" Der Verwaltungsaufwand im "Kloschder" widersprach seiner Vorstellung von medizinischer Arbeit. Er fragte beim Missionsärztlichen Institut: "Wo könnt ihr mich gebrauchen?" Es schickte ihn nach Simbabwe. Schales schaute sich 2000 im Urlaub in St. Luke's um. Eindruck? "Das kann ich mit 63 noch schaffen." Er flog zurück und verkündete seinen Abschied. "Denn in St. Luke's geht's nicht um geschicktes Abrechnen und Ziffern, sondern um Patienten." Am 4. Mai 2001 fuhr er nach Bremerhaven und per Containerschiff weiter. Drei Wochen Seereise bis Südafrika. Von dort fuhr er nach Simbabwe. Seit 1. Juni 2001 erfüllt er sich dort seinen Lebenstraum. In fast 15 Jahren in St. Luke's hat er knapp 30 000 Babys auf die Welt geholfen. Mittlerweile läuft Phase vier des Projekts: Einheimische sollen die Säulen werden. Wie Gordon Hlatywayo, der in einer Hungersnot ein Essensprogramm für die zwölf Schulen entwickelte. Das Afrikaprojekt gab 100 000 Euro. 3500 Kinder überlebten. Hlatywayos Eigeninitiative untermauert, was Schales sagte: "Ich bin sicher, dass die eingeschlagene Wegrichtung stimmt." Aber es stimmt nicht, "dass wir nicht selbst ernten werden, was wir aussäen".

Symbol des Projekts ist der Affenbrotbaum. Dessen Früchte sind reif. Cornelius Luphahla steht symbolisch dafür. Er ist eines der ersten Patenkinder, die unterstützt wurden. Und er studiert nun in Bulawayo, will Journalist werden. Luphahla schrieb für die Zeitung "Umthombo Wolwazi" einen Artikel über Schales' Hilfsprojekt. Er zitiert Beliter Ndlovu von einer der zwölf Schulen : "Wir sind glücklich über das, was das Afrikaprojekt für uns tut."

Das Buch "Hans Schales - Leben für Afrika. Seine Lebensgeschichte im Spiegel einer Freundschaft" von Dietmar Moench ist erschienen (25 Euro, Edition Schaumberg, ISBN 978-3-941095-31-1). Ein Teil des Erlöses geht an das Projekt.

 Reise in ein neues Leben: 2001 fuhr Schales mit einem Containerschiff nach Südafrika.

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 In 28 Jahren im Dudweiler St.-Josef-Krankenhaus half Schales 20 000 Babys auf die Welt.

In 28 Jahren im Dudweiler St.-Josef-Krankenhaus half Schales 20 000 Babys auf die Welt.

 Zum zweiten Mal in Afrika: Von 1966 bis 1968 lebte Hans Schales mit Ehefrau Ute und den Kindern Oliver und Anne in Nigeria.

Zum zweiten Mal in Afrika: Von 1966 bis 1968 lebte Hans Schales mit Ehefrau Ute und den Kindern Oliver und Anne in Nigeria.

Zum Thema:

Der Förderverein Afrikaprojekt Dr. Hans Schales unterstützt die Arbeit des ehemaligen Chefarztes des Dudweiler St.-Josef-Krankenhauses in Simbabwe. Er wurde am 7. April 2002 gegründet. Vorsitzender ist seither Oliver Schales, der Sohn von Hans Schales. Informationen gibt es per E-Mail unter info@afrikaprojekt-schales.de oder unter Telefon (0 68 93) 8 01 03 39. Spenden können auf dieses Konto eingezahlt werden: Vereinigte Volksbank, IBAN: DE 8159 0920 0029 5555 0202, BIC: GEN ODE5 1SB2, Vermerk: Spende. makafrikaprojekt-schales.de

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