Fußball ist nur was für Jungs. Von wegen! Da beweisen die sechsjährige Gina und die gleichaltrige Lena aber was ganz anderes. Sie sind zwei von 49 Kindern, die im evangelischen Kindergarten Oberlinhaus mit Begeisterung an der Fußball-AG teilnehmen. "Fußball macht Spaß", sagt Gina, während sie versucht, den Ball auf den Füßen zu jonglieren. Und, dass Mädchen das auch genauso gut können wie Jungs, beweist die 16-Jährige Lara Martin, die nicht nur in Jägersfreude bei einer Jungs-Mannschaft Fußball spielt, sondern auch in der U-16-Frauen-Nationalmannschaft Länderspiele bestreitet und gestern in der Kindertagesstätte zu Besuch war.

Zusammen mit den vor Freude ganz aufgeregten Kids übte sie dort Dribbeln, Kopfbälle und natürlich Tore schießen. Gut: Der ein oder andere Ball flog in dem Trubel auch mal wild durch die kleine Turnhalle, aber im Großen und Ganzen meisterten die Kleinen die Übungen mit Bravour.

Vor fünf Wochen gegründet

"Vieles haben wir auch schon geübt", erzählt Anerkennungspraktikantin Laura Curcio, welche die Fußball-AG vor etwa fünf Wochen ins Leben gerufen hatte und mit den Kindern dreimal die Woche trainiert. Zwar sieht sie mit ihrem Trainingsanzug, den Fußballschuhen und der Trillerpfeife sehr professionell aus, hat aber selbst nie Fußball gespielt. "Ich habe gesehen, dass die Kinder da ein Interesse dran haben und dann versucht, mir alles anzueignen", erzählt die 21-Jährige, "ich habe mir dann von Freunden einiges erzählen lassen und auch im Internet recherchiert, wie ich das den Kindern am besten vermittle".

Und das macht sie so erfolgreich, dass der fünfjährige Isaac jetzt sogar schon besser spielt als sein älterer Bruder, wie er stolz erzählt: "Ich mache ganz viele Tore und gewinne auch immer." Da spricht auch Erzieherin und zugleich Mutter von Nationalspielerin Lara, Sabine Martin, ein großes Lob an ihre Praktikantin aus: "Es ist toll, dass sie aus der Gruppe heraus bemerkt hat, dass die Kinder so ein Interesse an Fußball haben. Schließlich wollten wir den Kindern hier nichts aufdrücken. Viele gehen bald auch in Fußballvereine, da sieht man, dass wir hier auch viel erreichen können."

Besonders der Besuch der jungen Nationalspielerin, die damals selbst in den Oberlinhaus-Kindergarten gegangen ist, war da natürlich ein ganz besonderer Ansporn, noch weiter zu trainieren und auch außerhalb vom Kindergarten Fußball zu spielen. Vielleicht tritt der ein oder andere Ballkünstler nach dieser frühen Förderung ja sogar irgendwann in Laras Fußstapfen. Sie selbst ist ja erst mit acht Jahren zum Fußball gekommen: "Mein zwei Jahre jüngerer Bruder hat mich gefragt, ob ich nicht mal mit will, seitdem spiele ich bei den Jungs mit."

Ihr war dann auch schnell klar, dass sie später unbedingt in der Nationalmannschaft kicken will. Das hat sich auch heute nicht geändert. Vielleicht bringt das Oberlinhaus ja auch noch weitere Talente hervor - Anwärter gibt es auf jeden Fall. "Ich will auch Fußballerin werden", erklärt die sechsjährige Lena, "mein Papa will mir bald sogar ein Fußballtor kaufen. Vielleicht kauft er es ja sogar schon heute mit mir, wenn ich ihn wieder frage."